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Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa
Autoren: Dirk van den Boom
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behandelt,
Tokal war das gewohnt und er nahm es hin. Er wusste, dass Uhul mit ihm anständig
umging, und die Tatsache, dass er ausgewählt worden war, ihn auf dem Weg
zu begleiten, war eine Auszeichnung.
    »Alles ist bereitet, Herr.«
    »Du sollst mich nicht Herr nennen. Wir dienen beide. Allein der Prior mag
zu Recht Herr genannt werden.«
    Tokal senkte den Kopf.
    »Ich weiß. Entschuldige, Uhul.«
    »Die Alten Völker lehren, dass man mit Respekt sparsam sein muss,
um genug für jene zu haben, die ihn wirklich verdienen.«
    »Aber du verdienst ihn«, widersprach der Novize.
    Uhul gestattete sich ein anerkennendes Lächeln. »Widerspruch durch
Schmeichelei? Du lernst deine Lektionen schnell. Wenn du einst Erster Staubdiener
sein wirst, wird dein Prior sehr zufrieden mit dir sein.«
    Tokal senkte erneut den Kopf.
    »Ich werde dir nur nachfolgen können.«
    Uhul lachte auf und machte eine nur halb ernst gemeinte, mahnende Geste.
    »Übertreibe deine Demut nicht. Zuviel Demut zerstört den Charakter.«
    »Drittes Buch, viertes Kapitel«, erwiderte der Novize ungerührt.
Dann wandte er sich um und wies auf den Boktakarren auf der Straße.
    »Der Bokta ist frisch getränkt und gefüttert«, erklärte
Tokal. Uhul sah sein eigenes Gepäck bereits verstaut. Der Novize war erwartungsgemäß
sehr effizient vorgegangen. Uhul wusste, warum er ihn zu seiner Inspektionsreise
mitnehmen wollte. Trotz aller Späße hatte Uhul seine Bemerkung durchaus
ernst gemeint. Er sah in dem Novizen in der Tat seinen Nachfolger, so er denn
selbst in die Metamorphose gehen würde.
    »Ich sehe, du willst die Reise rasch antreten.«
    »Ja, Herr«, antwortete Tokal.
    »Du sollst mich nicht Herr nennen.«
    »Ja, Herr.«
    Uhul seufzte und folgte seinem renitenten Lehrling zum Karren. Mit einem schnellen
Blick erkannte er, dass in der Tat alles gut vorbereitet war. Tokal setzte sich
neben ihn und nahm die Zügel in die Hände.
    »Noch zu deinem Haus, Uhul?«
    Dieser winkte ab.
    »Du hast doch schon alles vorbereitet. Wir machen uns auf den Weg.«
    Tokal ließ ein nur schlecht unterdrücktes, sehr zufriedenes Schnalzen
hören.
    Der Karren setzte sich in Bewegung.
    Uhul war froh, niemals in die Verlegenheit kommen zu müssen, Tokal als
Staubdiener ertragen zu müssen.
    Dann würde er längst eine anerkannte Handwerkerin sein.

    »Seine Heiligkeit ist unpässlich!«
    Prior Camerlengo Serbald von Holk hasste diesen Satz. Er hatte ihn in den letzten
zwölf Tagen bestimmt zehn Mal am Tag gesagt – zu anderen Mitgliedern
der Leitungskongregation, zu Bittstellern und Boten, zu Priores, die von weit
her nach St. Salusa gereist waren, um den Erzprior in einer wichtigen Angelegenheit
zu konsultieren. Serbald hatte dabei Ruhe und Würde bewahren müssen,
was ihm angesichts der Penetranz mancher Besucher nicht leicht gefallen war.
Dazu kam die tief in ihm nagende Ungewissheit über das Schicksal des höchsten
Würdenträgers der Heiligen Galaktischen Kirche, der vor exakt diesen
zwölf Tagen während der Morgenandacht in ein Koma gefallen war, aus
dem ihn die Ärzte bisher nicht hatten holen können – genauso
wenig, wie sie eine Erklärung für seinen Zustand fanden. Was den Prior
Camerlengo noch mehr beschäftigte, war die Tatsache, dass unter den Bediensteten
des Ewigen Tempels, des Hauptsitzes der Kirche auf dem Planeten, das Gerücht
die Runde machte, der Erzprior sei in den Gesegneten Schlaf gefallen, während
dessen er Nachrichten der Alten Völker empfing. Der letzte Fall dieser
Art war vor 320 Jahren dokumentiert worden – bei einem Erzprior, über
dessen geistige Gesundheit grundsätzliche Zweifel bestanden hatten. Die
damals überlieferte Nachricht war konfuses Zeug gewesen. Zwar hatte Serbald
sicherheitshalber die Fedajin im Sanctuarium kontaktiert, aber diese hatten
nichts Ungewöhnliches berichtet. Doch Serbald kannte die Macht der Gerüchte,
und die Fragen, die auf ihn einstürmten, wurden immer drängender.
Die Leitungskongregation würde eine Entscheidung treffen müssen, und
das sehr bald. In der Tat eilte der Camerlengo, der Kämmerer und Stellvertreter
des Erzpriors, in diesem Augenblick in das Sitzungszimmer.
    Zwei Wachleute der Fedajin, ein Tzatike und ein Pronthiri, standen bewegungslos
vor der großen Schwingtür. Der Prior nickte ihnen zu, nahm sie gar
nicht bewusst wahr. Als er die Pforte durchschritten hatte und sie sich hinter
ihm schloss, sah er die
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