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Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz

Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz
Autoren: Dirk van den Boom
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drei Berater, die von den Outsidern nichts wussten,
durchaus im machtpolitischen Interesse des Multimperiums, das gemeinsame Grenzen
mit der Hegemonie und dem Corps unterhielt. Eine Eroberung Pronths würde
dafür sorgen, dass sich die Machtstellung des Multimperiums im Outback
verfestigte – und der Expansion des Raumcorps sicher einen Riegel vorschieben.
    Doch erst musste der Kaiser überzeugt werden.
    Nein, korrigierte sich Joran in Gedanken.
    Eigentlich würde es reichen, ihn zu überreden.
    »Vater«, ergriff er nun mit einschmeichelnder Stimme das Wort. »Die
Geheimdienstberichte sind recht eindeutig. Ich habe es ja selbst nicht glauben
wollen!« Die gespielte Empörung gelang Joran so gut, er wäre
fast auf sich selbst hereingefallen. »Der Hegemon entwickelt stark expansionistische
Ambitionen. Wir hörten vom Aufbau einer speziellen Eingreiftruppe, mit
logistischer Unterstützung dieses lästigen Raumcorps! Das ist eindeutig
eine Bedrohung unserer Interessen im Outback!«
    Edmund schien immer noch nicht überzeugt.
    »Joran, der Hegemon und Expansionismus? Das widerspricht doch vollkommen
der Staatsideologie Pronths! Ich kann mir das einfach nicht vorstellen.«
    Diese pazifistischen Idioten, schoss es durch Jorans Kopf. Sie machten es sehr
schwierig, seinen Vater vom Gegenteil zu überzeugen. Der Kronprinz ließ
sich die Fakten noch einmal durch den Kopf gehen – Fakten, die leider auch
seinem Vater nur zu gut bekannt waren.
    Von der Hauptwelt Pronth aus regierte ein Hegemon, der von allen Einwohnern
für beliebig viele Amtszeiten von jeweils sieben Jahren als absolutistischer
Herrscher gewählt wurde. Von der Hauptwelt selbst einmal abgesehen waren
weitere 16 Systeme nur sehr dünn besiedelt und wirtschaftlich wenig attraktiv.
Der Zusammenschluss erfolgte aus der durchaus weisen Einsicht, dass man bei
mangelnder Kooperation ansonsten entweder dem Multimperium oder einer anderen
galaktischen Großmacht zum Opfer fallen würde oder sich dem Raumcorps
anschließen müsse. Die Bewohner der Hegemonie– oft auch als
»sture Bauern« aufgrund der zumeist agrarisch orientierten Mitgliedswelten
bezeichnet – hatten sich damals für eine Eigenorganisation entschieden.
Der erste Hegemon Akarir, ein Mitglied des humanoiden Volkes der Unbarthii,
das sich zum Synonym für die »typischen« Pronthiri entwickelt
hatte, erarbeitete während seiner ersten Amtszeit die »Doktrin der
abwartenden Dominanz«, die jeglichen militärischen Expansionismus
verurteilte und davon ausging, dass man neue Mitglieder nur durch »penetrante
Nettigkeit« werben könne. Angesichts der Tatsache, dass die gesamte
Raumflotte der Hegemonie keine 50 Schiffe umfasste, wurde dies von allen Nachbarn
als positive Geste, gleichzeitig aber auch als Politik ohne ernsthafte Alternative
gewürdigt. Dies machte es umso schwieriger, Edmund davon zu überzeugen,
dass der aktuell regierende Hegemon Mokhar seine politischen Grundsätze
über Bord geworfen haben solle und plötzlich multimperische Politikstile
verfolge.
    Joran warf dem Raummarschall einen bedeutungsvollen Blick zu. Der reagierte
wie gewünscht.
    »Majestät«, erklärte er mit würdevoller Mimik, »Euer
Sohn hat leider Recht. Die Militärbeobachtung hat eine Reihe von Werftbauten
ausgemacht, außerdem scheint man Kriegsschiffe anderer Nationen zu erwerben
– bisher alles noch in einem Rahmen, der mir keine Angst macht ..., aber
die Geschichte lehrt uns, dass es besser ist, präventiv tätig zu werden,
als zu warten, bis die Katastrophe über uns hereinbricht.«
    Edmund zögerte und runzelte die Stirn. »Hovitz, das ist so unglaubwürdig
..., ist der Hegemon denn von allen guten Geistern verlassen?«
    »In der Tat«, meinte der Militärberater mit verschwörerischem
Unterton, »gibt es Hinweise, dass es um die geistige Gesundheit Mokhars
nicht zum Besten steht. Doch sein Kabinett unterstützt ihn, die Falken
haben das Sagen. Ich denke, es wird das Beste sein, ein paar Geschwader dorthin
zu verlegen, um das Problem zu lösen. Abgesehen davon: Wenn Pronth fällt,
haben wir mit den restlichen Systemen der Hegemonie leichtes Spiel. Mit etwas
Glück wird niemand verletzt, wenn wir schnell genug sind – dann gibt
Mokhar auf, und wir vermeiden einen Kampf.«
    Natürlich wird es zu keinem Kampf kommen, dachte Joran belustigt. Die Hegemonie
verfügte, im Gegensatz zum Inhalt von Hovitz' wohldosierten
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