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Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum
Autoren: Dirk van den Boom / Andreas Möhle
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Taschencomputer mit den Außenkameras, um die Ankunft der Bewohner dieser Welt zu beobachten. Als Erstes stellte sie fest, dass es sich um ein wildes Sammelsurium von Spezies handelte. Das erstaunte sie mittlerweile nicht mehr. Wer auch immer für diese Fabriken gesorgt hatte, den interessierte weniger die Herkunft seiner potenziellen Rekruten als solche, sondern vielmehr die Übereinstimmung wichtiger Kriterien, die es lohnend machen, den Rekrutierungsvirus auszusäen. Die Körperform war dabei nebensächlich.
    Diese Wesen dort draußen, dachte Sudeka, mussten seit vielen Generationen Sklaven des Rekrutierungsvirus sein. Sie hatten damit nicht notwendigerweise Individualität und Kreativität verloren, aber sie waren alle von wilder Loyalität, ja unterwürfiger Begeisterung erfüllt. Das wusste Sudeka nur zu gut, denn obgleich sie stark dagegen ankämpfte, spürte sie, wie das gleiche Gefühl falscher Euphorie sie auch langsam, aber sicher zu übermannen drohte. Sie vermochte nicht genau abzuschätzen, wann sie diesen Kampf verlieren würde – es konnte Wochen oder auch Monate dauern –, doch der Gedanke stieg in ihr auf, was sie tun würde, wenn es so weit war …, wenn sie kurz davorstand, zu einer willigen, ja begeisterten Sklavin eines Imperiums zu werden, das es offensichtlich gar nicht mehr gab und dessen Herren nur noch aus Maschinen und deren Kreaturen bestanden, die jahrhundertealte Befehle getreulich ausführten und ansonsten einfach nur warteten.
    Schon lange warteten. Das Datenupdate, das die Fabrik beim Anflug vom Hauptcomputer dieser Welt, der Hauptwelt eines untergegangenen Imperiums eines Volkes namens Kallia, erhalten hatte, sprach eine deutliche Sprache. Es gab keinen Krieg mehr. Die Kallia waren vor über einem Jahrtausend verschwunden – ausgestorben, abgereist, gescheitert, was auch immer. Über ihre mystischen Feinde gab es gar keine Informationen. Und doch beharrte auch der Hauptcomputer dieser Welt darauf, dass die Herren eines Tages zurückkehren und den Krieg wieder aufnehmen würden. Und dafür müsse man bereit sein.
    Das galt auch für Sudeka.
    Sudeka wollte aber nicht.
    Doch was sollte sie daraus für eine Konsequenz ziehen? Das Virus, das in ihren Adern tobte, akzeptierte kein schlichtes Nein.
    Sie schob den Gedanken beiseite.
    Die Fabrik öffnete sich dem Empfangskomitee. Die Wesen betraten das Raumschiff mit allen Anzeichen der Ehrfurcht. Sie mussten schon lange kein funktionsfähiges interstellares Fahrzeug mehr gesehen haben. Und Sudeka erkannte Enttäuschung bei einigen. Es gab keine neuen Rekruten – außer ihr, und sie hatte noch nicht unterschrieben –, und vor allem gab es keine Kallia. Sudekas Verständnis der Verkehrssprache dieser Wesen wuchs schnell. Die linguistischen Informationen, so hatte sie erfahren, waren im genetischen Code des Rekrutierungsvirus enthalten. Eine interessante Methode, um eine Sprache zu lernen.
    Nach gut zwei Stunden, in denen die Mannschaft durch die Fabrik gestreift war, wurde Sudeka klar, dass bei aller Enttäuschung und Faszination die zukünftige Rolle der gelandeten Fabrik klar war: Sie würde ausgeschlachtet werden, um dringend benötigte elektronische Teile für die Wartung anderer, lebenswichtiger Anlagen zu gewinnen.
    Die Fabrik würde nie mehr fliegen.
    Das war an sich nichts Bedauerliches.
    Leider war damit auch klar, dass Sudeka Provost auf dieser Welt gestrandet war. Wahrscheinlich für immer.
    Es würde eine Weile dauern, bis sie diese Erkenntnis verarbeitet hatte.
    Nachdem die Besucher die Fabrik verlassen hatten – wahrscheinlich um Pläne für die Verschrottung zu machen –, war Sudeka allein. Es wurde dunkel, und es war die geeignete Gelegenheit, das Raumschiff zu verlassen. Sudeka fühlte sich einsam. Ein letzter Versuch, die Fabrik zum erneuten Start zu bewegen und doch noch die Heimreise anzutreten, scheiterte. Bei aller Kontrolle, die sie über das Bordgehirn mittlerweile ausübte, der Befehl aus dem Zentralweltcomputer, hierzubleiben und den weiteren Plänen der Kallia zu dienen, war übermächtig. Dagegen allzu stark anzukämpfen, würde Aufmerksamkeit auf sie richten, und Sudeka war sich ziemlich sicher, dass das sehr negative Konsequenzen für sie haben konnte.
    Sie beschloss, sich nicht länger als Opfer zu fühlen. Das würde ihr nicht im Geringsten weiterhelfen. Möglicherweise waren ihren Optionen begrenzt. Aber hier zu sitzen und depressiv auf das Ende zu warten – das darin bestehen würde, dass sie sich
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