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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund
Autoren: Sabine Koch
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ausgegangen, das Gewitter vorbei. Und damit auch sein Angriffswille. Mit hängenden Schultern sah er an mir vorbei zu Boden. „Dann herzlichen Glückwunsch! Dein Plan ist fast aufgegangen. Aber eben nur fast!“ Er hielt inne, sog tief Luft in seine Lungen. Dann holte er zum letzten Hieb aus. „Ich hasse dich.“
    Jedes dieser Worte kam daher wie ein scharfgeschliffener Ninja Wurfstern. Leise und absolut tödlich. Und jeder Einzelne traf mich mitten ins Herz.
    Ich sah ihn an, unfähig, auch nur irgendetwas zu erwidern. Schnappte nur hilflos nach Luft.
    Was zur Hölle war hier los? Wie hatte es zu diesem Desaster kommen können, ich hatte mich doch nur bei ihm entschuldigen wollen. Nicht an ihm rächen. Niemals!
    „Nein!“, stieß ich hervor. „Oh Mann, nein! Wie kommst …? Der Mustang … es sollte sein, wie früher … Du und ich …“
    Es hatte keinen Zweck. Der Blick, mit dem er mein Gestammel quittierte, sagte alles. Bittere Enttäuschung wechselte zu ohnmächtiger Wut. Loderte kurz auf, brannte heiß und übrig blieb das Wissen, verraten worden zu sein.
    Geschlagen schloss ich die Augen. Meine Knie schienen mich nicht mehr tragen zu wollen, ich sank gegen die raue Wand der Hütte. Ich hatte ihn verloren. Egal, was ich jetzt sagen, wie sehr ich mich auch anstrengen würde, es würde es nicht besser machen. Ich brauchte es gar nicht erst versuchen.
    Nein. Jetzt und hier war es zu Ende, noch bevor es überhaupt richtig begonnen hatte.
    Mit einem dumpfen Schlag knallte mein Kopf gegen die Bretterwand. Einmal. Zweimal. Gleichzeitig versuchte ich den Schmerz, der sich förmlich durch meine Brust hindurch zu fressen schien, davon zu überzeugen, mich endlich umzubringen.
    Das hatte ich jetzt davon. Mr. Romantic hatte wieder mal den Kürzeren gezogen. Hatte ich nicht so etwas befürchtet?
    „Junge! Nun reiß dich mal zusammen! Noch ist nicht alles verloren! Du wirst jetzt genau machen, was ich dir sage, klar?“ Dad war immer noch da, fast glaubte ich, eine tröstende Berührung auf meiner Schulter zu spüren, doch es war nur der Wind, der kühl über die Veranda wehte. Altes Laub raschelte in einer Ecke, stob auseinander. „Du bist genauso ein Elefant im Porzellanladen, wie ich damals bei deiner Mutter!“, sagte er. „Latschte auch in einen Fettnapf nach dem anderen. Fast wäre sie mit Toni Wilcox auf und davon! Doch meinem Süßholzgeraspel hatte sie nichts entgegenzusetzen, Gott sei Dank! Pass auf. Du gehst ihm nach und dann nimmst du ihn in deine Arme. Er wird sich erst dagegen wehren, doch du lässt nicht locker, wirst ihm ganz genau erklären, was du fühlst. Wenn er auch nur etwas für dich empfindet, wird er dir nicht lange widerstehen können, glaub mir!“
    Im ersten Moment klang es albern. Dad glaubte doch nicht, ich würde mich zum Affen machen, in dem ich Ryan anbettelte, mir zuzuhören, um ihm etwas zu erklären, dass dieser mit Sicherheit gar nicht hören wollte. Aber andererseits – hatte ich noch etwas zu verlieren? Nein.
    Ohne länger darüber nachzugrübeln, stieß ich mich von der Wand ab, taumelte in den Wohnraum hinein. Es brannten nur die kleinen Wandlampen, sie verbreiteten warmes, gemütliches Licht. Ich sah mich schnell um, streifte die unmodernen, aber noch brauchbaren Schränke, den dunklen Dielenboden mit den verblichenen Läufern. Das alte geblümte Sofa war leer, ebenso der dunkelblaue Sessel. Hier war er nicht. Hatte er sich ins Schlafzimmer verzogen? Ich hatte schon einen Schritt in diese Richtung gemacht, da ließ mich ein leises Geräusch von der offenen Küche her innehalten. Ryan stand in der Kochnische am Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit.
    Er hielt die Arme eng um sich geschlungen, so als wolle er große Kälte abwehren. Oder sein Herz daran hindern, zu brechen.
    In der dunklen Scheibe sah ich sein Spiegelbild, bemerkte die silberne Spur, die über seine Wangen rann. Ohne zu zögern, trat ich hinter ihn, legte meine Arme um ihn, hielt ihn fest an mich gepresst.
     
    Es war so, wie Dad es vorhergesagt hatte. Wortlos versuchte er, sich aus der stählernen Umarmung zu befreien, doch er konnte mir nicht entkommen. Er war zwischen den zerschrammten Küchenschränken und mir eingeklemmt, und außerdem hatte ich meine Muskeln nicht nur zur Zierde.
    Schon beugte ich mich zu ihm, flüsterte ihm die Worte ins Ohr, die direkt aus meinem Herzen zu kommen schienen. „Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe? Hast du eine Ahnung, wie sehr es mir den Atem verschlägt,
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