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Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa
Autoren: Dirk van den Boom
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einen Nonstopflug und Torpriorität voraussetzte
– und davon konnte er wohl ausgehen.
    »Dann haben wir das beschlossen.«
    »Ja. Ist unser Besuch angekündigt?«
    »Natürlich, aber die Nachricht unserer Ankunft wird nur wenige Stunden
vor uns da sein. Ich werde keine Ausreden, keine Verzögerungstaktik mehr
dulden.«
    Sally schien entschlossen, das musste der Captain anerkennen.
    »Und wenn wir dann trotzdem vor verschlossenen Türen stehen?«
    »Dann werden wir sie öffnen. Wir sind nicht irgendwer. Jemand wird
mit uns reden. Die können es sich nicht leisten, uns zu ignorieren. Die
Kirche tritt in den Kampf gegen die Outsider ein. Wir sitzen an der Front.«
    »Ich sitze an der Front.«
    Sally grinste. »Deswegen nehme ich Sie ja mit, Captain. Sie sind mein Schlüssel.
Mit Ihrer Hilfe werde ich bis zum Erzprior persönlich vordringen.«
    »Ich wusste, dass die Einladung nicht aus Nettigkeit gemacht wurde«,
murmelte Sentenza. Sally erhob sich, wippte auf den Füßen und fuhr
sich mit der Hand über das kurz geschorene Haar.
    »Ich bin nicht nett, Captain. Aber das wissen Sie ja schon.«
    Damit wandte sie sich ab und verließ den Raum. Sentenza blickte ihr nach,
verkniff sich ein Kopfschütteln und wandte sich wieder seiner Liste zu.
Die große Hürde stand ihm nun bevor.
    Er würde Thorpa benachrichtigen müssen.
    Und dann seine Begeisterung überleben.

    Die Sudekas Traum war ein 26 Meter langes Prachtschiff, in das sich Roderick
Sentenza unmittelbar verliebte. Er starrte die von einem Designer bewusst auf
Effekt entworfene, schlanke Linie des flunderförmigen Raumers an, als hätte
er eine Offenbarung. Sonja DiMersi, die ihn zum Abschied in die Docksektion
der Station begleitet hatte, bemerkte sofort, dass ihr Lebensgefährte abwesend
war, und ihr eigenes Herz als Ingenieurin schlug ebenfalls heftiger, als sie
die Yacht betrachtete. Jeder Raumfahrer, der seinen Beruf mit Leidenschaft verfolgte,
konnte die unbändige Kraft und Eleganz in diesem modernen Kunstwerk erkennen.
Ein Kunstwerk, das gleichzeitig gefährlich war, denn obwohl es scheinbar
völlig harmlos an der Andockklammer der Station hing, erkannte das geschulte
Auge an den angedeuteten Schwingen feine, ovale Linien – Klappen, hinter
denen sich Torpedorohre verbargen. Ein gefährliches Raubtier, das zu fliegen
eine große Freude sein würde.
    Sonja drückte dem verträumt dastehenden Captain einen raschen Kuss
auf die Wange.
    »Bis dann«, murmelte dieser abwesend, seinen Blick auf die Konturen
der Yacht gerichtet. Spielerisch kniff Sonja Sentenza in den uniformierten Hintern,
was dieser mit einem Zusammenzucken und rot anlaufender Gesichtsfarbe quittierte.
Verlegen lächelnd sah er der davoneilenden Frau nach, dann wandte er sich
der nahen Schleuse zu, vor der ein dezent gekleideter Steward stand, der ihn
bereits zu erwarten schien. Mit angedeuteter Verbeugung wies er dem Captain,
der nur eine leichte Reisetasche bei sich trug, den Weg in das Innere des Schiffes.
    Der Kontrast zwischen der nüchternen, metallischen Dockstation und dem
edlen Ambiente der Yacht konnte nicht größer sein. Unwillkürlich
hielt Sentenza inne, als seine Schuhe in den weichen Teppich einsanken und der
leichte Geruch der frisch gereinigten Mandelholzvertäfelung an seine Nase
drang. Der unaufdringliche, geschmackvolle Luxus einer sündhaft teuren,
aber nicht protzigen Inneneinrichtung umschmeichelte alle Sinne. Seine Schritte
wurden durch den Teppich gedämpft, als er einem Leuchtzeichen zu seiner
Kabine folgte. Diese stellte sich als geräumig heraus, mit einem breiten
Bett, einer eigenen Minibar, einem Kommunikations- und Unterhaltungscenter neuester
Technik und einer Nasszelle, die sich als eigene Zimmerflucht mit Whirlpool
entpuppte. Als Leiter der Rettungsabteilung und hochrangiger Corpsoffizier wohnte
Sentenza auf Vortex Outpost nicht schlecht – tatsächlich konnten er
und Sonja, seit sie zusammenlebten, über ihre Unterkunft wahrlich nicht
klagen –, doch das hier überstieg in der Auswahl der Materialien und
des Stils alles, was es auf der Station gab.
    »So reist also das Corpsdirektorium«, murmelte er vor sich hin, als
er die Reisetasche auf das Bett warf.
    »Nur dann, wenn wir uns nicht gerade für das Wohl des Raumcorps aufopfern«,
erklang eine Stimme hinter seinem Rücken. Sentenza drehte sich nicht um,
natürlich handelte es sich um Sally. Er ging nicht zu ihr,
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