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Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub
Autoren: Tommy Jaud
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unausgesprochene Probleme und zudem war ich ein zu schlechter Schauspieler, als dass ich unser mieses Karma die nächsten Minuten hätte überspielen können.
    »Neuer Schlager für die Hochzeit?«, fragte ich gequält lächelnd und setzte mich neben Steffi.
    »Ja«, sagte Biene, »neuer Schlager für die Hochzeit!«
    »Hab schon gehört von draußen, ihr textet >Aber bitte mit Sahne< um, stimmt's?«
    Die beiden Frauen nickten. Meine Stimme hatte noch immer diesen weinerlichen Weichei-Unterton. Ich räusperte mich.
    »Und . was macht ihr draus?«
    »Aber bitte mit Arne!«, verkündete Biene trocken.
    »Wir machen >Aber bitte mit Arne< draus!«, bestätigte Steffi.
    »Das«, sagte ich, »ist eine ganz tolle Idee!«
    Es folgten einige höchst unangenehme Sekunden des Schweigens. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, stand auf und zog Biene hoch zu mir.
    »Was ist denn?«, fragte sie und wusste genau was war, schließlich kannte sie mich schon neun Jahre und elf Monate.
    »Ich muss dich unbedingt mal kurz alleine sprechen!«
    Ich wusste gar nicht so genau, was ich mit ihr besprechen sollte. Ich wollte lediglich die Harmonie zwischen uns wieder herstellen. Wir gingen in unser Schlafzimmer, ich atmete dreimal tief aus und schloss die Tür. Biene setzte sich auf die Fensterbank und blickte mich ängstlich an.
    »Du magst den Refrain nicht, oder?«
    Ich fand den Refrain zum Kotzen, aber darum ging es nicht.
    Also umarmte ich Biene und gab ihr einen Kuss in den Nacken.
    »Entschuldigung«, flüsterte ich und zog sie noch ein bisschen näher an mich ran. Biene hielt mich fest, als wolle sie mich nie wieder loslassen.
    »Du hast sicher erwartet, dass ich mich freue, oder?«
    Biene löste sich aus meiner Umarmung und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.
    »Weißt du, wie lange ich mir diesen Moment vorgestellt habe? Wie wir auf der Wiese picknicken und ich dir sage, dass das unser Grundstück sein könnte?«
    Ich schluckte.
    »Ziemlich lange?«
    »Wir sind keine zwanzig mehr, Mausbär! Du musst dich mal entscheiden, wie's weitergeht mit uns.«
    »Hab ich doch. Wir wohnen zusammen. Ich bin dein Freund!«
    »Eben! Da könntest du eigentlich langsam mal wissen, wo die Reise hingeht!«
    Das war ja das Problem. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo die Reise hinging. Dazu kam dieses latent rumorende Gefühl der Unzufriedenheit. Aber natürlich war es nicht der Zeitpunkt, um über Grundsätzliches zu sprechen.
    Aus dem Wohnzimmer sang Udo Jürgens: »Auf Früchteeis, Ananas, Kirsch und Banane, ABER BITTE MIT SAHNE!« Dann würgte Steffi ihn durch die Pausetaste ab. Wir mussten beide lachen darüber und mit dem Lachen kam die Erleichterung.
    »Wir schaffen das schon!«, sagte ich und umarmte Biene.
    »Ja?«
    »Ganz bestimmt!«
    »Ich lieb dich doch, Mausbär!«
    »Ich dich auch!«
    Wir gingen zurück zu Steffi. Sie kritzelte gerade etwas aufs Papier, dann nahm sie den Block, setzte sich aufrecht hin und fragte: »Okay - was haltet ihr davon?« Dann sang sie, mehr oder weniger passend zur Originalmelodie, ihren Textvorschlag: »Sie treffen sich täglich um viertel vor acht, ohohoho, oh yeah, im Klosterbräu links neben Frankenheim Tracht, ohoho, oh yeah, und blasen zum Sturm auf das Schnitzelbüfett, auf Leberkäs, Bratwurst und Pommes juchee ..., auf Braunbier und Schnäpschen und Chili con carne - ABER BITTE MIT ARNE.«
    Steffi legte den Block wieder auf den Wohnzimmertisch und schaute uns erwartungsfroh an.
    »Pommes juchee?«, fragte ich und runzelte die Stirn.
    »Absolut!«, sagte Steffi und nickte bestätigend.
    »Und wo zum Teufel ist Frankenheim Tracht? Neben dem Klosterbräu ist das Studentenwohnheim, das Nepomuk und ein Blumenladen!«
    »Reimt sich Blumenladen auf viertel vor acht?«, konterte Steffi patzig.
    Sogar Biene musste ein Grinsen unterdrücken, während Steffi missbilligend ihre Stirn hochzog, was sie sofort um zehn Jahre älter machte.
    »Nimm halt ne andere Uhrzeit!«, schlug ich ihr vor.
    »Halb zehn und Blumenladen reimen sich auch nicht!«
    In einer Mischung aus Entsetzen und Unverständnis legte Steffi den Kugelschreiber auf den Tisch.
    »Und . was trägst DU so zur Hochzeit deines besten Freundes bei?«
    »Ich verhindere sie nicht«, sagte ich und schlüpfte in mein kariertes Kurzarmhemd. »Und ehrlich gesagt finde ich, dass das eine ganze Menge ist.«
    »Er macht schon noch was anderes«, half mir Biene. »Er und
    Jason bauen doch diesen Elektrobullen vor der Kirche auf.«
    »Im Ernst?«, fragte
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