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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette
Autoren: Sia Wolf
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zugelassen. Wider besseres Wissen hatte sie sich von beiden Männern verführen lassen und letztlich war sie es selbst, die sich in diese nervenaufreibende Lage manövriert hatte.
    „Ja. So ist das also.“ Ihre Stimme gab nicht mehr viel her, aber sie zwang sich, diese Worte auszusprechen. Sie musste reden und vor allem musste sie diesen beiden Männern klar machen, dass sie keine Rechte an ihr hatten. „Ich weiß nicht, wer von euch beiden der Vater ist. Ihr seid beide möglich. Aber ich habe mit keinem von euch eine Beziehung. Ich bin euch keine Rechenschaft schuldig. Keinem von euch. Und jetzt geht bitte. Beide!“
    Die letzten Worte konnte sie nur noch ansatzweise aussprechen. Tiefe Erschöpfung überfiel sie und sie ließ sich auf den Küchenstuhl hinter sich sinken. Sie hörte leise Gesprächsfetzen im Flur. Hannes und Thessmann sprachen miteinander, aber sie konnte nicht verstehen, was sie sagten. Dann klappte die Praxistür. Stille machte sich breit und zog durch die Räume.
    Alexandra saß auf ihrem Küchenstuhl, unfähig, sich zu einer Handlung aufzuraffen oder sich zu bewegen. Die Übelkeit, die sich langsam wieder in ihr Bewusstsein schob, trieb sie schließlich an. Sie brauchte ihre Infusion. Mühsam raffte sie ihre Sachen zusammen, schloss die Praxistür hinter sich ab und machte sich auf den Heimweg. Wie immer in den letzten Wochen, zu Fuß. Die Luft würde ihr guttun. Die Dunkelheit hatte sich längst ausgebreitet und der Regen, der eben noch heftig an das Fenster klopfte, war versiegt.
    Als sie aus der Haustür trat, sah sie Hannes, der sein Auto vor dem Gartentor geparkt hatte und mit dem Rücken an den Wagen gelehnt auf sie wartete. Sein Gesicht war ausdruckslos und seine Haltung ließ keine Rückschlüsse auf seine Verfassung zu. Langsam öffnete sie das Tor und trat auf den Gehweg. Schweigend sahen sie sich an. Dann löste er sich vom Auto und öffnete die Beifahrertür.
    „Ich bring dich nach Hause.“ Abwartend stand er vor ihr und wartete auf eine Reaktion.
    „Ich wollte laufen.“
    Leise ließ er die Autotür ins Schloss fallen. „Gut.“ Er nickte. „Wenn du nicht fahren willst, gut. Dann laufen wir eben.“ Er schloss das Auto ab und nahm ihren Arm. Unentschlossen stand Alexandra wie festgenagelt vor dem Auto. Er sah sie an und seufzte.
    „Alex. Wir müssen miteinander reden. Du kannst jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Und ich auch nicht. Leider.“
    „Also gut. Fahr mich nach Hause.“
    Schweigend brachte er sie heim. Als sie vor ihrem Wohnblock angekommen waren, stellte er das Auto ab und drehte den Autoschlüssel um ihn abzuziehen.
    „Was war mit Thessmann?“ Kühl war sein Tonfall und seine Haltung war abwartend. „Liebst du ihn?“
    „Nein!“ Erschrocken antwortete Alexandra und sagte es vehement noch einmal. „Nein!“
    „Dann lass uns hochgehen.“ Er zog den Schlüssel ab und machte Anstalten, die Autotür zu öffnen.
    „Hannes, warte ...“ Alexandra legte ihre Hand auf sein Bein. Seine Reaktion war heftig, heftiger, als sie erwartete. Er nahm ihre Hand und schob sie von seinem Bein.
    „Alex, ich werde jetzt hier nicht mit dir diskutieren! Wir müssen miteinander sprechen, und wenn ich deinen Zustand betrachte, dann brauchst du etwas in den Magen. Ich übrigens auch. Und entweder, wir gehen jetzt zu dir in die Wohnung, wo du hoffentlich etwas Essbares hast oder aber wir fahren zu mir. Aber ganz gewiss werde ich nicht mit dir im Auto über uns sprechen!“
    „Also gut. Lass uns gehen.“ Alexandra gab auf. Er würde sich ohnehin nicht auf etwas anderes einlassen.
    „Hast du etwas zu essen da?“ Sein Blick war kritisch. Er glaubte ihr nicht und damit hatte er vermutlich Recht. Sie hatte ihre Infusion und sonst nur ein paar altbackene Brötchen, die sie jeden Abend knabberte. Ob ihr Kühlschrank sonst etwas Essbares hergab, konnte sie nicht sagen. Sie zuckte mit den Schultern.
    „Keine Ahnung. Wahrscheinlich nichts, was deinem Anspruch genügt.“
    „Ich schaue mir deinen Kühlschrank an und dann entscheiden wir.“
    „Wir?“ Alexandra konnte sich die ironische Nachfrage nicht verkneifen. Sie hatte gerade den Eindruck, dass Hannes die Entscheidungen traf und er bestätigte es mit einem Nicken.
    „Du hast Recht. Ich entscheide das jetzt. Wir packen dir ein paar Sachen zusammen und du kommst mit zu mir.“
    Zurückgelehnt an die Kopfstütze des Beifahrersitzes betrachtete Alexandra nachdenklich sein Profil. „Und wenn ich nicht will?“
    Er lächelte
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