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Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum
Autoren: Dirk van den Boom / Andreas Möhle
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das natürliche biologische Alter, schaffte widerstandsfähige und leistungsfähige Körper, beeinflusste das chemische Gleichgewicht auf positive Weise. Hier litt niemand unter Depressionen oder Burn-out. Kleine Verletzungen heilten schnell und sicher, Infektionen waren größtenteils unbekannt. Es starben keine Kinder oder Mütter bei der Geburt. Es gab keine körperlichen oder geistigen Behinderungen – nun ja, Sudeka hatte etwas gehört von sogenannten Freien, die tatsächlich aufgrund einer Mutation immun sein sollten, aber das konnte nicht mehr als eine irrelevante Randgruppe sein, so sie überhaupt existierte.
    Es gab so viele wunderbare Vorteile!
    Und die Kallia waren fort.
    Sie würden keinen Schaden mehr anrichten. Warum also nicht das Virus beibehalten, und nur bessere und mehr Ressourcen für ein würdiges Leben bereitstellen? Zusätzliche Welten. Ein Ende des materiellen Mangels, unter dem sie alle hier zu leiden hatten. Das wäre wahre Menschlichkeit.
    Sudeka betrachtete die Erstellung der Matrize. Die Sudeka, die einstmals in der Zukunft – vielleicht – aus dem Nichts erschaffen werden würde, sie würde das nicht so sehen wie sie hier und jetzt. Das war irgendwie bedauerlich. Aber wer wusste, wie die Rahmenbedingungen zu jener Zeit sein mochten? Vielleicht war dann der Ressourcenkollaps schon vollständig eingetreten, und niemand lebte mehr hier. Auch die gestärkten Körper der Infizierten benötigten Nahrung und andere notwendige Dinge. Und sei es nur diese Nahrungspaste, die sie alle zu sich nahmen.
    Die, so fand Sudeka, so schlecht nun auch wieder nicht schmeckte.
    Sudeka hatte noch mehr getan. Sie hatte die Gerüchte von den Freien zwar nicht verifizieren können, wollte aber auch die damit möglicherweise verbundene Gelegenheit nicht außer Acht lassen. Ihre mentale Matrix nutzte sie zur Etablierung eines kleinen KI-Programms, das sie im Computersystem der Kallia abspeicherte und das sich selbst aktivieren würde, sobald es bemerkte, dass … unkonventioneller Gebrauch vom System gemacht wurde. Wer wusste es schon, vielleicht konnte sie so jemandem helfen, der immun geblieben war, was es auch immer wert sein würde.
    Nicht, dass diese Immunität unbedingt ein Segen sein musste.
    Als das Fabrikgehirn meldete, die Arbeit fertiggestellt zu haben, erhob Sudeka sich und verließ das Fahrzeug. Sie musste feststellen, dass sie tatsächlich die ganze Nacht durchgearbeitet hatte, und außerdem, dass sie kaum ermüdet war. Der Morgen war angebrochen, das orangefarbene Licht der Sonne kletterte den Stadtrand empor, und die feuchte Kühle der Nacht wich den wärmenden Strahlen. Sudeka reckte sich dem Licht entgegen und fühlte sich dabei überraschend gut. Es war alles getan.
    Fast alles.
    Eine Tat blieb noch.
    Sudeka zögerte. Noch einmal betrachtete sie ihre Umgebung, die auf der einen Seite trostlos war – Wracks, Verfall, Stille, Stasis. Auf der anderen Seite erkannte sie überall die Anzeichen von Aktivität. Die Wracks waren nicht einfach nur verrottet, sie waren methodisch und mit Fachwissen genutzt worden. Der Raumhafenbelag war heruntergekommen, aber regelmäßig gesäubert und ausgebessert – gut, eher geflickt worden. Auch die Gebäude mochten alle bessere Zeiten gesehen haben, doch überall waren die Hände der Arbeiter erkennbar, die sich gegen den Verfall stemmten, jeden Tag aufs Neue, und das mit einer Unermüdlichkeit, die Sudeka als bewundernswert empfand.
    Sie drehte sich um und ging zurück ins Panoptikum. Ihr war aufgefallen, dass die aktiven Kühlkammern immer noch funktionierten. Nicht aufgetaut. Nicht abgeschaltet. Nicht aufgeweckt. Entweder war über ihre weitere Nutzung noch keine Entscheidung getroffen worden oder es war nicht so wichtig. Entdeckt hatte man diesen Raum: Vier der Operationstische samt aller Anlagen waren fein säuberlich abmontiert worden. Sudeka nahm an, dass sie jetzt dazu dienten, in Krankenhäusern die medizinische Versorgung zu verbessern.
    Sie sah sich um und blieb an der Stelle stehen, an der sich das Alien getötet hatte. Dann wanderte sie in den Raum, den sie als seine Grabstätte hergerichtet hatte. Er war leer. Sudeka wusste nicht, wie in dieser Kultur mit den Toten umgegangen wurde. Sicher wurde um sie getrauert. Aus Platzgründen, so nahm sie an, wurden die Leichen dann verbrannt. Das war wahrscheinlich auch mit dem Namenlosen passiert.
    Sie hatte noch einmal Abschied nehmen wollen.
    Dann stand sie wieder im Panoptikum, sah sich die verbliebenen
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