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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin
Autoren: Elizabeth Corley
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und jede Person – jede Tasche und Kiste, jedes Instrument – ohne Ausnahme untersucht worden. Es wären mehr Männer auf dem Triforium postiert gewesen, und die Kennkarten und Identitäten sämtlicher Personen wären überprüft und nochmals überprüft worden. Und Rowland wäre noch am Leben. Er hätte sich nicht auf die heimliche Unterstützung durch das Verteidigungsministerium verlassen, von der er inzwischen wusste – er hätte sich auf seine eigenen Leute verlassen.
    Und diese Kritik würde er üben können. Beide, Blite und der Assistant Chief Constable, waren leichtsinnig, allzu selbstsicher und seiner Meinung nach närrisch gewesen, sich auf Spezialisten zu verlassen, die ihnen das Ministerium «hilfreich» zur Seite stellte. Die zusätzlichen Leute waren viel zu spät gekommen, um hilfreich zu sein, und die ganze Operation war durch sie verkompliziert worden. Doch all das wollte er vor den Ermittlern, die die interne Untersuchung leiteten, nicht ausbreiten.
    Sie fragten ihn nicht einmal, wie und warum er den Zusammenhang zwischen den Morden, Carol Truman, Octavia Anderson und Victor Rowland hergestellt hatte. Als er anfing, es zu erklären, da er dachte, sie würden sich für Rowlands obsessive Liebe zu seiner jungen Cousine und die verzehrende Wut nach ihrem Tod interessieren, taten sie seine Worte mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. Es blieb nach wie vor ungeklärt, weshalb Rowland seinen mörderischen Feldzug begonnen hatte. Der Brief seines Onkels war der Auslöser gewesen, aber inwiefern genau, das blieb ein Geheimnis. Andererseits war er so an die Willkür von Geisteskrankheiten und ihre bizarren, tragischen Folgen gewöhnt, dass ihn das Fehlen dieses Gliedes in der Kette des Begreifens nicht weiter störte.
    Den Ermittlern gegenüber hielt er sich an die Fakten, log niemals und ließ seine Meinung so gründlich außen vor, dass sie ihm einmal vorwarfen, er würde ihre Untersuchung absichtlich behindern. Sie hatten eindeutig ein Problem, ihn in der Abfolge der Ereignisse unterzubringen, wollten ihn aber nicht rückhaltlos freisprechen.
    Ein unbefriedigender Kompromiss kam zustande, indem sie in ihrem Bericht generelle Kritik daran übten, dass «inoffizielle Ratgeber» in den Fall einbezogen worden waren, was zur Folge gehabt habe, dass «ein Einsatz, der ohnehin schon übertrieben aufwendig war, zusätzlich verkompliziert wurde».
    Im abschließenden Bericht wurde der Assistant Chief Constable nicht getadelt, wenn es auch eine Zeit lang so ausgesehen hatte, als würde es dazu kommen. Am Ende wurde das Hinzuziehen des Militärs der Polizei generell angelastet und die Rolle des Assistant Chief Constable dabei verschleiert. Zu viele Leute wollten aus unterschiedlichsten Gründen, dass der Mann Karriere machte, daher überstand er die Affäre. Auch wenn klar war, dass er hart arbeiten musste, um sein angekratztes Image wiederherzustellen, war er insgeheim erleichtert über den Ausgang. Infolgedessen blieb wenig Schuld, die es auf Fenwick abzuwälzen galt.
     
    Das schwarze Brett gegenüber von Fenwicks Schreibtisch war abgeräumt worden, was dort gehangen hatte, zu ordentlichen Stapeln auf einem Tisch aufgeschichtet. Resigniert setzte er sich, um diese Aufgabe in Angriff zu nehmen, doch in Gedanken war er anderswo. Nightingales Genesung machte gute Fortschritte. Sie würde eine hässliche Narbe zurückbehalten, aber eine schwerwiegende Behinderung stand nicht zu befürchten. Cooper hatte seinen Jahresurlaub genommen; zwei Wochen Florida, darauf hatte seine Frau bestanden.
    Octavia hatte Fenwick seit dem Abend in der Kathedrale nicht mehr gesehen. Er wusste, sie hatte den Beginn ihrer Tournee auf Anweisung der Ärzte verschieben müssen, aber es hatte ohnehin den Anschein, als wäre sie völlig aus seinem Leben verschwunden. Abgesehen von den wechselseitigen Beschuldigungen betrachteten alle den Fall als abgeschlossen. Selbst Fenwick hatte die Bitte des sterbenden Rowland vergessen. Sein erzwungener Urlaub, die Schuldgefühle, die er nicht loswurde, und der Drahtseilakt der Ermittlungen hatten alles andere aus seinem Denken verdrängt. Er hatte sich ganz auf schlichte Dinge wie die Gegenwart seiner Kinder und beruhigende Arbeiten in Haus und Garten konzentriert.
    Anne, die stets tüchtige Sekretärin, kam herein, mit einem deprimierend dicken Stapel Post und einer Tasse ihres ausgezeichneten Kaffees.
    «Ihre Post, Chief Inspector. Ein Bericht aus der Forensik, die üblichen internen Rundschreiben
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