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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund
Autoren: Sabine Koch
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Veranda und starrte auf den See hinaus. Eigentlich ein idyllisches Bild. Die Abenddämmerung senkte sich herab, einzelne Nebelschwaden krochen vom Ende des Sees auf uns zu. In der Luft lag der Geruch von feuchtem Wald und brennendem Holz. Irgendwo in der Nähe hatte wohl jemand ein Lagerfeuer entzündet, die Abende wurden schon recht kühl. Kein Geräusch war zu hören. Ryan schwieg immer noch. Sekunden dehnten sich zur Unendlichkeit.
    Als sein Schweigen kein Ende nehmen wollte, wischte ich mir beunruhigt durchs Gesicht. Es sah nicht so aus, als würde es einfach werden.
    Ich erhob mich ebenfalls, wollte schon in die Hütte hineingehen, ihn in Ruhe nachdenken lassen, da hielt er mich auf. „Weißt du, was ich mich die ganze Zeit schon frage? Der Mustang …“ Er räusperte sich. „Mom sagt, du hättest den Scheck nicht eingelöst. Hättest ihn zurückgegeben. Gestern.“ Er sprach leise, doch ich konnte jedes seiner Worte deutlich hören. „War das der Grund? Hast du mir deshalb den Mustang überlassen? Um dein schlechtes Gewissen wenigstens etwas zu beruhigen?“
    „Nein“, antwortete ich spröde. „Als ich den Mustang kaufte, war ich noch der festen Meinung, du müsstest dich bei mir entschuldigen. Für deine Worte bei der Beerdigung.“
    „Warum hast du es dann getan? Wieso hast du dich wieder mit mir abgegeben?“ Ryans Stimme klang angespannt. „Sag es mir. Ich denke, ich habe ein Recht darauf, es zu wissen!“
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und drehte mich um. Er stand immer noch mit dem Rücken zu mir, schaute mich nur über seine Schulter hinweg an.
    „Weiß nicht. Hat sich halt so ergeben.“ Selbst in meinen Ohren hörte es sich ziemlich schwach an. „Vielleicht aus Sentimentalität?“
    „Was redest du da für gequirlte Scheiße? Sag es ihm doch, verdammt noch mal.“ Dad. Gab mal wieder eines seiner äußerst hilfreichen Statements von sich. Zum unpassendsten aller Zeitpunkte, den ich mir überhaupt vorstellen konnte. Ich machte eine wedelnde Bewegung, die man auch für Mückenabwehr hätte halten können. Halt dich da raus, sollte es heißen.
    „Wenn du ihm jetzt nicht die Wahrheit sagst, wirst du ihn verlieren.“
    Als wenn ich es nicht wüsste. Aber es war wie verhext. Ich konnte mich einfach nicht überwinden, es ihm zu erklären. Scheute mich, ihn so weit in meine Seele hineinsehen zu lassen. Doch Dad hatte wohl recht. Ich holte tief Luft. „An dem Tag, an dem du mich über den Haufen gerannt hattest, wurde mir bewusst, wie sehr ich dich vermisst hatte“, gab ich widerwillig zu. „Aber …“
    „Aber …?“, hakte Ryan leise nach.
    „Aber mir war klar, ohne einen wirklich guten Grund würde ich dich niemals wieder in meine Nähe bekommen.“ So klang es auch nicht besser, und Ryan sprang sofort darauf an. „Also war der Shelby nur ein Köder?“
    So wie er das sagte, klang es ziemlich schäbig.
    „Pass auf, was du jetzt sagst“, beschwor mich Dad. „Du begibst dich gerade auf ein Minenfeld! Soviel Wahrheit muss es dann auch nicht sein!“
    „Wenn du so willst. Ja“, antwortete ich ehrlich, ohne auf ihn zu hören. Dads Aufstöhnen sollte wohl meine Dummheit bezeichnen. Ryans dagegen machte deutlich, wie sehr es ihn verletzte.
    Schon wirbelte er zu mir herum. Die tintenschwarzen Locken stachen überdeutlich gegen sein bleiches Gesicht hervor.
    „Um mich wieder in deine Nähe zu locken, ja? Du hast mir den Mustang unter die Nase gehalten, weil du wusstest, ich würde ihm nicht widerstehen können? Und ich Idiot bin doch tatsächlich darauf hereingefallen!“
    Ich hatte den Mund schon geöffnet, wollte gegen diese Behauptung protestieren, doch er wischte es mit einer Handbewegung einfach beiseite.
    „Was war dein Plan? Du hattest doch einen Plan, oder?“ Es hielt ihn nicht mehr am Geländer. Unruhig begann er, auf der Veranda hin und her zu tigern. Seine Schritte hallten dumpf auf den Holzbrettern.
    „Ich hätte es wissen müssen! Als du diese Ich-bin-in-dich-verknallt Nummer abgezogen hast, da hätte ich es sehen müssen! Als du angefangen hast, wieder halbwegs normal zu sein, spätestens da hätten bei mir sämtliche Alarmglocken klingeln müssen!“ Bei den letzten Worten war er dicht vor mir stehen geblieben, stemmte die Fäuste in die Hüften und funkelte mich zornig an. „Warum dieses Theater, verdammt noch mal? Sollte ich mich in dich verlieben? Mit dir schlafen? Damit du mir anschließend kalt lächelnd mein Herz brechen kannst?“
    Ihm war die Puste
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