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Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa
Autoren: Dirk van den Boom
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fragend auf das geleerte Glas. »Das?«
    Der Mann nickte. Die Direktorin machte eine abschätzige Handbewegung.
    »Dinge. Sobald man sie hat, werden sie uninteressant.«
    »Und jetzt streben Sie nach wahren Werten, nicht wahr?«, hakte Sentenza
süffisant nach.
    Sally warf ihm einen seltsamen Blick zu. Dann schien sie unvermittelt das Thema
zu wechseln.
    »Wie ich hörte, sind Sie jetzt fest mit DiMersi zusammen.«
    »Schon länger. Seit den Vorfällen auf Seer'Tak City«, gab
Sentenza kühl zurück.
    »Ich beneide sie«, murmelte Sally. »Ich beneide sie wirklich.«
    »Mich oder uns beide?«
    »DiMersi«, antwortete Sally schlicht. Sie hielt einen Moment inne,
als wolle sie über etwas nachdenken, doch dann, ehe auch dem Captain eine
Erwiderung eingefallen war, sagte sie schnell: »Wussten Sie eigentlich,
dass ich entsetzlich in Sie verknallt war?«
    Sentenza öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder. Sally nickte sinnierend.
    »Ziemlich von Anfang an, Captain«, fuhr sie fort. »Es war nicht
einfach. Sie waren nicht immer sehr ... aufgeschlossen mir gegenüber.«
    »Sie waren auch nicht gerade Madame Charming«, konterte Sentenza,
der sich gefasst hatte, obgleich er es nicht fassen konnte. »Sollten Sie
tatsächlich so empfunden haben, waren diese Gefühle recht gut verborgen.«
    »Was heißt ›tatsächlich‹? Wirkt meine Aussage auf
Sie so unglaubwürdig? Sie trauen mir keine Gefühle dieser Art zu?«
Sally machte nun den Eindruck ernsthafter Enttäuschung.
    Sentenza ruderte zurück. »Doch, durchaus«, gab er zu. »Sie
haben mir gegenüber aber nicht gerade vor Liebenswürdigkeit gesprüht.«
    »Ich war und bin Ihre Vorgesetzte. Es gibt Grenzen.«
    »Ja, die gibt es wohl.«
    Für einen Moment herrschte Stille.
    »Warum erzählen Sie mir das jetzt?«, fragte Sentenza schließlich.
    »Ich wollte Ihnen zeigen, dass ich ein Mensch bin.«
    »Daran habe ich nie gezweifelt.«
    »Vielleicht wollte ich Ihnen auch zeigen, dass ich eine Frau bin.«
    »Auch daran hatte ich nie Zweifel.«
    Sally wollte ansetzen, stoppte, presste die Lippen aufeinander und sprach dann
doch. »Wäre ich liebenswürdiger gewesen, hätte ich dann
eine Chance bei Ihnen gehabt?«
    Die Frage kam leise, fast zaghaft. Sentenza überlegte kurz, wie er das
beantworten konnte. Er fand, dass Frauen manche Dinge immer sehr kompliziert
machten.
    »Das weiß ich nicht«, meinte er dann. »Ich habe darüber
nie nachgedacht, und jetzt ist die Frage wirklich nur akademisch.«
    Sally nickte. »Das ist sie wohl.«
    Sie erhob sich und steuerte auf das Schott zu. Kurz, bevor sie den Salon verließ,
drehte sie sich noch einmal um.
    »Das alles bleibt unter uns, Captain!« Jetzt war wieder die gewohnte
Schärfe in ihrer Stimme.
    Sentenza nickte und sah ihr nach. Dann schüttelte er den Kopf und nahm
einen kräftigen Schluck. Wenn die Reise so begann, dann versprach sie,
sehr interessant zu werden.
    Frauen ...

    Thorpa starrte auf das in edles Leder gebundene Exemplar der Heiligen Schrift,
das er aus seinem Reisegepäck genommen hatte. Es war etwas abgegriffen
und wirkte nicht nur alt, es befand sich seit mehreren Generationen im Besitz
seiner Familie. Auf Pentakk galt die Galaktische Kirche viel, sie hatte wesentlichen
Einfluss auf die gesellschaftlichen Entwicklungen dieser Welt und bestimmte
in erheblichem Maße Grundsätze wie Moralität und Ethik. Auch
Thorpa war so aufgezogen worden, zuerst in einer kirchlichen Schule, dann mit
Antritt seines Studiums an der größten Universität seiner Welt,
die ebenfalls in beträchtlichem Maße aus kirchlichen Mitteln finanziert
wurde. Die Galaktische Kirche war für ihn immer etwas sowohl Selbstverständliches
wie auch Unnahbares gewesen, und erst sein Dienst auf der Ikarus hatte
ihm gezeigt, dass jenseits aller Fragen von Glaube und Transzendenz, die er
mit dieser Institution verbunden hatte, es noch andere Aspekte gab, an die er
sich erst hatte gewöhnen müssen: Macht, Gewalt und Kontrolle. Am augenfälligsten
war dies in der Person von Raumprior Siridan Dante geworden, und wäre die
Frau keine so beeindruckende Persönlichkeit gewesen, vielleicht hätte
Thorpa begonnen, in seinem Glauben zu zweifeln.
    Falsch.
    Ganz falsch.
    Er zweifelte doch schon längst.
    Die Einladung nach Sankt Salusa hatte ihm vor Augen geführt, dass dem so
war. Vergeblich hatte er auf das wohlige Gefühl religiöser Ehrfurcht
gewartet, mit dem er eigentlich
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