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Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai

Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai
Autoren: Irene Salzmann
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die Gruppe ergoss. Alle bis auf ihn, es war der Rebell
gewesen, der hatte aufgeben wollen, hatten im letzten Moment ausweichen können
und nur wenige Spritzer abbekommen. Der Unglückliche hatte sich in der
Mitte befunden, wodurch ihn die volle Ladung traf und einhüllte. Keine
Schreie drangen aus dem weit aufgerissenen Mund, den die milchige Substanz sogleich
ausfüllte. Der Mann, das Gesicht zu einer Fratze des Grauens verzerrt,
versuchte sich von der klebrigen Schicht zu befreien, aber sie härtete
in wenigen Sekunden aus. Seine Bewegungen wurden träger, erstarben schließlich.
Die Haut und Kleidung begann dunkel zu werden, sich zu zersetzen. Es war ein
furchtbarer Anblick! Plötzlich schoss ein Tentakel herab und riss die Beute
mit sich nach oben ins dichte Blattwerk. Die Überlebenden beeilten sich,
die festgewordenen Tropfen von Haut und Kleidung zu kratzen. Wo sich die unbekannte
Masse befunden hatte, hinterließ sie schmerzende Flecke.
    Als es zu finster war, um noch zu erkennen, wohin man stolperte, kauerten die
sechs Personen neben Shillas Trage in einer weichen Mulde unter einem ausladenden
Baum nieder. Jemand zündete ein Feuer an in der Hoffnung, das Licht würde
die nachtaktiven Tiere fern halten. Schweigend nahmen sie ihre Mahlzeit ein.
Dann wurde vereinbart, in welcher Reihenfolge jeder von ihnen Wache halten sollte.
Sobald der Morgen graute, wollten sie weiterziehen.
    Die Nacht verlief ohne nennenswerte Vorkommnisse. Allein zweimal wurden die
Rebellen aus dem Schlaf gerissen, als in unmittelbarer Nähe etwas Größeres
an ihrem Lager vorbeitrampelte und in den oberen Baumetagen Klettertiere einen
Revierkampf austrugen.
    Alle begrüßten den Sonnenaufgang mit Erleichterung, obwohl sich jeder
beklommen fragte, was ihnen heute zustoßen würde.
    Zwei weitere Rebellen fielen den hungrigen Bewohnern des Waldes zum Opfer.
    Der Mann, der sich Gedanken über ihre Verpflegung gemacht hatte, wurde
selbst zur Hauptspeise eines chamäleonartigen Wesens, dem er buchstäblich
in den Rachen lief. Ein Knacksen und das folgende Schmatzen hatten die anderen
alarmiert. Doch war dort, wo eben noch eine Spalte in einem Baumstamm geklafft
hatte, die der Rebell hatte nutzen wollen, um sich diskret zu erleichtern, bloß
noch eine glatte Fläche von der Farbe und Struktur der schuppigen Rinde:
Ein flaches Etwas, das sich nun anschickte, mit dem Buckel in seiner Mitte nach
oben zu kriechen.
    Der Mann mit der Armschiene erlitt ein besonders tragisches Ende. Er rutschte
auf einer Wurzel aus und stürzte in ein blühendes Gebüsch. Die
Blüten öffneten ihre zahnbewehrten Köpfchen und fielen über
den Unglücklichen her. Vergeblich versuchten die anderen, den Hilflosen
durch einige gezielte Schüsse zu befreien. Als der gefräßige
Strauch von ihm abließ, was der Rebell bereits tot.
    Gegen Mittag lichtete sich das üppige Gestrüpp etwas und durch das
Blattwerk hindurch war eine rötlichbraune Wand zu erkennen.
    »Ist es das?«, erkundigte sich Jason.
    Taisho nickte.
    »Ich denke schon. Es war die einzige Erhebung dieser Art, die ich entdeckt
habe, als wir über die Insel flogen.«
    »Wenn alles gut geht, dürften wir in drei Stunden dort sein«,
schätzte Asahi Drel.
    Bedauerlicherweise ging nicht alles gut.
    Eine tiefe Schlucht zwang die geschrumpfte Gruppe zu einem längeren Umweg,
wodurch die Sonne schon sehr tief stand, als der Felsen wieder in ihr Blickfeld
rückte und ein Stück näher gekommen war.
    Aus diesem Blickwinkel fiel auch Jason die Ähnlichkeit auf, die das Gebilde
mit einem Gesicht hatte. Man vermochte schmale Augen, eine flache Nase und einen
breiten Mund zu erkennen. Bei den dünnen Linien, die den kantigen Kopf
umgaben, konnte es sich um Haare oder um Antennen handeln.
    »Als ich es vom Schiff aus sah, hielt ich es für eine optische Täuschung,
aber jetzt, wo der Eindruck auch von dieser Perspektive aus bestehen bleibt
...«
    »Lässt sich daraus folgern«, nahm Asahi Drel den Faden auf, »dass
dies ein künstliches Monument ist, ein Relief. So verwittert, wie es ist,
wurde es bestimmt schon vor einer mittleren Ewigkeit angefertigt.«
    »Von wem?«, fragte Taisho. »Welches Volk hinterlässt oder
hinterließ in Stein gehauene Bildnisse? Haben die Schöpfer dieses
Monuments etwa so ausgesehen oder soll es eine Gottheit darstellen?«
    Die Pilotin hatte keine Antwort.
    »Dann war schon vor uns jemand hier«,
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