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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund
Autoren: Sabine Koch
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zusammen verbrachten. Er trug dasselbe helle Poloshirt, dieselbe Jeans mit den Ölflecken am Bein, vermutlich auch die blauen Mokassins. Sein dunkelbraunes Haar, mit ersten Spuren von Grau durchzogen, war wie immer eine Spur zu lang, Peg – Mom – hatte sich immer darüber aufgeregt. Genauso wie über die Bartstoppeln in seinem Gesicht.
    Es war unmöglich! Das konnte nicht sein!
    Und doch … Ich sah ihn so deutlich, wie ich Ryan sah. Er sah gut aus, so normal. So … unverletzt.
    „Siehst du, ich hatte recht“, sagte er und lächelte zufrieden. „Bei deiner Mutter hat dieses Süßholzgeraspel auch funktioniert.“
    Vor lauter Schreck stand ich da, wie eingefroren. Starrte nur dieses – was? – in der Fensterscheibe an und wagte nicht, mich zu bewegen. Oder gar zu blinzeln.
    Entweder sah ich gerade einen echten Geist oder ich hatte die schlimmste Halluzination, die man ohne Alkohol und ohne Drogenkonsum bekommen konnte! Mein letzter Joint war gut fünf Wochen her, mein letzter Wodka auch. Und die letzte Zigarette hatte ich vor zehn Tagen gehabt. Daran konnte es eigentlich nicht liegen.
    Dad kam näher, streckte die Hand nach mir aus, doch dann ließ er sie wieder sinken. Was gut war, denn hätte er mich berührt, wäre ich wahrscheinlich ab durchs Fenster wie eine Rakete!
    „Ich sagte doch, du musst ihm die Wahrheit erzählen. So wie es aussieht, ist jetzt zwischen euch alles im Lot.“ Er deutete auf Ryan, der an mir klebte, wie eine Napfschnecke.
    „Du brauchst mich jetzt nicht mehr, stimmt’s?“ Es war eine Feststellung und instinktiv wusste ich, er war gekommen, um sich von mir zu verabschieden.
    Panik ergriff mich. Das konnte ich nicht zulassen, natürlich brauchte ich ihn! Mit wem sollte ich denn jetzt über meine Probleme reden? Wer würde die Nächte mit mir durchwachen, wenn ich nicht schlafen konnte? Wer würde mir helfen, wenn ich mal wieder Streit mit Ryan bekam?
    Dieses alles wollte ich ihm mitteilen, wollte ihn anflehen, bei mir zu bleiben, doch mehr als ein winziges Krächzen brachte ich nicht zustande.
    „Du wirst es schaffen, ich weiß es. Ryan ist nicht ganz das, was ich mir als Schwiegertochter gewünscht hätte, aber er ist gut für dich.“ Er hob die Hand, tippte sich mit zwei Fingern kurz an die Stirn. Sein Gruß zum Abschied, so lang ich zurückdenken konnte. „Ich bin stolz auf dich“, sagte er und trat einen Schritt zurück. „Ach ja, schau mal im Büro in die untere Schublade des Schreibtisches. Da liegt etwas für dich.“
    Dann war er weg. Genauso wie er gekommen war. Aus dem Nichts hier erschienen, ins Nichts verschwunden. Warte, wollte ich schreien, bleib, es gibt doch noch so vieles, was ich dir von Angesicht zu Angesicht sagen will … Doch ich blieb stumm.
    Auf Wiedersehen Dad. Und danke , dachte ich stattdessen und seufzte wehmütig.
    Die Spiegelung in der Scheibe zeigte nur noch den Kühlschrank, dessen Motor gerade brummend ansprang. Und Ryan und mich. Der hob jetzt den Kopf.
    „Ja, sogar mehr als den Mustang!“ Er grinste. Das Funkeln in seinen Augen tanzte mit den Locken um die Wette. Für ihn waren nur zwei Sekunden vergangen, er hatte nichts von all dem, was gerade geschehen war, mitbekommen.
    „Weißt du übrigens, wie sehr es mich anmacht, wenn ich sehe, wie sich deine Muskeln bewegen?“ Seine Hände krabbelten unter meinen Pulli. „Wie sehr es mich anmacht, wenn ich dein Brustpiercing berühre? Damit spiele, und dann dein Stöhnen höre?“ Er ließ seinen Worten Taten folgen und fing an zu kichern, als ich ihn mit einem Aufstöhnen von der Arbeitsfläche hob und ihn vor mir her Richtung Schlafzimmer trug.
     
     
    *
    Unterwegs dorthin umklammerten seine Hände meinen Hinterkopf und er küsste mich. Ungestüm und ausgiebig diesmal. Gab dabei diese kleinen atemlosen Laute von sich, die mir durch und durch gingen. Dieser Kuss war prickelnd süß und hinreißend. Aufregend. Berauschend. Genau so, wie erste Liebe sein sollte.
    Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus, mein Blut begann zu kochen, als seine Beine sich enger um meine Taille schlangen, seine Küsse tiefer und heißblütiger wurden. Ryans Schüchternheit schien verflogen, hatte Lust und Verlangen Platz gemacht.
    Das blieb nicht ohne Folgen. Hart und fordernd drängte es bei jedem Schritt gegen meine Jeans. Schweratmend grub ich meine Hände in seinen Po, eilte hastig ins dunkle Schlafzimmer, stolperte beinahe über die schmale Schwelle, so eilig hatte ich es. Nur wenig Licht kam vom
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