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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
Autoren: mainbook
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Hunger.“
    Ihr Magen meldete sich mit einem ziehenden Schmerz. Schweigend sah sie ihm beim Essen zu. Plötzlich erstarrte er, und Tränen schossen ihm in die Augen. Er würgte und griff nach dem Weinglas.
    „Was ist denn da drin?“, fragte er mühsam.
    „Was meinst du?“
    „Da ist irgendwas Scharfes drin.“
    Sie zuckte mit den Schultern.
    „Nicht, dass ich wüsste.“
    Misstrauisch schob er sich den nächsten Bissen in den Mund. Sie stand auf.
    „Bin gleich wieder da“, murmelte sie und verschwand in der Küche.
    Das war alles so unwirklich, als ob es im Fernsehen passieren würde. Man litt mit der Heldin und aß dazu Kartoffelchips. Sie öffnete den Kühlschrank und betrachtete unschlüssig die Flaschen. Wodka, das war jetzt genau das Richtige. Sie griff nach einem Glas und schenkte großzügig ein. Das Zeug schmeckte ekelhaft, aber das war jetzt egal. Sie knallte das leere Glas auf den Küchentisch.
    Thomas saß vor seinem leer gegessen Teller. Sie griff nach dem Weinglas. Mit einem lauten Hicksen meldete sich ihr Zwerchfell. Und gleich noch einmal: „Hicks“. Ausgerechnet jetzt hatte sie einen Schluckauf. Krampfhaft hielt sie die Luft an und versuchte, den nächsten ‚Hicks’ herunter zu schlucken. Aber es wurde nur schlimmer. Thomas sah misstrauisch hoch.
    „Bist du etwa betrunken?“
    Sie schüttelte den Kopf. Ja nicht den Mund aufmachen. Es war wirklich zu blöd. Man muss ein Glas Wasser auf einen Zug leer trinken, fiel ihr ein. Sie griff zum Wein und trank in großen Schlucken. Es funktionierte. Erleichtert nahm sie die Serviette und tupfte sich den Schweiß von der Stirn.
    Thomas war blass, und die Tränensäcke unter seinen Augen traten deutlicher hervor als sonst. Das war immer so, wenn er sich unbehaglich fühlte. Aber sein Schweigen machte sie mürbe, und der schnapsgetränkte Mut verflog so schnell, wie er gekommen war. Sie fingen gleichzeitig an zu reden.
    „Du brauchst es gar nicht abzustreiten“, sagte sie, und er fing an:
    „Ich weiß nicht, was das soll. Findest du das witzig?“
    Sie schoss so schnell hoch, dass ihr Stuhl polternd umfiel. Der Kleiderständer mit der Wäsche stand noch auf der Terrasse. Sie nahm das Hemd von der Leine. Ehe Thomas begriff, was los war, schlug sie es ihm ins Gesicht.
    „Hier!“
    Sie zerrte den Stoff auseinander, hielt ihm die Flecken vor die Augen.
    „Und hier!“
    Schnaufend warf sie ihm das Kleidungsstück hin.
    „Mistkerl! Du musst mich wirklich für sehr blöd halten. Aber ich bin ja selbst schuld. Ich hab keine Ahnung, was bei dir in der Bank so ab geht. Oder warum du ständig in den Tennisclub verschwindest. Angeblich ist das ja nichts für mich, ich bin ja unsportlich.“
    Thomas hatte dieses arrogante Lächeln um die Mundwinkel.
    „Grins’ nicht so blöd. Nach so vielen Jahren ist es nicht mehr so leicht zu lügen!“
    Jetzt stand auch Thomas auf und knüllte die Serviette zusammen.
    „Was gibt’s da noch zu sagen?“
    Wie ein Gockel stolzierte er im Zimmer hin und her. Plötzlich blieb er stehen und stützte die Arme auf den Tisch. Sein wutverzerrtes Gesicht war ihrem erschreckend nahe. Erschrocken setzte sie sich wieder.
    „Mach nicht so ein Theater. Was erwartest du? Lebenslanges Händchenhalten? Bei uns ist schon lange die Luft raus. Dir geht es doch genau so, wenn du ehrlich bist. Man sucht sich halt seine kleinen Kicks. Ich nehm’ dir nichts weg. Ganz im Gegenteil.“
    „War es nur eine Bettgeschichte? Was Einmaliges?“
    Er zögerte einen Moment zu lang, um noch lügen zu können.
    „Nein, das nicht.“
    Scharf fuhr sie ihn an.
    „Und du willst mir erzählen, dass das gut ist für unsere Ehe? Das ist erbärmlich.“
    Er nahm seine Wanderung durch das Zimmer wieder auf.
    „Appetit holt man sich draußen, du kennst doch den Spruch.“
    „Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann du das letzte Mal zu Hause gegessen hast.“
    Er zog die Augenbrauen hoch.
    „Das ist ja ganz neu, dass du das vermisst. Besonders leidenschaftlich warst du ja nie. Eher der Kumpeltyp.“
    „Und du hast verdammt gut gelebt damit.“
    Sie stand auf, um nicht zu ihm hoch sehen zu müssen. Sein kalter Blick machte ihr Gänsehaut.
    „Weißt du, wenn ich dich so betrachte, dann kannst du eigentlich froh sein, dass du noch hier bist. Eine Putzfrau wäre billiger. Was anderes bist du doch nicht. Früher, da hast du dir noch Mühe gegeben. Aber heute? Du lebst wie die Made im Speck. Trinkst Prosecco und machst es dir gemütlich.“
    Er griff nach
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