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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell
Autoren: Allerheiligen
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Pfanne.«
    Flora gab ein Geräusch von sich, weil er ihr den Pistolenlauf grob ins Fleisch drückte. Ihre Augen waren groß und auf Peter gerichtet. Sie nahm an, dass er auf Zeit spielte. Und tatsächlich war es Zeit, die er brauchte, Zeit, um seine Botschaft in ein ganz bestimmtes Hirn eindringen zu lassen, eines, das in der Wirrnis vom Schlaganfall zerstörter Synapsen und Nervenzellen schwamm. Die Geschichte, die heute zu Ende ging, war fünfhundert Jahre alt, und nun ging es um Minuten!
    »Dass die Schmuckstücke in Krakau gefunden wurden, beweist, dass Ihr Vorfahr unschuldig war. Er tauchte damals nicht mit dem gestohlenen Schmuck unter, sondern kam ums Leben, als er den Schmuck verteidigte. Die Soldaten des Polenkönigs dürften ihn irgendwo verscharrt haben. Aber egal – dieser Schmuck hier ist der Beweis, dass Ihr Vorfahr ein aufrechter Mann war. Wenn Sie ihn vernichten, ist dieser Beweis verloren, und Ihre Familienlinie wird in alle Ewigkeiten mit einem treulosen Verräter als Vorfahren leben müssen.«
    »Da es diese Familienlinie nicht länger geben wird, dürfte das völlig egal sein«, erwiderte Konstantin.
    »Für Sie vielleicht, aber nicht für die Geschichte. Da bleibt die Schmach bestehen.«
    Konstantin packte Flora plötzlich im Genick. Sie keuchte. Sein Gesicht verzerrte sich. »Die Schmach!« Er spuckte das Wort aus. »Der Familienname! Die Theorien über Schuld oder Unschuld! Mein Vater hat ihnen unsere ganze Familie geopfert. Er hat recht gehabt? Na und? Meine Mutter hat er in den Tod getrieben deswegen. Meinen Bruder hat er zu einem Waschlappen gemacht! Mich hat er zu brechen versucht, weil ich mich seinem Unsinn widersetzt habe! Er hat alles kaputtgemacht mit seiner Borniertheit und seinem sturen Glauben daran, dass er die Unschuld eines Mannes würde beweisen können, der vor fünfhundert Jahren etwas gemacht oder nicht gemacht hat, was heute kein Schwein mehr interessiert. Werfen Sie das Zeug endlich in die Pfanne! Zerstören Sie es! Ich will, dass er mit ansieht, was mit dem Schmuck passiert, der uns verfolgt hat, seit ich denken kann! Ich will, dass er sieht, wie sein Lebenswerk vergeht, so wie er das hat vergehen lassen, was sein Ziel hätte sein sollen, nämlich unsere Familie zu hüten!« Konstantins Gesicht hatte sich gerötet, und er schüttelte Flora, dass ihr das Haar ins Gesicht fiel. Er fuchtelte mit der Pistole wild herum, und sein Finger am Abzug zuckte.
    »Lassen Sie sie los!«, rief Peter scharf. »Sofort! Hören Sie auf damit! Ich tu ja, was Sie sagen.« Er wandte sich von Konstantin ab und starrte dessen Vater an. »Ich zerstöre den einzigen Beweis, dass Ihr Vorfahr unschuldig war.«
    »Fangen Sie endlich an, oder ich …«, begann Konstantin.
    Tristan Heigl stand ruckartig auf. Konstantin zuckte zusammen. Der alte Mann stand schwankend da. Er hatte keinen Blick für seinen Sohn. Seine Augen funkelten im Licht des Scheinwerfers. Er machte einen schlurfenden Schritt auf Peter zu. Der nächste Schritt war sicherer; der Schlaganfall hatte eine Seite seines Körpers in Mitleidenschaft gezogen und die andere verschont. Seine Lippen waren zusammengepresst. Er streckte die rechte Hand aus.
    »Vater, bleib stehen!«, schrie Konstantin mit überschnappender Stimme.
    Tristan Heigl ließ nicht erkennen, dass er seinen Sohn überhaupt gehört hatte. Der nächste Schritt hätte ihn beinahe stürzen lassen, doch er behielt das Gleichgewicht.
    »Bleib stehen!«, brüllte Konstantin. Peter bückte sich und hob die schwere Halskette auf. Konstantin schwenkte die Pistole herum und zielte auf Peter. »Hören Sie sofort auf damit!«
    »Ich mache gar nichts. Ich befolge nur Ihre Anweisung, die Beweise zu zerstören, nach denen Ihr Vater sein Leben lang gesucht hat.« Peter hielt den Schmuck in die Höhe.
    »Vater, bleib stehen! Ah, verdammt!«
    Tristan Heigl war jetzt bei Peter angekommen. Seine Finger verkrallten sich in den Schmuck. Peter ließ ihn los. Konstantin stieß Flora beiseite und streckte die Hand mit der Waffe aus. Der Lauf war jetzt auf seinen Vater gerichtet, während er auf ihn zuschritt. Tristan Heigl wandte sich langsam seinem Sohn zu. Konstantins Finger krampfte sich um den Abzug, aber er drückte nicht ab. »Leg ihn hin, Vater!«, zischte er. In seiner Stimme war ebenso viel Zorn wie Not. »Leg ihn hin!«
    Peter blickte zu Flora. Sie starrte ihn an. Er nickte. Wenn jemals der Zeitpunkt gekommen war, dann jetzt. Lauf , dachte er, lauf hier raus! Konstantin war fast bei
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