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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell
Autoren: Allerheiligen
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»No Pain – No Glory«-T-Shirt farblos dagegen wirkte.
    Einer der Polizisten des SOKO -Teams kümmerte sich um den halb bewusstlosen Harald. Robert Kalp war zurückgetreten und hatte Peter und Flora Raum gegeben. Als er Peters Blick auffing, nickte er ihm zu, dann setzte er sich plötzlich auf den Bretterboden und verbarg das Gesicht in den Händen.
    Peters Blicke fanden zurück zu Flora. Er wollte ein drittes Mal sagen: Ich hab dich!, und konnte es gerade noch unterdrücken. Stattdessen beugte er sich vor und küsste sie.
    Ein Martinshorn und die Sirenen von Krankenwagen tönten von unten herauf. Dann schlug die Stundenglocke einmal.
    Er küsste Flora erneut. Es schien ihm das einzig Sinnvolle zu sein angesichts der Erkenntnis, dass es nur eine Viertelstunde gedauert hatte, um eine lebenslange Familientragödie in einer weiteren Tragödie zu beenden – und dass alles vorüber war. Flora schien derselben Meinung zu sein, denn sie erwiderte seinen Kuss.

Sonntagabend
    21 . Juli
82 .
    Erst am Sonntagabend kehrte wieder Ruhe ein. Die Protokolle waren geschrieben, das SOKO -Team abgereist – in Harald Sanders Fall in einem Krankenwagen, in Robert Kalps Fall auf dem Rücksitz eines Polizeifahrzeugs. Er hatte Peter und Flora gerettet, indem er sich über die Abmachungen hinweggesetzt hatte und mit seinem Team und geführt vom Stiftspropst, der sich aus seiner Wohnung befreit hatte, den Turm hinaufgelaufen war. Er hatte sich auf Peter geworfen und ihn so gerettet, und er hatte Flora festgehalten. Peter hatte all das in seinem Protokoll erwähnt, aber er bezweifelte, dass es Robert Kalp sehr viel helfen würde.
    Der Beamte sah einer Anklage entgegen, die ihm seine Loyalität zu Harald eingebracht hatte. Roberts Karriere bei der Polizei war beendet, ebenso wie die von Harald Sander, den seine Tochter Julia, falls sie ihn sehen wollte, in den nächsten Jahren im Gefängnis würde besuchen müssen. Als er sich Michael Maier und seinem Team offenbarte, hatte Robert nur um einen Gefallen gebeten – dass er das Team noch einmal führen durfte, um Peter beizustehen. Maier hatte ihm das Versprechen gegeben, und Monika, Rolf, Florian und Bülent hatten sich von Robert führen lassen, statt ihm die Gefolgschaft aufzukündigen.
    Im Lauf des Sonntagvormittags hatte die Leiterin von Tristan Heigls Pflegeheim ihren Schützling als vermisst gemeldet. Er war am Samstagnachmittag von Konstantin Heigl abgeholt worden, der völlig offen vorgegangen war; er hatte gewusst, dass ihn zu diesem Zeitpunkt nichts mehr würde aufhalten können. Peter selbst hatte im Pflegeheim angerufen und der Leiterin die Situation geschildert. Er war erstaunt gewesen, wie betroffen sie sich angehört hatte.
    Daniel Bernward war im Verlauf des Sonntags zurück nach Augsburg gefahren, nicht ohne zu versprechen, bei der nächsten Geisterführung wieder mit von der Partie zu sein. Er, Connor, Julia und Elena hatten alle Kinder eingesammelt und sie mit Liedern und Spielen unterhalten, bis der Bus wieder eingetroffen war, der sie zurückbringen sollte. Fast alle Kinder waren zu diesem Zeitpunkt schon wieder guter Laune gewesen und hatten die ganze Geschichte als spannendes Abenteuer empfunden. Einige Eltern hatten bei Connor angerufen und damit gedroht, ihn wegen der Gefahr zu verklagen, in der ihre Kinder geschwebt hatten, aber Michael Maier hatte den fassungslosen Schotten beruhigt. Falls es tatsächlich zu Anklagen kommen sollte, würde er sich persönlich darum kümmern.
    Dann war alles, was getan werden musste, getan, und Peter stand in seiner Wohnung, wartete darauf, dass die Reste von Sabrina Hauskecks Gulasch warm wurden, nippte an dem Bier, das er sich aufgemacht hatte, und betrachtete das ruinierte Kettenhemd. Es hatte ihn und Flora gerettet. Am Ende hatte er genau das getan, worüber er halb spöttisch mit seinem Vater geflachst hatte – dass Peter Bernward mit seinem Mittelaltergewand auf dem Rad durch die Stadt toben würde, um einen Verbrecher zu fangen.
    Sein Mobiltelefon klingelte. Er spähte auf die Nummer. Es war Sabrina Hauskeck.
    Im selben Moment läutete die Türglocke. Er schnappte sich das Handy und trug es, ohne den Anruf anzunehmen, zur Eingangstür. Draußen stand Flora. Er schaute sie überrascht an.
    »Du solltest rangehen«, sagte sie und deutete auf das Handy.
    Peter blinzelte. Dann drückte er auf den roten Knopf, der das Gespräch abwies. Er ließ den Finger so lange darauf, bis das Handy begann, sich herunterzufahren. »Nicht
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