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Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues

Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues
Autoren: Dirk van den Boom
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nicht allzu oft in Geschäfte wie diese, da ihr praktischer Arbeitsoverall
oder die schmucklose Uniform des Raumcorps diejenigen Kleidungsstücke waren,
die sie gemeinhin vorzog.
    Als der Verkäufer ihrer ansichtig wurde, schien er zu der Überzeugung
gelangt zu sein, ein willenloses Opfer gefunden zu haben. In der Tat war Sonja
etwas unerfahren, was Modegeschäfte mit persönlicher, individueller
Betreuung anbelangte. Sie hatte sich von dem Mann mit dem affektierten Unterton
durch das halbe, recht große Geschäft schleppen lassen und war mit
Kreationen bombardiert worden, die Jahresgehälter verschlungen hätten.
Für winzige Augenblicke hatte sich Sonja selbst in dem einen oder anderen
Stück vorgestellt: Der enge, elastische Hosenanzug etwa, dessen irisierende
Farbkaskaden sich bei jeder Bewegung entfalteten und ihrer schlanken, durchtrainierten
Figur mehr als nur schmeichelten. Sie war fast versucht gewesen, dieses Stück
zu kaufen, wenngleich der Preis exorbitant gewesen war.
    Als sie dann aber daran dachte, wer sich diesen Anblick eigentlich ansehen würde,
war sie davor zurückgeschreckt – nicht nur deswegen, weil sie nicht
allzu viele Anlässe wusste, bei denen derlei tragfähig war,
sondern auch, weil sie ganz seltsamerweise meinte, dass Roderick Sentenza diesen
Hosenanzug wahrscheinlich nur affig finden würde und sich daher
ein Kauf wohl nicht lohnte ...
    Sonja DiMersi schüttelte unwillkürlich den Kopf und griff zum CredChip.
Wen interessierte schon, was Roderick Sentenza für einen Geschmack hatte
– vor allem, weil er die Gegenwart einer Frau ohnehin erst wahrnahm, wenn
sie wie Shilla literweise Pheromone in der Gegend versprühte.
    »Nun gut«, äußerte sie vorsichtig und beäugte den
Verkäufer misstrauisch, der sie mit der Gewissheit ansah, dass er einen
Fisch am Haken hatte und er jetzt nur noch die Angelschnur einholen müsse.
»Dieser Hosenanzug ...«
    »Ooooh, eine prächtige Wahl! Prächtig, prächtig, prächtig!
Was für einen Geschmack Sie haben – außerordentlich. Viele dieser
reichen High-Society-Frauen kaufen jeden Mist, aber ich sage ja immer, wer mit
beiden Beinen im Leben steht, der weiß, was gut ist – und, jaaaa,
Sie wissen es, meine Teuerste! Glänzend! Man wird Sie nicht wieder erkennen!
Sie werden der Star aller festlichen Anlässe sein! Ach Gottchen, manchmal
wünschte ich mir, ich wäre eine so gut aussehende Frau!« Und
so ging es endlos weiter, während der Verkäufer Sonja unmerklich in
Richtung Kassenbereich dirigierte, wo der Buchungsautomat bereits auf Sonjas
CredChip wartete.
    »Was ist denn mit Accessoires, gute Frau?«, näselte der Verkäufer
nunmehr. »Das geht heute nicht mehr ohne! Ich habe da eine reizende, reizende,
reizende Handtasche! Vom Allerfeinsten, ganz ohne Tüdelü und Tata,
aber so etwas von elegant, passt zu Ihnen, wirklich, wie eine Rose in den Garten,
das müssen Sie sich ansehen ...«
    Welch ein Zufall, dass die Accessoires direkt vor dem Buchungsautomaten in Regalen
herumstanden. Stilsicher griff der Mann hinein und zog ein kleines Täschchen
hervor, das tatsächlich gut zu dem Hosenanzug passte.
    »Das ist ein Design von Folg Mann, einem der aufstrebenden Stardesigner
unserer Zeit«, plapperte der Mann munter weiter. »Ein Genie, ein Kreationist,
ein Künstler, ein Meister seines Faches! Ein wenig exzentrisch, hehe, aber
das sind diese Leute ja alle. Ach, und was für ein Glück Sie haben,
es ist das letzte Stück der Sammlung – da muss man doch zugreifen!«
    »Äh ...«, machte Sonja nur, als sie einen Blick auf das Preisschild
erhaschte, das vor ihren Augen herumwedelte. Das winzige Täschlein war
dreimal so teuer wie der Hosenanzug. Sie schluckte trocken und sah sich halb
verzweifelt nach Weenderveen um.
    Darius Weenderveen tat genau das, was alle Männer in Modegeschäften
für Frauen taten. Er saß ergebenen Blickes auf einem der Anprobierhocker
in der Schuhsektion – in die der Verkäufer Sonja noch nicht geschleift
hatte – und stierte durch das Schaufenster auf den belebten Boulevard.
Er würde Sonja nicht helfen, vor allem deswegen, weil er sich hier so hilflos
fühlte wie wohl sonst nirgendwo im Universum.
    DiMersi wollte sich schon wieder dem Verkäufer zuwenden, um ihm die Idee
mit der Tasche auszureden, als sie noch im Augenwinkel bemerkte, wie sich Weenderveen
versteifte. Blitzartig hatte sie den vor sich hin plappernden
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