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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
Autoren: mainbook
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als im Haus, das sie irgendwie erdrückte. Sie schluckte den letzten Bissen hinunter und steckte den Zettel in ihre Hosentasche.
    Zum Supermarkt in der Bürostadt waren es mit dem Auto nur ein paar Minuten, aber Leni grauste es vor dem Trubel dort. Sie machte lieber einen Spaziergang zu dem kleinen Lebensmitteladen in der Schwarzwaldstraße.
    Es war ein Fehler gewesen, hierher zu kommen. Das spürte Leni sofort, als sie den Laden betrat. Der vollgestopfte Raum hatte etwas Beklemmendes. Sogar in den schmalen Gängen stapelten sich die Kisten und Ständer mit Sonderangeboten. Über allem schwebte eine wilde Mischung exotischer Gerüche. So schnell es ging griff sie nach rechts und links und legte ein paar Sachen in ihren Einkaufswagen.
    Beim Obst stellte sich ein Mann dicht neben sie und glotzte sie aufdringlich an. Aus den Augenwinkeln registrierte sie sein verschwitztes T-Shirt, die verdreckte Shorts, über der ein beachtlicher Fettbauch hing, und die schwarz behaarten Beine. Erst dieser unverschämte Kurierfahrer und jetzt dieses Prachtexemplar – gab es eigentlich überhaupt noch gepflegte, sympathische Männer?
    „Haben Sie es mal mit einem Deo probiert?“, fauchte sie ihn an.
    Wie der Blitz verschwand er im nächsten Gang. Zügig legte sie ihre Einkäufe auf das Förderband. An der Kasse saß wie immer die dicke Frau, eine echte Schlaftablette. Leni unterdrückte ein ungeduldiges Seufzen. Ihr Blick streifte gedankenverloren das schwarze Brett. Da hing ein etwas undeutlich beschriebenes Blatt. ‚Untermieterin gesucht’. Plötzlich interessiert las sie weiter: ‚2 Zimmer, eigenes Bad. Hilfe in Haus und Garten erwünscht.’
    War das die Lösung? Wenn sie einfach eine Weile nicht da wäre, das würde Thomas bestimmt auf Trab bringen. Vielleicht wurde er sogar mehr vermissen als gebügelte Hemden und warme Mahlzeiten. Und sie könnte sich in der Zwischenzeit überlegen, wie es weiter gehen sollte. Ziemlich viele ‚würde’ und ‚könnte’, aber zumindest war es eine Idee.
    ‚Hilfe im Garten’, das zog sie magisch an. Leni notierte sich die Telefonnummer auf ihrem Einkaufszettel. Sie begann mit derselben Ziffernfolge wie ihre eigene, es musste also ganz in der Nähe sein.
    „Bist du wieder zur Vernunft gekommen?“
    Plötzlich stand Thomas in der Küchentür. Sie hatte ihn beim Wegräumen der Einkäufe nicht gehört und fuhr erschrocken herum. Was machte er hier um diese Zeit?
    „Im Gegensatz zu dir schon. Aber glaub ja nicht, dass ich hier noch einen Handschlag mache“, bellte sie los.
    „Sag doch deiner Schlampe, dass
sie
mal zur Abwechslung deine dreckigen Unterhosen waschen soll.“
    Er lachte gut gelaunt.
    „So viel Temperament hab’ ich ja seit Jahren nicht mehr bei dir erlebt.“
    Er griff nach ihrem Arm und zog sie zu sich heran. Darauf war sie nicht gefasst. Einen Moment war sie wie erstarrt, aber dann stieß sie ihn mit aller Kraft von sich weg. Er verlor das Gleichgewicht und musste sie los lassen. Sein Lachen verschwand.
    „Komm her“, knurrte er und griff derb nach ihrer Schulter. Mit der anderen hielt er ihren Kopf fest und schob seinen Mund an ihren heran. Eine Alkoholfahne schlug ihr entgegen. Angeekelt versuchte sie, sich aus der Umklammerung herauszuwinden. Aber er hatte sie eisern im Griff. Sie fühlte seine Hitze und merkte, dass ihr Widerstand ihn nur noch mehr reizte. Ansatzlos zog sie das Knie hoch und rammte es ihm in den Schritt. Er brüllte auf und taumelte zurück.
    „Das wirst du mir büßen, du Luder.“
    Plötzlich bekam sie Angst. Panisch rannte sie aus der Küche, sah die Tür der Gästetoilette. Sie schlüpfte hinein und schloss mit zitternden Händen von innen zu. Wild sah sie sich nach einem Fluchtweg um. Aber das kleine Fenster war vergittert. Sie saß in der Falle. Sie setzte sich auf den Boden und lauschte angestrengt. Es war alles still im Flur, aber sie wusste, dass er direkt vor der Tür stand.
    „Komm da raus!“, befahl er.
    Sie presste sich die Hand auf den Mund.
    „Du kannst nicht ewig da drin bleiben.“
    „Ich hab mein Handy hier. Und ich werd’ die Polizei rufen, wenn du nicht sofort verschwindest.“
    Mit angehaltenem Atem wartete sie, ob er auf ihren Bluff einging. Wo war eigentlich tatsächlich ihr Handy? Möglicherweise lag es in ihrer Handtasche aber vielleicht auch auf dem Küchentisch. Dort würde er es sofort sehen. Er trat wütend gegen die Tür. Aber immerhin schien er zu überlegen.
    „Du bist ja hysterisch. Willst du die ganze
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