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Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum
Autoren: Dirk van den Boom / Andreas Möhle
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aufnehmen können, doch er war tot. Einige Schiffswracks wurden erkennbar; der Belag des Bodens wirkte heruntergekommen. Sudeka sah keinerlei Fahrzeuge, kein Bodenpersonal, nichts. Als die Fabrik schließlich mit erstaunlicher Leichtigkeit gelandet war, hatte Sudeka einen guten Blick auf eines der Wracks in unmittelbarer Nähe, ein mittelgroßes Raumfahrzeug unbekannter Bauart. Vom Zustand des Schiffs geschätzt, stand es dort bereits seit geraumer Zeit, seit vielen Jahren, und es war wohl ausgeschlachtet worden. Fenster fehlten. Die Schleusen standen offen, und der Raumer hatte auf seinen Teleskopbeinen eine leichte Schlagseite eingenommen. Unter dem Raumfahrzeug schimmerte es in allen Farben: Hier mussten seit langer Zeit allerlei Flüssigkeiten aus dem Schiffsrumpf herausgetropft sein. Sudeka hatte selten ein trostloseres Bild gesehen. Wenn dieser Anblick symptomatisch für diese Welt war, dann bezweifelte sie stark, dass noch jemand Bedarf an den militärischen Diensten neuer Rekruten hatte. Irgendwelche Zerstörungen durch Gewalteinwirkung waren jedenfalls nicht auszumachen. Es war alles einfach nur … verfallen.
    Einfach nur alt, vergessen, ungenutzt, nicht erhalten.
    Und furchtbar trostlos.
     

     
     
    Shelwan war in der siebten Generation Hafenmeister. Er war stolz auf diese lange Ahnenreihe, und er war sich sicher, dass all jene vor diesen sieben Generationen ebenfalls würdige Inhaber dieses Postens gewesen waren. Sein Großvater – und er hatte es ihm selbst noch erzählt – hatte tatsächlich drei Landungen abgefertigt. Damit waren keine Landungen der acht verbliebenen Systemraumschiffe gemeint, die auch heute noch hin und wieder aufstiegen, um Kommunikations- und Ortungssatelliten zu warten. Sondern interstellare Einheiten des Imperiums!
    Richtige Raumschiffe!
    Leider hatte bereits Shelwans Vater seinem Sohn das Amt übergeben, ohne auch nur eine einzige richtige interstellare Abfertigung berichten zu können. Das hatte dem Ansehen des Vaters natürlich ebenso wenig geschadet wie seiner unermüdlichen Pflichterfüllung. Sobald die Herren des Imperiums zurückkamen, sobald der Angriffsbefehl erging, würde der Raumhafen bereit sein. Natürlich würde es dazu erst mal eine neue Flotte geben müssen. Aber das würden die Herrscher schon rechtzeitig erledigen.
    An Shelwan würde der Sieg nicht scheitern. Pünktlich meldete er sich jeden Morgen zum Dienst im einzigen noch funktionsfähigen Tower des Raumhafens – er und sieben andere, meist Ortungstechniker und Kommunikationsexperten. Jeden Morgen kamen sie hier an, diensteifrig, immer gut gelaunt, motiviert und voll einsatzbereit.
    Am höchsten geehrt wurde in Shelwans Familie aber nicht sein Großvater – obgleich dieser immer einen besonderen Platz in seiner Erinnerung haben würde –, sondern der Begründer der Dynastie, ein Mann namens Guon. Guon, so sagte die Familienchronik, hatte noch einen Kallia persönlich getroffen, einen der letzten auf der Zentralwelt, ehe die Herren verschwunden waren, um sich auf ihre Weise auf die Fortsetzung des großen Krieges vorzubereiten. Die Legende sagte, dass Guon zu jenen Rekruten gehört hatte, die von diesem letzten Kallia den Befehl bekommen hatten, getreulich weiter den Dienst zu erfüllen und allzeit bereit zu sein, bis die große Stunde anbrechen würde.
    Das war jetzt schon, wie auch Shelwan einräumen musste, eine ganze Weile her, und die allgemeinen Rahmenbedingungen hatten sich seitdem eher nicht verbessert. Zu Guons Zeiten musste es noch interstellaren Flugverkehr gegeben haben. Wahrscheinlich funktionierten damals auch noch die meisten der automatischen Fabriken, es gab keine Stromausfälle, und das Versorgungssystem der Stadt war noch intakt gewesen.
    Heutzutage war die Situation ein klein wenig schwieriger. Aber man behalf sich guten Mutes. Arbeitskräfte gab es genug. Und der Zentralcomputer war aktiv wie eh und je und organisierte schwierige logistische Aufgaben. Er war der Statthalter der alten Herren, darauf bedacht, alles so gut in Schuss zu halten, dass bei Wiederaufnahme der Kriegshandlungen – vielleicht mithilfe einiger kleinerer Investitionen – die Armee bereit sein würde, den Krieg zu gewinnen.
    Woran es natürlich keinerlei Zweifel gab.
    Was in Shelwan die Hoffnung weckte, dass er dies noch erleben würde.
    Diese Hoffnung trug jeder Rekrut in sich, ja. Aber immer wenn Shelwan am etwas angelaufenen Panoramafenster des Towers stand und auf die Wracks vor sich hinabsah, spürte er
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