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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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Kerstin Gier
     
    Smaragdgrün. Liebe geht durch alle
Zeiten
     
    (Für alle Marzipanherzen-Mädchen dieser Welt ich meine wirklich alle
Mädchen.
    Es fühlt sich nämlich immer gleich an, egal ob man 14 Jahre alt ist
oder 41.)
      
    Hope is the thing with feathers
    That perches in the soul
    And sings the tune without words
    And never stops at all.
     
    Emily
Dickinson
     
     
    Prolog
     
    Belgravia, London, 3. Juli 1912
     
    »Das wird
eine hässliche Narbe geben«, sagte der Arzt, ohne den Kopf zu heben.
    Paul
lächelte schief. »Na, auf jeden Fall besser als die Amputation, die Mrs
Überängstlich hier prophezeit hat.«
    »Sehr
witzig!«, fauchte ihn Lucy an. »Ich bin nicht überängstlich,
und du ... Mr Dämlich-Leichtsinnig, mach bloß
keine Scherze! Du weißt genau, wie schnell sich solche Wunden infizieren
können, und dann kann man froh sein, wenn man in diesen Zeiten überhaupt noch
am Leben bleibt: Keine Antibiotika weit und breit und die Ärzte sind alle
unwissende Stümper!«
    »Na,
besten Dank auch«, sagte der Arzt, während er eine bräunliche Paste auf der
frisch genähten Wunde verstrich. Es brannte höllisch und Paul konnte nur mit
Mühe eine Grimasse unterdrücken. Er hoffte nur, dass er keine Flecken auf Lady
Tilneys gute Chaiselongue gemacht hatte.
    »Sie
können ja nichts dafür.« Paul merkte, dass Lucy sich große Mühe gab,
freundlicher zu klingen, sie versuchte sogar ein Lächeln. Ein ziemlich
grimmiges Lächeln, aber es war schließlich die Absicht, die zählte. »Ich bin
überzeugt, Sie geben Ihr Bestes«, sagte sie.
    »Dr.
Harrison ist der Beste«, versicherte Lady
Tilney.
    »Und der
Einzige ...«, murmelte Paul. Er war plötzlich unglaublich müde. In dem süßlich
schmeckenden Trank, den der Arzt ihm eingeflößt hatte, musste sich ein Schlafmittel
befunden haben.
    »Vor allem
der Verschwiegenste«, ergänzte Dr. Harrison. Pauls Arm erhielt einen
schneeweißen Verband. »Und ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass
man Schnitt- und Stichwunden in achtzig Jahren anders behandelt, als ich es
getan habe.«
    Lucy holte
tief Luft und Paul ahnte schon, was nun folgen würde. Aus ihrer Hochsteckfrisur
hatte sich eine Locke gelöst und sie strich sie sich mit kämpferischer Miene
hinter das Ohr. »Na ja, grob betrachtet vielleicht nicht, aber wenn Bakterien
.. . also, das sind so einzellige Organismen, die .. .«
    »Jetzt hör
schon auf, Luce!«, fiel Paul ihr ins Wort. »Dr. Harrison weiß sehr wohl, was
Bakterien sind!« Die Wunde brannte immer noch fürchterlich, gleichzeitig fühlte
er sich so erschöpft, dass er nur zu gern die Augen geschlossen hätte und
einfach ein bisschen weggedämmert wäre. Aber das hätte Lucy nur noch mehr
aufgebracht. Obwohl ihre blauen Augen wütend funkelten, verbargen sich doch
nur Sorge und - schlimmer noch - Angst dahinter, das wusste er. Ihr zuliebe
durfte er sich weder seine schlechte körperliche Verfassung noch die eigene
Verzweiflung anmerken lassen. Also redete er einfach weiter. »Wir befinden uns
schließlich nicht im Mittelalter, sondern im 20. Jahrhundert, dem Jahrhundert der
bahnbrechenden Entwicklungen. Das erste EKG ist bereits Schnee von gestern,
seit ein paar Jahren kennt man auch den Erreger der Syphilis und hat eine
Behandlung dagegen gefunden.«
    »Ach, da
hat aber jemand im Mysterien-Unterricht gut aufgepasst.« Jetzt sah Lucy aus,
als würde sie jeden Augenblick explodieren. »Schön für dich!«
    »Und im
letzten Jahr hat diese Marie Curie den Nobelpreis für Chemie erhalten«,
steuerte Dr. Harrison bei.
    »Und was
hat die noch gleich erfunden? Die Atombombe?«
    »Manchmal
bist du erschreckend ungebildet. Marie Curie hat radio. ..«
    »Ach, halt
die Klappe!« Lucy hatte die Arme vor der Brust
verschränkt und starrte Paul zornig an. Lady Tilneys tadelnden Blick bemerkte
sie gar nicht.
    »Deine
Vorträge kannst du dir im Augenblick sonst wohin schieben! Du! Hättest! Tot!
Sein! Können! Kannst du mir bitte verraten, wie ich diese Katastrophe ohne
dich abwenden sollte?« An dieser Stelle brach ihre Stimme. »Oder wie ich ohne
dich weiterleben könnte?«
    »Es tut
mir leid, Prinzessin.« Sie hatte ja gar keine Ahnung, wie leid es
ihm tat.
    »Pah«,
machte Lucy. »Du brauchst gar nicht diesen zerknirschten Hundeblick
aufzusetzen.«
    »Wie
überflüssig, sich damit zu beschäftigen, was hätte sein können, Kind«, sagte
Lady Tilney kopfschüttelnd, während sie Dr. Harrison half, seine Utensilien
wieder in der Arzttasche zu
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