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Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub
Autoren: Tommy Jaud
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bring ich den Alten um!«
    »Ich weiß nicht, ob sich der Aufwand für die paar Monate lohnt«, schmunzelte Biene.
    »Monate?«, entgegnete ich, »solche Leute werden älter als 100!«
    »Schatz, pass mit den Holzkugeln auf, du weißt, was neulich passiert ist, als du mit so 'ner Tüte herumgespielt hast!«
    Da war es wieder, das »Schatz«, das ich nicht mochte. Nicht, dass ich »Mausbär« besser fand, aber ich war der Meinung, dass man Schatz nur sagen sollte, wenn diesem Wort irgendetwas Liebevolles nachfolgt, so was wie Schatz, das war ein wundervoller Abend oder Schatz, ich hab Lust auf dich. Schließlich sag ich ja auch nicht Mein Hasenzähnchen, geh mal mit einem feuchten Lappen durch die Küchenschränke, da ist ja alles voller Krümel.
    »Sag mir, was mit der Holzkugel-Tüte passiert ist, ich hab's vergessen!«
    »Sie ist geplatzt und alle Kugeln sind raus und wir haben sie eine halbe Stunde lang aufgesammelt!«
    »Stimmt! Das war total blöd von mir, neulich vor zwei Jahren.«
    »Schatz, ich finde, du musst deinen Ärger vom Job nicht an mir auslassen.«
    »Hast ja Recht, 'tschuldigung!«, sagte ich und wäre gerne aufgestanden, um Biene einen Kuss zu geben, hätte nicht in dieser Sekunde der kleine Kinderstuhl unter meinen gut achtundneunzig Kilo sein putziges Leben beendet und beschlossen, mit einem lauten Knack auseinander zu brechen.
    »Schatz!!!«, rief Biene und es folgte schon wieder nichts Liebes, es sei denn »... der war doch für die Frau Grassick ...« wäre etwas Liebes.
    »Die wiegt doch mehr als ich!«, erwiderte ich und versuchte vergeblich, einige der zerbrochenen Teile wieder ineinander zu stecken.
    »SIE wollte sich ja auch nicht draufsetzen, sondern ihre kleine Tochter!«, sagte Biene. Dann zog sie sich ihre Jacke über und schnappte sich ihre Autoschlüssel. »Lass uns mal fahren, ich will dir was zeigen!«
    Die Großzügigkeit, mit der Biene über die grob fahrlässige Zerstörung von Frau Grassicks Kinderstuhl hinwegsah, hätte mich stutzig machen sollen.
    Wir fuhren nicht zum Japaner. Wir fuhren auch nicht zum Inder. Wir fuhren raus aus der Stadt, in Bienes gelbem Corsa. Es war ein heißer Sommertag, wir hatten alle Fenster runtergekurbelt und alles roch nach Duftbaum >Sommerwiese<. Ich kannte die Strecke von meinen Radtouren und ließ meine rechte Hand durch den Fahrtwind fliegen. Mit gut achtzig brausten wir die geschlängelte Landstraße entlang.
    »Wo fahren wir denn hin?«, fragte ich Biene und platzte fast vor Neugierde. Doch Biene lächelte nur und konzentrierte sich auf die Straße. »Es ist ein neuer Gasthof, stimmt's?«, versuchte ich sie aus der Reserve zu locken.
    »Kein Gasthof«, antwortete sie und schaltete einen Gang runter, um einen Traktor zu überholen.
    »Aber ich hab ziemlich Hunger«, wendete ich ein.
    »Du kriegst ja auch was zu essen!«, lachte Biene und zog sicher an einem Rübentraktor vorbei. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was sie mir zeigen wollte an diesem herrlichen Freitagmittag.
    An einem kleinen Feldweg bog Biene rechts ab und nach weiteren hundert Metern hielten wir. Da sie mir ohnehin nicht sagen wollte, was das alles sollte, stieg ich aus, streckte mich und blickte in die Landschaft. Wir waren gut und gerne zehn Kilometer gefahren, um uns herum gab es nur Felder, hinter denen man noch die Spitzen des Bamberger Kaiserdoms sehen konnte. Biene öffnete den Kofferraum und holte einen Picknickkorb hervor.
    »Ahhh . «, sagte ich in freudiger Erwartung einer dicken Scheibe Landbrot mit Käse und Wurst obendrauf, ». eine Picknick-Überraschung! Klasse!«
    Biene breitete eine Decke auf der Wiese aus und stellte den Korb darauf ab. Sie wirkte ein klein wenig nervös.
    »Und? Wie findest du's?«, fragte sie.
    »Das Picknick? Find ich gut!«
    »Nicht das Picknick, die Gegend!«
    Ich ließ meinen Blick über die Landschaft wandern. Was ich sah, waren ein Weizenfeld, zwei Feldwege, der Waldrand und ein Jägerstand.
    »Wie soll ich die finden, da ist ja nichts!«, erwiderte ich achselzuckend.
    Biene legte ihre Hände um meine Hüften und gab mir einen Kuss.
    »Noch nicht«, sagte sie, »aber . also dein Papa und ich, wir haben mal ein bisschen gerechnet letzte Woche .«
    »Ihr habt gerechnet?«, fragte ich und kapierte gar nichts mehr. »Mein Papa und du?«
    Ich wusste ja, dass die beiden sich gut verstanden, aber dass es schon so weit war, dass sie sich ohne mich zum gemeinsamen Rechnen trafen, das wusste ich nicht.
    »Um ehrlich zu sein, war das mit dem
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