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Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum
Autoren: Dirk van den Boom / Andreas Möhle
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an gewisse Dinge gewöhnte. Sie hatte mittlerweile vollständige Kontrolle über den Zentralcomputer erlangt, der über eine rudimentäre KI zu verfügen schien. Viele Daten waren verloren gegangen, aber es war klar, dass dieses Fabrikschiff eine militärische Einheit mit einem militärischen Auftrag gewesen war und überdies sehr, sehr alt war – über 1000 Jahre. Gab es die Intelligenzen überhaupt noch, die es einst entsandt hatten? War der Krieg mittlerweile beendet? Sudeka wusste, dass sie auf diese Frage in Kürze eine Antwort erhalten würde.
    Ansonsten war sie gewachsen, gut zehn Zentimeter, und passte damit nicht mehr richtig in ihre Kleidung. Sie war auch etwas muskulöser geworden und hatte irgendwann wieder richtig Appetit bekommen. Die KI des Schiffes hatte ihre Vermutung bestätigt, dass in der Nahrung, die ihr verabreicht worden war, Inhaltsstoffe enthalten waren, die diese Metamorphose ausgelöst hatten. Es war die Saat, von der der Zentralcomputer immer sprach, und Sudeka kam zu der Überzeugung, dass es sich um eine Art Vireninfektion handeln müsste, die so effektiv war, dass sie ihre DNA umprogrammierte.
    Eine erschreckende Vorstellung. Nicht so erschreckend wie die Tatsache, dass der Virenstamm, der ihr verabreicht worden war, allem Anschein nach degeneriert war. Glaubte sie den Aufzeichnungen der KI, hätte sie sich in eine getreue Soldatin ihrer neuen Herren verwandeln müssen, bereit, loyal und gehorsam zu handeln. Stattdessen gab sie hier die Befehle und fühlte auch sonst keinerlei Bedürfnis, sich jemandem zu unterwerfen. Sie hegte die Hoffnung, dass sich dies auch in absehbarer Zeit nicht ändern würde.
    Ihre Verbindung zur KI wurde recht eng. Der Zentralcomputer lechzte förmlich danach, von ihr Anweisungen zu erhalten. Sudeka erkannte, dass er über biologische Komponenten verfügte, die teilweise immer noch aktiv waren. Noch mehr: Die Fabrik war eine Produktionsstätte für Klone, die neben ihrem Suchauftrag auch dafür eingesetzt werden konnte, geeignete Kopien besonders reizvoll erscheinender Lebewesen herzustellen. Auch hier war ein Teil der Anlagen immer noch funktionsfähig. Sudeka musste unwillkürlich daran denken, was wohl geschehen wäre, wenn sie als besonders reizvoll angesehen worden wäre. Eine Session auf dem Operationstisch oder auch zwei – und dann eine Armee von Tausenden von Sudekas?
    Sie erschauerte bei dem Gedanken.
    Und nicht nur bei diesem.
    Sie hatte Angst, was mit ihr geschehen würde. Sie hatte die Hoffnung aufgegeben, bald wieder zurückkehren zu können, und sie fürchtete, was die Metamorphose am Ende noch aus ihr machen würde. Die größten Ängste aber entwickelte sie, als sie erkannte, was es bedeuten würde, wenn die Herren dieser Fabrik an die Daten kämen, die diese mit sich trug. Würde der Krieg noch ausgefochten, dann hätte es zur Konsequenz, dass eines Tages der Virus – die Saat – im Commonwealth ausgestreut werden würde, um willige Rekruten zu erschaffen. Die Vorbedingungen waren entsprechend der Suchindikatoren gegeben, das hatten die Datenspeicher eindeutig bestätigt.
    Was nur konnte sie tun, damit nicht Milliarden von Intelligenzwesen ihr Schicksal teilen mussten? Vor allem da sie sich nicht darauf verlassen konnte, dass sich alle, wie sie zur Zeit, als zumindest teilweise immun erweisen würden.
    Als die Fabrik sich ihrem Ziel näherte, hatte sich Sudeka mit den wenigen noch funktionsfähigen Außenkameras verbunden. Sie schaute auf eine Welt, der man schon aus dem Orbit ansah, dass sie extrem dicht besiedelt war. Und doch wirkte sie auf Sudeka seltsam leblos. Das Annäherungssignal der Fabrik war positiv beantwortet worden, und man hatte ihr einen Landevektor zugeteilt, aber … es gab gar keinen Orbitalverkehr. Die Ortungseinrichtungen registrierten zwar viele künstliche Objekte, aber diese schienen völlig passiv zu sein.
    Die KI versicherte ihr, dass es vor tausend Jahren ganz anders gewesen war.
    In der Zwischenzeit musste sich entweder der Krieg zum Schlechten entwickelt haben, oder etwas völlig anderes war mächtig schiefgelaufen. Und dennoch: Irgendetwas kommandierte da unten. Und als die Fabrik langsam in die Atmosphäre eintrat und Sudeka einen Blick auf die gigantischen Metropolen werfen konnte, wurde ihr auch klar, dass dort Leben herrschte, und zwar verdammt viel und auf engem Raum.
    Das passte nicht zusammen.
    Sudeka betrachtete stumm die Landung. Der Raumhafen war groß und hätte mehrere der gigantischen Fabriken
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