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Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa
Autoren: Dirk van den Boom
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ist mindestens einen Tag alt«, erklärte Uhul. »Die
Bestie ist weit weg.«
    »Dann ist er keine Gefahr für die Prozession?«, fragte Tokal
hoffnungsvoll.
    Uhul wog den schweren Kopf in der Geste der Unsicherheit.
    »Wir gehen lieber sicher. Markiere die Spur auf dem Prozessionsplan. Die
Miliz wird sich darum kümmern.«
    Tokal holte beflissen die Stoffröhre mit dem Plan hervor. Er rollte das
Pergament auf seinen Beinen aus. Rasch hatte er Feder und Trockentinte zur Hand,
die er mit seinem Speichel befeuchtete. Auf dem Plan war der gesamte Prozessionsweg
eingezeichnet – nicht im Sinne einer Karte, sondern mit verschlüsselten
Entfernungssymbolen und ergänzenden Beschreibungen wichtiger Wegmarken.
Sorgfältig trug Tokal die Spur ein. Der Prozessionsführer würde
die Markierung lesen und die begleitende Miliz auf die potentielle Gefahr aufmerksam
machen. Sturmfresser entfernten sich nie weit von ihrem Bau; es war sehr unwahrscheinlich,
dass diese Bestie an einer ganz anderen Stelle des Weges auftauchen würde.
Der Kontrollgang vor Beginn dieses wichtigen Ereignisses war also einmal mehr
alles andere als überflüssig, und sei es nur, um die allzu ängstlichen
Gemüter zu beruhigen.
    Uhul ging weiter. Er zog es vor, zu Fuß zu gehen, auch, wenn die Reise
dadurch länger wurde. Sein Blick schien jeden Abschnitt der Strecke genau
zu erfassen. Nur hin und wieder widmete er sich dem Prozessionsplan, der ihm
von seinem Novizen hingehalten wurde. Eigentlich kannte Uhul diese Gegend ganz
genau – er hatte bereits zweimal an der Prozession teilgenommen und sowohl
als Novize wie als Staubdiener die Streckenwacht bestimmt ein Dutzend Mal absolviert
–, aber das bedeutete nicht, dass er in seiner Aufmerksamkeit nachließ.
Von seinem Bericht hing eine Menge ab, nicht zuletzt die Sicherheit des Priors.
Diese Aufgabe war nie Routine. Uhul ahnte, dass er sie zum letzten Mal erledigte
und die Zeit der Transformation sich näherte. Er wollte sicher gehen, dass
er für Tokal ein gutes Vorbild war, wenn dieser eventuell bereits beim
nächsten Mal verantwortlich zeichnen würde.
    Der Novize schien seine Gedanken erraten zu haben.
    »Herr, ich erkenne diesen Abschnitt wieder. Hier haben wir letztes Jahr
die Grubensauger ausgemacht.«
    »Du sollst mich nicht Herr nennen.«
    »Dort drüben war das Nest!«
    Uhul seufzte. Sein Blick folgte aber automatisch dem ausgestreckten Arm Tokals.
Eine schwarz glasierte Fläche kennzeichnete die Stelle, an der der Zorn
der Götter das Nest der heimtückischen Räuber ausgeräuchert
hatte. Der Prior selbst hatte den heiligen Bannstrahl auf die Brutstätte
der Heimtücke hinabfahren lassen, und die Erinnerung an dieses beeindruckende
Schauspiel hatte sich für immer in Uhuls Gedächtnis eingebrannt. Mochte
er auch an manchem der reinen Lehre zweifeln, diese Offenbarung der Macht war
nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Er würde sie auch so bald nicht
mehr zu Gesicht bekommen, denn es dauerte mitunter Jahre, bis das Heilige Zepter
wieder zum Bannstrahl in der Lage war. Uhul hielt kurz inne, um das in die Erde
gebrannte Mal zu untersuchen. Die Grubensauger waren offenbar nicht hierher
zurückgekehrt. Es bestand keine Gefahr.
    »Du hast gut aufgepasst«, lobte Uhul den Novizen. »Du kannst
diese Arbeit schon alleine machen.«
    Das zufriedene Gesicht Tokals bestätigte ihn darin, dass dies exakt das
war, was der junge Mann hatte hören wollen. Tokal neigte kaum zur Selbstüberschätzung,
doch sog er Lob wie Staub auf. Er war noch jung und brauchte das. Hatte er erst
den Rang Uhuls erreicht, würde dieses Bedürfnis rasch verblassen.
Wer Staubdiener und Vertrauter des Priors war, musste sich nicht über einen
Mangel an Anerkennung sorgen. Das Problem lag dann eher darin, den falschen
Lobpreis vom aufrichtigen zu unterscheiden.
    Uhul schüttelte den Kopf. Diese Lektion würde er Tokal nicht beibringen
können. Es war die harte Schule des Lebens als Staubdiener, die es ihn
lehren würde.
    Der gewundene Weg war von Geröll übersät, so dass die Fortbewegung
mühsam war. Die Vortrupps der Prozession würden ihre liebe Mühe
haben, den Weg für den Haupttross zu ebnen. Ganz am Anfang seiner Karriere
hatte Uhul auch einmal als Novize Vortrupp gedient, ehe ein junger Priester,
der viel später einmal Prior werden sollte, Uhuls organisatorischen Qualitäten
und seine praktische Intelligenz erkannt hatte. So
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