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Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub
Autoren: Tommy Jaud
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in dem Alter schon so spießig sein?«
    Arne zuckte mit den Schultern.
    »Wie meinst'n du das, >in dem Alter    »Danke, ich hab's seit Jahren erfolgreich verdrängt!«
    »Mensch Pitschi, jetzt überleg doch mal, wer eben hier saß! Der Erich mit seinem nervösen Magen, die beiden Valium-Kläuse, ein frisch eingebürgerter Tennishallen-Pächter aus Chicago und Checko.«
    »Stimmt«, sagte ich, »wer so ne Gästeliste kriegt, der plant keine Koksparty mit südamerikanischen Models!«
    »Eben! Du kennst südamerikanische Models?«
    Ratlos schaute ich Arne an, dann lachten wir beide für einen Moment.
    »Hast du vielleicht ne Idee, wo man in Bamberg kurz vor Mitternacht noch neue Freunde herkriegt?«
    Lachend legte Arne seinen Arm um meine Schulter und hob seinen Krug zum Anstoßen: »Hier im Mahr's Bräu. Mich!«
    »Dich kenn ich doch schon«, seufzte ich und hob auch meinen Krug, »abgesehen davon biste in zwei Tagen unter der Haube!«
    »Und in fünf Monaten Vater«, ergänzte Arne stolz.
    »Aber du bist mein bester Freund! Du kannst doch nicht so einfach heiraten und eine Frau schwängern! Ich meine, das spricht man doch ab!«
    »Oh doch! Und du solltest das auch!«
    »Was? Es absprechen?«
    »Heiraten! Im Ernst, Pitschi. Deine Biene ist doch 'ne Süße. Worauf wartest du denn noch?«
    »Auf südamerikanische Models!«
    »Spinner! Jetzt im Ernst! Auf was wartest du?«
    Ich war ganz froh, dass die Bedienung ausgerechnet in diesem Augenblick an unseren Tisch kam, um abzukassieren. Ich hätte die Antwort nämlich nicht gewusst.
    »Kriegen wir noch was?«, fragte ich.
    »Drinnen!«
    Gemeinsam zogen Arne und ich also in die holzverkleidete Gaststube, wo wir einen Platz direkt neben dem großen, grünen Kachelofen bekamen.
    »Aber einmal die Woche heben wir noch einen, oder?«, fragte ich mit fast bettelndem Tonfall.
    »Bestimmt!«, beschwor Arne, »ich zieh vielleicht ein bisschen weiter raus und werd Papa, aber ich bin doch deswegen noch lange nicht aus der Welt, oder?«
    »Eben. Es gibt ja Telefon«, erwiderte ich trotzig.
    »Ach, Pitschi.«
    »Du bist halt der Einzige, mit dem ich mich noch normal unterhalten kann!«
    »Das hört ja aber doch nicht auf, nur weil ich Vater werde .« »... heirate und rausziehe!«
    »Vielleicht wird's ein bisschen weniger ...«
    »Was ist mit Heiko, Harry und Markus?«
    »Was soll mit denen sein, keine Ahnung?! Lange nicht gesehen!«
    »Siehste! Sind alle rausgezogen mit Kind und Kegel. Wie vom Erdbeben verschwunden.«
    »Erdboden.«
    »Oder so.«
    Wir waren beide ziemlich betrunken zu dem Zeitpunkt.
    »Ich muss das ja nicht so machen wie die!«, tröstete mich Arne.
    Nein, musste er nicht. Würde er aber.
    »Weißt du noch«, setzte ich an, »was wir für einen Spaß hatten, die letzten Jahre? Wie wir unterm Rathausbogen besoffen >Kein Schwein ruft mich an< für die Touristen gesungen haben? Wie wir mit dem Video-Beamer von der Uni Pornos aufs Karl May Museum projiziert haben oder wie du die Ente im Park geschossen und gegrillt hast, weil der McDonalds schon zuhatte?«
    Klar wusste er es noch. Er war ja dabei gewesen. Trotzdem hatte er eine andere Sichtweise auf die Dinge.
    »Mensch, Pitschi«, sagte er dann immer und so auch jetzt, »Pitschi, das Leben geht weiter. Das war lustig, aber alles geht weiter. Wir können doch nicht bis achtzig um die Häuser ziehen und Frauen anquatschen. Wir müssen doch auch mal zur Ruhe kommen!«
    Ich schüttelte mit dem Kopf.
    »Es gibt einen Unterschied zwischen zur Ruhe kommen und tot sein.«
    »WIR verändern uns ja, Pitschi, DU bist derjenige, der stehen bleibt.«
    Nachdenklich schaute ich Arne an. Dann fing ich die Bedienung ab, um uns noch zwei Schnitt zu bestellen, wie die halben Abschlussbiere in Bamberg heißen.
    »Des geht leider nimmer«, lautete die ebenso freundliche wie bestimmte Antwort.
    »Warum?«, wollte ich wissen und wurde auf die große Hirschuhr verwiesen, die direkt über uns hing und auf Mitternacht zeigte. Wir waren eben in Bamberg und nicht in Bangkok.
    »Komm, lass«, beruhigte mich Arne. »Ist gut für heute.«
    »Unser letztes Bier war das!«, stöhnte ich.
    Arne blickte mich kopfschüttelnd an: »Manchmal versteh ich nicht, warum du so unzufrieden bist. Du hast eine liebe Freundin, du hast einen Job und du wohnst in einer Stadt, die so schön ist, dass jeden Tag Hunderte von Touristen kommen!«
    »Ja, aber die fahren am Abend wieder weg!«
    »Biene bleibt!«
    »Hab ich dir doch
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