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Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub
Autoren: Tommy Jaud
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woanders!«
    »Im Ernst, Checko. Genau das sollten wir mal tun!«
    »Wieso? Das Corazon ist doch noch gut.«
    Ich beschloss, die Diskussion an dieser Stelle zu beenden, um mit meinem rechten Daumen ein grünes Monster von einem Mauervorsprung zu schubsen.
    Das Bullriding-Gerät bestand aus einem ziemlich schweren Motorblock, einem riesigen Luftkissen, einem Plastikbullenaufsatz und einem Schaltpult. Wir luden die Einzelteile in den Pick-up und fuhren zu der Kirche, in der mir der liebe Gott in Kooperation mit der Ente am Samstag meinen letzten Freund wegnehmen würde.
    Die Kirche war, wie offenbar alles außerhalb Bambergs, eine Viertelstunde vom Stadtzentrum entfernt und ziemlich neu. Statt einer Kiesauffahrt schmückte sie allerdings einen hübschen kleinen Platz mit mehreren Birken und einigen Holzbänken. Jason parkte seinen Pick-up knirschend an der Seite und wir begannen mit dem Entladen.
    »Und wie funktioniert das jetzt?«, fragte Checko, als er mir das Luftkissen von der Ladefläche reichte.
    »Motor in die Mitte, die Cushion aufpumpen, Stier drauf, Strom rein und jippieyyyy«, antwortete Jason in tiefstem Chicagofränkisch. Checko war beeindruckt, leider aber nicht beeindruckt genug, um nicht zu bemerken, dass wir den Stier eigentlich gar nicht auf dem Kirchplatz aufbauen dürften, ohne Genehmigung.
    »Eigentlich geht des net!«, merkte er an, »so ohne Genehmigung!«
    »Die liebe Gott hat's genehmigt«, grinste Jason und sprang von der Ladefläche. Checko drückte ein Auge zu, schließlich war es nicht sein Überwachungsbezirk, sondern der der katholischen Kirche. Wir hatten gerade alles fertig aufgebaut, da stand auch schon der Pfarrer vor uns, ein kleiner, circa 50 Jahre alter Mann mit sehr wenigen, grauen Haaren, einem runden Gesicht und roten Bäckchen.
    »Ist des für die Hochzeit von Schäfers Arne?«, fragte er neugierig und deutete auf unsere Bullen-Installation.
    »Abso-fucking-lutely!«, entwich es Jason, der sich sofort für den Mittelteil seiner Antwort entschuldigte. Der Pfarrer musterte skeptisch unser kleines Fahrgeschäft, um sich dann der immer beliebter werdenden Meinung anzuschließen, dass man das nicht machen könne, weil das echt nicht ginge. So ein Plastikbulle würde sich bei einer Hochzeit einfach nicht gehören, sagte er, während er mit seinem Finger das Sicherheitsluftkissen drückte, als ob es sich dabei um einen soeben erlegten Alien handelte. »Aber ...«, argumentierte Jason in seinem fränkischen Englisch, »das wird voll die Heidenspaß!«
    »Eben«, sagte der Pfarrer und kam wieder zu uns. Ich wusste, dass jetzt nur noch christliche Argumentation half, und bedeutete Jason, mich mal ranzulassen.
    »So eine Hochzeit«, beschwichtigte ich Pfarrer Braun mit ruhiger Stimme, »ist doch nicht nur ein Sakrament, sondern auch ein bisschen ein Fest, oder?«
    Pfarrer Braun nickte. »Ein Fest der Freude, absolut! Trotzdem ... des Torero-Ding, des kommt mir weg!« So leicht würde er nicht zu knacken sein, der kleine Mann, das war mir klar. Auch Jason hatte offenbar nicht das Gefühl, dass meine Gesprächstaktik viel bringen würde. Er zündete sich eine Zigarette an und setzte sich neben Checko auf die Laderampe seines Autos. Ich jedoch wollte noch nicht aufgeben.
    »Ja aber kann man auf einem Fest der Freude nicht auch ein paar lustige Sachen machen, was trinken, oder auf einem Plastikbullen reiten? Ich meine, der Bräutigam ist ja Jäger .«
    »Ich weiß, dass er Jäger ist«, unterbrach mich der Pfarrer, »ich bereite mich ja auf meine Trauungen vor!« »Natürlich«, sagte ich, »also dann wissen Sie ja auch, dass ihm das mit dem Bullen einen Hei . einen riesigen Spaß machen würde. Und seine Frau würde sich totlachen, wenn er runterfiele.«
    Pfarrer Braun schaute skeptisch nach oben, fast so als erwarte er eine göttliche Erlaubnis für unser Bullriding. »Ich weiß nicht, wir hatten so was noch nie bei einer Hochzeit.«
    Der Gedanke, dass vor seiner schönen Kirche festlich herausgeputzte Katholiken durchgeschüttelt werden sollten, schien ihm offenbar immer noch Unbehagen zu bereiten.
    »Wenn Sie so einen Elektrobullen vor der Kirche haben, das ist doch das Beste, was Ihnen passieren kann! Alle würden sagen: >Mensch, das hätten wir dem Braun jetzt aber nicht zugetraut, dass der so was Modernes macht!<«
    Modern war das Stichwort, bei dem Pfarrer Braun zuckte.
    »Ein bisschen moderner wären wir schon gerne«, gab er zu. Jason blickte interessiert von seiner Laderampe
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