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Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa
Autoren: Dirk van den Boom
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in der Kongregation sollten ernst bleiben. Kümmern wir uns um die Kirchenpolitik.«
    »Pfui! Wie bist du Prior geworden?«, stieß Wahab empört
aus.
    »Durch harte, realitätsbezogene Arbeit«, murrte Martinus.
    Serbald hob die Hände. Manchmal war dieses erlauchte Gremium ein Kindergarten.
Seine Heiligkeit hatte das immer gut im Griff gehabt, die richtigen Streicheleinheiten
verteilt. Serbalds Stärke war das nicht.
    »Brüder! Schwestern!«, rief er schließlich in das entstehende
Stimmengewirr hinein. »Bitte etwas Würde! Wir müssen Entscheidungen
treffen!«
    Langsam kehrte wieder Ruhe ein.
    Serbald räusperte sich.
    »Ich möchte heute ein klares Votum um die Kernpunkte einer öffentlichen
Erklärung festmachen. Ich möchte, dass die Kirche offen zugibt, wie
es um Seine Heiligkeit steht, um die Spekulationen zu beenden.«
    »Dazu brauchen wir eine eindeutige Stellungnahme, dass wir eine Offenbarung
ausschließen«, erklärte Wahab.
    »Gut!« Das war Martinus.
    »Schlecht!«, war Wahabs Antwort.
    »Es wäre hilfreich«, sagte Serbald.
    »Ohne mich, Bruder Camerlengo«, stellte nun Sandalan fest. »Ich
stehe noch fest im Glauben.«
    »Was willst du damit sagen?«, begehrte Martinus auf.
    »Dass ich Apostasie rieche. Offenbarungen gehören zum Katechismus.«
    »Apostasie?« Martinus sprang auf.
    Das Stimmengewirr schwoll wieder an, lauter als zuvor.
    Serbald begann, sich die Schläfen zu massieren.
     

 
2.
     
    »Es wird Zeit, Captain.«
    Es gab Momente, in denen Sally McLennanes Ton Sentenza nicht gefiel. Tatsächlich
waren diese Momente relativ häufig, und als sie noch auf Vortex Outpost
wie eine Krake in ihrem Büro gehockt hatte, waren sie fast täglich
aufgetaucht. Seitdem sie als Corpsdirektorin wieder zu Macht und Ehren gekommen
war und auf Regulus, von der Randzone entrückt, tat, was immer sie tat
– Details wollte Sentenza gar nicht wissen – waren diese Momente seltener
geworden. Doch nun saß die Corpsdirektorin wieder in Vortex Outpost, war
vor zwei Stunden dem Linienschiff aus der Corpszentrale entstiegen und natürlich
unangekündigt im Büro des Leiters der Rettungsabteilung erschienen.
Sentenza, der nach den Ereignissen der letzten Wochen – der Katastrophe
eines verlorenen Kampfes, dem Tod von Milton Losian – immer mehr das Gefühl
gehabt hatte, wieder Chef einer militärischen Einheit zu sein, war in Verwaltungskram
versunken gewesen. Sally hatte sich mit einem nonchalanten Lächeln auf
den Besuchersessel geworfen und erst mal nichts gesagt.
    Sentenza auch nicht.
    Er hatte Sally kurz zugenickt, sich meisterlich beherrschend, als hätte
er sie mehr oder weniger erwartet. McLennane hatte wiederum so getan, als hätte
sie diese Reaktion für absolut natürlich gehalten. So saßen
sie sich gegenüber, den Kopf voller Dinge, die sie zu besprechen hatten
oder fragen wollten, und schwiegen sich in einem stummen, albernen Wettkampf
an. Erwachsene Menschen, hatte Sentenza schließlich gedacht. Ich studiere
eine Anforderungsliste über medizinische Ausrüstungsgegenstände
und tu so, als gäbe es nichts Wichtigeres. Er hatte sich gerade entschlossen,
das Schweigen zu brechen, als Sally ihm mit ihrer Erinnerung an die Zeit zuvor
gekommen war.
    Sentenza sah auf, blickte in Sallys graue Augen.
    »Zeit ist etwas, was ich gar nicht habe. Wenn ich mich an unser letztes
Gespräch erinnere, dann soll ich als Heros des Corpsgeheimdienst das Universum
vor den Outsidern retten. Lief ja neulich erst bestens. Fragen Sie Losian, wenn
Sie wieder eine Seance haben und mit Ihren Dämonen konferieren.«
    Sally spitzte die Lippen.
    »Das ist lächerlich, Captain.«
    »Ja, das ist es«, versetzte Sentenza mit ärgerlichem Unterton.
Er legte das Pad mit der Anforderungsliste nieder, runzelte die Stirn.
    »Ich werde vom Raumcorps bezahlt, um Leben zu retten. Individuelle Leben.
Havarierte Kreuzer. Manchmal gibt es Seuchen auf Planeten.« Er stockte.
»Ich halte nichts davon, dass wir zum Geheimdienst gehören. Wir sind
in eine Geschichte hineingerutscht, die mir nicht schmeckt.«
    »Sie schmeckt niemandem.«
    »Was denken Sie? Dass das Schicksal uns auserkoren hat, die Galaxis vor
den Outsidern zu retten?«
    »Ihren Determinismus pflegen Sie alleine. Ich sehe Notwendigkeiten, ich
sehe Sicherheitsimplikationen für das Raumcorps und weit darüber hinaus.
Sie können sich dem nicht entziehen, indem Sie den Kopf in den Sand stecken
und
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