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Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub
Autoren: Tommy Jaud
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musste etwas tun.
    Ich tat etwas.
    Fünf Minuten später stand »Miri« beleidigt auf und ich war der Depp.
    »Des kannste net machen, Pitschi!«, ermahnte mich der kleinere der beiden Wald & Wild-Kläuse kopfschüttelnd, »die Miri is' extra wegen dem Arne gekommen!«
    »Doch, kann ich«, sagte ich, »weil wir nämlich einen Junggesellenabend feiern und keine Hausfrauen-Tupperparty und weil ich noch nie was davon gehört habe, dass man da seine Partner mitbringt! Und weil ich finde, dass man der Miri das auch sagen kann!«
    Konnte man offenbar nicht, denn vor lauter Kopfschütteln wurden inzwischen die ersten Riesenschnitzel kalt, mal abgesehen davon, dass wir jetzt nur noch zu sechst waren, weil Jason vor der Gastwirtschaft mit seiner Frau diskutieren musste.
    Dann zog der größere der Kläuse sein Handy aus der Tasche und schrieb eine SMS. Als er merkte, dass ihn alle anguckten, sagte er kleinlaut: »Ich schreib meiner Maus. Dass sie net mehr kommen braucht.«
    Arne lachte laut auf und wenn Arne einmal richtig lachte, dann war das so laut, dass selbst der Feuerwehr in Forchheim ihr neues Löschgerät vor Schreck umfallen konnte.
    Jason kam nicht mehr zurück ins Mahrs Bräu. Wie ich am nächsten Tag erfahren sollte, hatte er einen heftigen Streit mit seiner Miriam. Auch meine lustigen Junggesellenspielchen entpuppten sich als Fiasko. Ich hatte Umschläge mit Aufgaben für alle vorbereitet, für deren Erledigung es Punkte gab. Zwei Würfel entschieden, wer einen Umschlag ziehen und die Aufgabe lösen musste. Wer sich weigerte, musste eine Runde Bier zahlen. Was ich in der Tat nicht bedacht hatte, war, die schwierigen Aufgaben an das Ende des Abends zu packen. Und natürlich erwischte es als allerersten Checko. Mit knallrotem Kopf saß er da und verlas die Aufgabe, wie ein pubertierender Viertklässer seine heimlich verfasste Liebeserklärung an die Klassenschönste. »Blase Sandy auf und bestell ihr eine Brezel ohne zu lachen.«
    Checko blickte mich an.
    »Wer is'n Sandy?«
    Schweigend reichte ich Checko eine verschweißte Packung, aus der uns eine billige Plastik-Sexpuppe mit deformierten Augen und geöffnetem Mund anstarrte.
    »Heilicher«, stöhnte Checko. »Was is'n mit der bassiert?«
    »Ganz einfach«, lachte Arne, »die hat gerade erfahren, wer sie auspackt!«
    Und während Erich fast sein Bier ausspuckte vor Lachen, hielt der arme Checko das halb durchsichtige Päckchen noch immer in seinen Händen wie eine Zeitbombe.
    »Und? Was soll ich'n jetzt machen?«
    »Aufblasen und Brezel bestellen ohne zu lachen«, schmunzelte ich.
    »Des kannst net machen!«, protestierte der kleinere Klaus und sein größerer Kollege gab ihm Recht: »Stimmt, des kannste net bringen!«
    Checko ließ das Plastikpaket verschämt unter dem Tisch verschwinden. Erschöpft lehnte ich mich zurück. Womöglich war es tatsächlich die falsche Aufgabe am falschen Ort für die falsche Person in der falschen Stadt. Also ließ ich Checko seine »Strafrunde« zahlen und informierte die Trinkgenossen über meinen verrückten Plan, nach jeder Runde für eine frische Aufgabe »auf einen neuen Keller« zu ziehen, wie man die Biergärten in Bamberg nennt.
    »Aber mir sitzen doch grad so schön«, protestierte Checko. Arne zuckte mit den Schultern und ich musste einsehen, dass mein Plan für einen Donnerstagabend wohl nun wirklich einen Tacken zu verrückt war. Und dass keiner der Anwesenden meine Junggesellenspaß-Aufgaben löste, muss ich wohl nicht mehr erwähnen. Sportjournalist Erich, der den Nachbartisch dazu bringen sollte, seine angeblich verlorenen Kontaktlinsen zu suchen, weigerte sich mit der Begründung, es sei jemand vom
    DFB in der Wirtschaft. Einer der Wald & Wild-Kläuse fand es unhygienisch, aus den Schuhen der Bedienung Sekt zu trinken, womit er ja auch Recht hatte, denn ich hatte bei dieser Aufgabe die roten Lackstiefel einer Nürnberger Table-Tänzerin im Kopf gehabt und nicht die Deichmann-Wanderschuhe der moppeligen Bedienung. Gegen elf verabschiedeten sich Arnes Kollegen, kurz darauf machte Checko die Biege mit der Begründung, er hätte irgendwie einen komischen Kopf. Das fand ich ja seit Jahren. Auch Erich verschwand, ihm war mal wieder flau im Magen. Und so endete der wohl jämmerlichste Junggesellenabend in der Geschichte Bambergs noch vor elf Uhr in einem lauschigen Biergarten an einem hölzernen Zehnertisch, an dem nur noch Arne und ich saßen.
    Ratlos schüttelte ich mit dem Kopf.
    »Ich versteh das nicht. Wie kann man
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