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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold
Autoren: Andrea Schacht
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Gesicht in den Händen. Sie strich mit einem leisen Rascheln ihres Gewandes an ihm vorbei und setzte sich wieder in ihren Sessel. Dabei löschte der leichte Lufthauch auch das letzte Flämmchen aus. Nun brannte nur noch die Stundenkerze. Sie vertrieb kaum die Dunkelheit in dem Raum, der zart nach Rosen und Limonen, nach bittersüßen Orangenblüten und warmem Zimt duftete.
    »Rufina...!«, kam es gequält von Maurus.
    Sie blieb ganz still sitzen, und nur die schimmernde Seide, die sich über ihrer Brust hob und senkte, zeigte, dass sie atmete.
    In dem Baum vor dem Haus begann eine Nachtigall ihr melodienreiches Lied zu singen.
    Maurus nahm das Gesicht aus den Händen und betrachtete wehmütig seine Frau.
    »Du bist so schön, Füchschen«, flüsterte er.
    Sie senkte die Lider und lächelte traurig.
    Venus, die Sanfte, die Beschützerin der Liebenden, die seine Verzweiflung bemerkte und von seinem innigen Geständnis wusste, schlich sich auf leisen Sohlen in den Raum. Sie erkannte sein Elend und hatte Erbarmen. Mit einem kleinen Schubs beförderte sie den Hilfesuchenden auf seine Knie.
    Dort angekommen, hob Maurus den Kopf zu Rufina, und mit flehenden Augen bat er: »Bleib bei mir, Füchschen. Bitte.«
    Sie fuhr ihm mit ihren Fingern durch das dichte, krause Haar, sagte aber noch immer nichts.
    »Ja, Rufina, ich bin ein umherziehender Abenteurer. Aber ich bin immer gerne zu dir zurückgekommen. Wenn ich dich verliere, verliere ich wirklich jede Heimat.«
    Sie schwieg weiterhin, aber ihre Finger lösten sich aus seinen Haaren. Bevor sie sie zurückziehen konnte, ergriff er ihre Hand und legte sie an seine Wange.
    »Sag, was ich tun kann, um dich glücklich zu machen.«
    Die atemlose Stille dauerte an. Auf den Straßen war es ruhig geworden, der Nachtwind schwieg, und selbst die Nachtigall hatte ihr Lied beendet.
    Und dann, als ob er alle Hoffnung aufgegeben hätte, legte Maurus seinen Kopf in Rufinas Schoß und flüsterte mit gebrochener Stimme. »Ich liebe dich doch so.«
    Sacht wischte sie ihm die Träne von der Wange und streichelte ihn zärtlich.
    »Ich bin deine Frau, Maurus. Ich wollte nie etwas anderes sein.«
    Ein zitterndes Seufzen antwortete ihr.
    »Mein Liebster.«
    Sie verharrten so eine langsam vertropfende Zeit, in sich versunken, in einem unnennbaren Austausch von Gedanken und Gefühlen.
    Dann aber erhob Maurus sich und zog Rufina zu sich hoch. Die Toga war ihm von den Schultern geglitten, er schüttelte auch den restlichen Stoff ab und trug nur noch seine Tunika. Aber dadurch waren seine Arme nun auch frei, und er umarmte sie mit großer Zärtlichkeit.
     
    Später hielt er sie noch immer in den Armen, als sie sich entspannt von der Liebe zufrieden an ihn kuschelte. Doch einschlafen konnte sie nicht.
    »Maurus, da ist noch etwas, worüber wir sprechen müssen. »
    »Was denn, mein Füchschen? Hast du Angst, ich könnte es dir nachtragen?«
    »Vielleicht, ja. Ich möchte, dass du es verstehst. Da ist noch mehr, nicht nur die eine Nacht mit Silvian. Damals, im Wald, nachdem wir die erschlagenen Germanen gefunden haben. Ich war so unglücklich.«
    »Meinst du, ich kann das nicht nachfühlen?«
    »Maurus, ich habe einen Mann umgebracht. Einen tapferen, wehrlosen Mann. Ich kann es nicht vergessen.«
    »Halvor und Silvian haben es mir erzählt. Er hieß Erkmar, und er hat dir seine Fibel geschenkt, nicht wahr?«
    Sie nickte.
    »Rufina, glaub mir, du hättest Erkmar ohne seine Einwilligung nicht töten können, selbst in seinem verletzten Zustand hätte er sich gegen den Druck deiner Hände wehren können.«
    Sie klammerte sich etwas fester an ihn, und er streichelte ihre Haare.
    »Wolfrune hat es mir vorhergesagt.«
    »Wolfrune ist eine weise Frau. Wir wollen sie gemeinsam aufsuchen, Rufina. Ich möchte ihr sagen, wie sich ihre Omen bewahrheitet haben.«
    Rufina nickte und schmunzelte bei der Vorstellung plötzlich in der Dunkelheit. Er bemerkte es an ihrer Stimme, als sie sagte: »Wenn sie uns gemeinsam sieht, wird ihr das Antwort genug sein. Ich muss dir bei Gelegenheit etwas über die Rune Gebo erzählen.« Aber dann wurde sie wieder ernst. »Trotzdem - da ist noch ein Problem, Maurus. Möglicherweise sogar ein großes.«
    »Auch große Probleme lassen sich lösen. Was bereitet dir Sorge, meine Geliebte?«
    »Wenn diese eine Nacht mit Silvian... nun ja, du weißt doch, wie leicht ich empfange. Es war mit dir... Immer nur einmal...«
    »Befürchtest du, schwanger zu sein?«
    »Wäre doch möglich.«
    »Ja
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