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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold
Autoren: Andrea Schacht
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Mittag, bis Rufina, gebadet, geschminkt und sorgfältig frisiert, in den Essraum trat. Fulcinia hatte dort mit Maura und Crispus bereits Platz genommen, und Crassus, der noch mit der Köchin über die Anzahl Würste diskutiert hatte, die sie zubereiten sollte, kam eben in das Zimmer.
    »Mama, du siehst so hübsch aus. Ist ein besonderer Tag? Gehen wir in den Tempel?«
    »Nein, Maura, wir bleiben erst einmal hier. Aber es ist ein besonderer Tag.« Rufina setzte sich zu ihren Kindern und legte ihnen die Arme um die Schultern. »Ich denke, ihr werdet sehr überrascht sein. Ehrlich, ich war es auch. Aber schaut, wer von einer langen Reise zurückgekommen ist.«
    Maurus trat durch die Tür.
    Einen Moment lang waren die beiden Kinder sehr still, dann aber sagte Maura: »Ich hab es dir doch immer gesagt, Mama, aber du wolltest es ja nicht glauben.«
    Crispus hingegen, fasziniert von der Geschichte, die Fulcinia ihnen von der Göttin Isis und ihrem ermordeten Geliebten Osiris erzählt hatte, fragte: »Mama, hast du ihn gesucht und wieder zusammengesetzt?«
    »So ähnlich, mein Sohn!«, antwortete Maurus und schloss die beiden heftig in die Arme.
    Crassus aber war blass geworden und rang nach Atem. Geistesgegenwärtig reichte Fulcinia ihm einen Becher Wein. Dann beobachtete sie, wie Maurus seiner Tochter die Tränen vom Gesicht wischte, liebevoll auf sie einsprach und sich schließlich Crispus’ unersättlicher Wissbegier widmen musste.
    »Papa?«
    »Ja?«
    »Ist er... ist deiner jetzt wie bei Osiris auch aus Gold?«
    Rufina schüttelte den Kopf und meinte: »Crispus, was stellst du für dumme Fragen?«
    »Sie ist gar nicht so dumm«, kam ihm Fulcinia mit ihrer sanften, ein wenig belehrenden Stimme zu Hilfe. »Sie zeigt nur, wie gut er sich den Mythos gemerkt hat. Osiris wurde zerstückelt, und Isis fand alle Teile wieder, bis auf eines. Das Glied des Gottes blieb verschwunden, und so fertigte sie ihm eines aus reinem Gold.«
    Es war ein recht ungewöhnlicher Laut, der sich Rufinas fest zusammengebissenen Lippen entrang. Und Maurus grinste sie unverhohlen an.
    »Lasst das frivole Getue!«, fuhr Crassus plötzlich dazwischen. »Maurus, was soll diese Scharade? Wo hast du dich diesmal herumgetrieben? Wie konntest du deine Familie so schmählich im Stich lassen?«
    »Ich war in Rom, Vater. In Geschäften.«
    »Nicht in gewinnbringenden, denke ich. Dein Weib hat sich hier tagtäglich abgerackert, um über die Runden zu kommen. Der Aufgabe als Latrinenpächter warst du wohl schon wieder überdrüssig, was?«
    »Nun, wenn ich es richtig verstanden habe, ist Rufina sowieso viel geschickter darin, die Therme zu führen, als ich.«
    »Und - was wirst du also zukünftig machen? Ihr auf der Tasche liegen?«
    »Nein, Schwiegervater, das wird er nicht!«, mischte sich jetzt Rufina ein. Sie trat an die Seite ihres Mannes und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Nein, Schwiegervater. Ich denke, er könnte die Aufgabe annehmen, die Maenius Claudus ihm zugedacht hat.«
    »Der Statthalter ? Der Statthalter hat meinem trotteligen Sohn eine Aufgabe zugedacht?«
    Leise sagte Maurus zu Rufina: »Ich übernehme keine Aufgaben mehr für ihn, Füchschen. Das habe ich dir doch versprochen.«
    »Diese schon, denke ich.«
    »Was weißt du mehr als ich, Rufina?«
    Sie zwinkerte ihm zu und dachte an den Vorschlag, den Claudus am vergangenen Tag gemacht hatte, als sie sich von ihm verabschiedet hatte.
    »Nun, Schwiegervater, dieser Lampronius Meles, den du so sehr schätzt, hat sich als Verbrecher übelster Art erwiesen. Er versuchte auf sehr schmutzige Weise, sich die Stimmen der Duumviri zu kaufen, damit sie ihn zum Decurio ernennen.«
    »Das Neueste, was ich höre!«, murrte Crassus, der sich etwas darauf einbildete, über alle Gerüchte immer als Erster informiert zu sein. »Und was hat das mit Maurus zu tun?«
    »Na ja, Meles kann nun nicht mehr Decurio werden. Darum haben Valerius Corvus und Maenius Claudus vor, Maurus dieses Amt anzubieten, wenn er sich der Wahl stellt.«
    »Füchschen?«
    Maurus war ganz offensichtlich überrascht.
    »Ich weiß, ich weiß, du wirst einen guten Kammerdiener brauchen. Ich bin gewiss nicht in der Lage, eine Toga mit Purpursaum richtig zu ordnen.«
    Er sah sie an, und ein breites Lächeln zog sich über sein Gesicht.
    »Das hört sich ziemlich verrückt an, Füchschen. Willst du denn, dass ich annehme?«
    »Wenn es dir nicht schadet, dass ich die Therme weiterführe.«
    »Solange du deine Aufgabe als Masseurin nur ganz
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