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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette
Autoren: Sia Wolf
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ließ sich das kühle Wasser über ihre Hände laufen. Das hier nahm keine gute Wendung. Sie wollte gerade nicht darüber nachdenken, ob sie ihn liebte oder nicht. Und sie wollte es auch nicht mit ihm besprechen. Der Wasserstrahl rann unablässig über ihre Hände. Das Wasser wurde immer kälter, aber sie fühlte sich so fiebrig, dass sie kaum merkte, wie ihre Hände von der Kälte rot wurden.
    „Ich glaube, es reicht.“ Hannes stand hinter ihr und drehte den Wasserhahn ab.
    „Du musst es nicht kommentieren, aber du und ich, wir wissen es beide. Da ist etwas zwischen uns.“ Er legte beide Hände rechts und links neben ihr auf der Arbeitsplatte ab. Bildhauerhände. Groß und kräftig und mit sehr kurzen Nägeln. Sie war gefangen. Oder gut aufgehoben?
    „Etwas, das mehr ist, als nur eine Nummer im Pferdestall.“ Sein Aftershave schwebte in der Luft und überrascht stellte sie fest, dass es keine Übelkeit bei ihr auslöste. Sie bräuchte sich nur eine Spur nach hinten lehnen und es wäre die Antwort auf seine Frage. Sein Atem kitzelte ihren Nacken. Alexandra fühlte seine Hände zart an ihrer Taille. Er drehte sie langsam zu sich um.
    „Bei allem, was in diesem Jahr geschehen ist, Alex ... ich bin völlig verknallt in dich. Ich weiß nicht, weshalb und es ist mir auch egal.“ Er lächelte sie an. „Völlig egal. Seit unserem ersten Tanz ...“ Seine Hände legten sich vorsichtig um ihr Gesicht und seine Daumen fuhren zart die Konturen ihrer Lippen nach.
    Sein Gesicht war ernst und er sagte leise: „Ich kann nicht behaupten, dass mich die Geschichte mit Harald begeistert. Aber letztlich war es eine ziemlich unübersichtliche Situation. Für uns alle. Und ich bin in dich verliebt.“ Seine Hände glitten auf ihre Schultern und er lächelte sie zärtlich an. „Ziemlich verliebt. Bei unserem ersten Tanz haben mich deine braunen Kulleraugen so umgehauen. Und ...“, er zog amüsiert an einer ihrer widerspenstigen Locken, „und deine niedlichen Zottelhaare. Sie erinnern mich immer ein bisschen an schottische Hochlandrinder!“
    Alexandra sah ihn an. Sein Gesicht war entspannt, und außer einem verliebten Blick in ihre Augen konnte sie keine weiteren Gefühlsregungen bei ihm wahrnehmen.
    „Was hast du mit Thessmann besprochen?“
    Er überlegte einen Moment. „Ich habe ihm gesagt, wenn er seinen dreckigen Pastorenarsch nicht sofort aus deiner Praxis schiebt, dann würde ich ihm hinten rein treten.“
    Entsetzt sah Alexandra ihn an. „Das glaub ich nicht. Hast du das wirklich zu ihm gesagt?“
    Er lachte. „Nein. Wir haben besprochen, uns wie zivilisierte Bürger zu duellieren. Morgen früh treffen wir uns im Morgengrauen am Sportplatz. Die Waffen sind Pistolen. Meine Sekundanten sind Arno und Dieter. Seine sind Jesus und Gott.“
    „Du nimmst mich nicht ernst. Willst du mir nicht sagen, was ihr besprochen habt?“
    „Nein. Du musst nicht alles wissen.“ Hannes hatte sich scheinbar von der Eröffnung ihrer Nacht mit Thessmann erholt. Seine vitale Kraft und Stärke gewannen die Oberhand. Sanft massierte er ihren Nacken. „Lass uns einfach davon ausgehen, dass ich der Vater deines Kindes bin. Ich bin viel zu verliebt in dich, um etwas anderes zu denken.“ Er grinste hilflos. „Vielleicht sollte ich mit Thessmann ein Rennen veranstalten. Wer gewinnt, hatte auch die schnelleren Spermien ...“
    „Hannes, das ist nicht witzig!“
    „Nicht? Ich finde doch. Wenn man es richtig nimmt, ist es genau das: witzig.“ Seine Hände glitten von ihrem Nacken zu ihrer Taille und er zog sie eng an sich. „Weißt du, was ich jetzt möchte? Ich möchte mit dir schlafen. Endlich in einem normalen Bett. Keine Pferdebox. Nur du und ich. In meinem großen Bett. Was meinst du?“
    „Mir wird schlecht!“
    Er lachte. „Sex in der Schwangerschaft soll gut sein, habe ich mal gehört.“ Und dann küsste er sie. Ausgiebig. Alexandra hörte sich seufzen. Ihre Hände schlüpften unter Hannes T-Shirt und fühlten seine warme Haut. Und während sich ihr Verstand noch immer gegen das wehrte, was ihre Gefühle längst ersehnten, tat ihr Körper nichts anderes, als zu fühlen und die angebotenen Zärtlichkeiten von Hannes gierig aufzunehmen. Sie verlor das Gefühl für Raum und Zeit, bis sie leise an ihrem Ohr seine Worte hörte: „Du hast mir noch immer nicht gesagt, ob du mich liebst.“ Kleine Küsse auf ihren Hals folgten dieser Frage und dann ruhte sein Blick abwartend auf ihr. Alexandra  hatte endlich aufgegeben. Sie lächelte
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