Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rheines Gold

Titel: Rheines Gold
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
gelbrote Brautschleier auf meinen roten Haaren… Maurus, ich hatte solche Angst, du würdest mich hässlich finden.«
    »War er wirklich gelbrot?«
    Rufina lachte leise und legte ein Bein über die seinen, um ihm näher zu sein.
    »Jede Braut trägt einen solchen, und die Schwarzhaarigen sehen atemberaubend damit aus.«
    »Füchschen, ich hatte auch Angst, du könntest mich hässlich finden.«
    Sie schnaufte leise und streichelte seine nackte Brust.
    »Nicht einen Lidschlag lang.«
    »Wie blind ich war.«
    »Ein bisschen vielleicht. Aber jetzt erzähle weiter von dem Kapitän. Was hast du über ihn herausgefunden?«
    Maurus lachte leise auf. »Oh, der Schlawiner hatte nur vor einem Angst, und das war sein Weib. Ich fand es ziemlich schnell heraus. Er hatte seine Frau nämlich nur geheiratet, weil sie die jüngere Tochter des Schiffseigners war. Er mochte sie nicht. Sie war eine selbstständige, belesene Dame, die ihn seine Tölpelhaftigkeit spüren ließ. Er hingegen vergnügte sich gerne mit den leicht behemdeten Liebchen der Hafenkneipen, wollte aber nicht, dass seine Frau oder gar der Schwiegervater das herausfanden. Ich besuchte ihn also in seiner Kajüte, den kleinen, rundlichen Kapitän, und stellte ihn zur Rede. Als er zu leugnen begann, legte ich ihm die gefälschten Dokumente vor. Er machte den Fehler, zu versuchen, sie mir zu entwenden, also musste ich ihn an seinen Stuhl fesseln. Dann berechnete ich ihm den Verlust, den Crassus durch ihn erlitten hatte, und bat ihn, mir den Fehlbetrag auszuhändigen. Der Kapitän war zäh, er weigerte sich, und ich musste ihn mit dem Wissen um seine Seitensprünge und andere Verfehlungen konfrontieren. Ich wies ihn sanft darauf hin, Crassus könnte eventuell mit seinem Schwiegervater in Kontakt treten. Das half. Der Kapitän sagte mir, wo er seine Geldkassette aufbewahrte, ich zählte säuberlich die Summe in Münzen ab und quittierte sie ihm mit vollem Namen. Dann legte ich ein Messer in Griffweite und entfernte mich vom Schiff.«
    »Erpressung, Maurus?«
    »Ein bisschen Druck an der richtigen Stelle.« Er ließ seine Hand über Rufinas hübsch gerundetes Hinterteil gleiten. Sie war nahe davor, zu vergessen, was sie wissen wollte, doch dann riss sie sich zusammen und fragte weiter.
    »Wie kommt Claudus ins Spiel?«
    »Kurz danach, Füchschen. Als ich nämlich durch die dunklen Gassen von Ostia ging, um zu meiner Herberge zu kommen, stieß ich mit einem Mann zusammen, der vor zwei Halsabschneidern floh. Ich fand, zwei gegen einen stellen ein unausgewogenes Verhältnis dar, und hier handelte es sich auch noch um ein Opfer, das mit einer Gehbehinderung zu kämpfen hatte. Ich stellte also dem einen Verfolger ein Bein. Er fiel ungeschickt gegen meine Faust und landete auf dem Boden, was dem Verfolgten die Gelegenheit verschaffte, dem anderen seinen Stock in die Rippen zu stoßen.«
    »Bemerkenswert.«
    »Nur insoweit, als wir beide dadurch die Möglichkeit bekamen, den Abstand zwischen uns und den beiden Gaunern zu vergrößern. Den Mann, den ich gerettet hatte, wollte ich eigentlich nicht weiter begleiten, doch er bat mich dringend, mit ihm zu kommen. Erst dachte ich, er habe Angst und brauche einen Beschützer. Also spielte ich den dümmlichen Freigelassenen und trottete mundfaul neben ihm her. Ich erwartete, lediglich ein Geldstück vor der Tür seines Hauses in die Hand gedrückt zu bekommen, aber er bat mich einzutreten. Das erstaunte mich, und ich weigerte mich, meiner Rolle entsprechend, ihm zu folgen. Aber er sagte nur: ›Junge, du bist nicht so ein Trottel, wie du vorgibst zu sein. Komm rein und trink einen Becher Wein mit mir.‹«
    »Ein Hinkender also. Maenius Claudus?«
    »Eben der. Er hatte bei dem Zusammenstoß den Beutel, prall voll mit Geldstücken, bei mir bemerkt, und das zusammen mit seiner Rettung ließ ihn schlussfolgern, ich sei eher ein wohlhabender Jüngling als ein durchtriebener Krimineller oder ein trotteliger Sklave. Im Gegensatz zu Crassus war dieser Mann von außerordentlichem Scharfblick, was das Einschätzen von anderen Menschen anbelangt. Er brachte mich dazu, ihm zu erzählen, was mich bei Dunkelheit in den Hafen trieb.«
    »War er damals schon ein Mann von Macht und Ansehen?«
    »Damals noch nicht, aber auf dem besten Weg dahin. Er hatte seinen cursus honorem gerade begonnen und sollte im nächsten Jahr die Quästur erhalten. Es gefiel ihm, wie ich den Kapitän behandelt hatte. Er bat mich, für ihn zu arbeiten.«
    »Ich verstehe nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher