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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold
Autoren: Andrea Schacht
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Baukunst, denn es versorgte alle Haushalte der Stadt mit fließendem, sauberem Wasser.
    Und nicht nur mit Trinkwasser, nein, man liebte auch den Luxus des Badens, und öffentliche Thermen gab es selbstverständlich auch in Köln, wie in jeder römischen Ansiedlung.
    Ob wirklich eine davon allerdings von einer temperamentvollen Thermenpächterin geführt wurde, ist nicht überliefert.
    Aber annehmen darf man es ja …

Colonia Claudia Ara Agrippinensium,
im dritten Regierungsjahr des
Caesars Marcus Ulpius Traianus
    (Köln im Jahre 101 der
christlichen Zeitrechnung)

1. Kapitel
    Pridie Idus Feburarias
    Immer hält der Beginn Zeichen der Zukunft bereit.
Ängstlich aufs erste Wort
sind bei euch die Ohren gerichtet.
    OVID, DE FASTI
     
    Seit Tagen schon pfiff unablässig ein eisiger Wind von Osten her über das Land, und die Natur fiel in eine frostige Starre. Trocken knisterte das alte Laub am Boden unter einer harschigen Schneedecke, und die Tiere des Waldes gruben mühsam nach den letzten essbaren Wurzeln. Mehr als ein Reh war schon den mageren Wölfen zum Opfer gefallen, die sich in diesem Hungerwinter näher und näher an das von Menschen bewohnte Gebiet wagten.
    Die letzten Arbeiten an der eben vollendeten Wasserleitung, die sich viele Meilen durch den dichten germanischen Wald zog, ruhten in diesen Tagen, und aus den Siedlungen wagten sich die Holzschläger, Köhler, Jäger und Pechsieder nur noch gruppenweise hervor, um ihren Geschäften nachzugehen. Wer nicht ohne Not sein Heim verlassen musste, blieb in der rauchgeschwängerten Hütte, um die allfälligen Winterarbeiten beim flackernden Licht der Kienfackeln zu erledigen. Dann und wann zuckten die Bewohner schaudernd zusammen, wenn in der Dunkelheit das Heulen eines einsamen Wolfes erklang.
    In der ummauerten Stadt hingegen fühlten sich die Bürger sicherer. Man hatte Vorräte angelegt - Holz, Öl, Getreide, Fleisch, allerlei getrocknete oder eingelegte Gemüse und Früchte. Der gewürzte Wein wurde in den Krügen an den Herdfeuern gewärmt und versüßte die lange Dunkelheit des Wintermonats. Wenngleich die lebhaften Geselligkeiten der Sommerzeit eingeschlafen waren, so ließen es sich dennoch die umtriebigen Einwohner der Colonia Claudia Ara Agrippinensium nicht nehmen, einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen. Die Therme im Westen, nahe dem Wasserkastell, warm, hell erleuchtet von zahllosen Lampen, duftend von Salböl und würzigem Räucherwerk, war gut besucht. Die Nische, in der sich die Statue der Juturna, der Göttin der heilenden Quellen, befand, wurde hier mit besonderer Achtung geschmückt, denn das köstliche, frische Quellwasser aus der Eifel sprudelte aus den Leitungen. Außerdem bot die Badeanlage den Luxus einer dauerhaft warmen Fußbodenheizung, einem schön angelegten Warmwasserbecken, einem heißen Schwitzraum, mehreren kühlen Becken und natürlich einer mit poliertem Marmor ausgestatteten Latrine, unter deren acht Sitzen ständig das Wasser gurgelte.
    An diesem späten Nachmittag hatte sich die Therme bereits geleert, und derzeit benutzten nur noch zwei Männer den intimen Raum hinter dem schweren Vorhang, um sich ihren Geschäften zu widmen. Dass ein dritter wie ein dunkler Schatten in einer Nische hinter der Säule stand und ihrer Unterhaltung lauschte, bemerkten sie nicht.
    »Vergiss nicht, ich habe dir vor sieben Jahren einen beträchtlichen Gefallen getan. Jetzt verlange ich nur eine kleine Gegenleistung.«
    »Ich stimme nicht alleine darüber ab, wie du sehr wohl weißt.«
    »Sicher. Aber das lass meine Sorge sein.«
    Ein leises Lachen erklang.
    »Meinen Partner wirst du weder mit Gold noch mit spitzfindigen Hinweisen auf gewährte Gefallen überreden können. Er hat den Ruf, völlig unbestechlich zu sein, und ist ein so verdammt ehrenhafter Mann. Du wirst selbst in seiner tiefsten Vergangenheit kein schwarzes Fleckchen finden.« Es folgte ein kurzes Schweigen, während dem nur das Wasser plätscherte. Dieselbe Stimme fuhr dann aber fort: »Oh, nimm dieses Grinsen aus deinem Gesicht.«
    Der andere erwiderte in nüchternem Tonfall: »In der Nische vor der Latrine steht eine kleine Statue. Merkur, wie es dem Anlass entspricht.«
    Wieder ertönte ein leises Lachen und die Frage: »In bewährter Qualität?«
    »Selbstredend!«
    »Nun gut, ich werde sehen, was ich für dich tun kann. Alles andere musst du selbst in die Wege leiten.«
    Der Vorhang bewegte sich, zwei Männer mit ihren Handtüchern über den Armen und nur mit
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