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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
Autoren: mainbook
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Finger an den Mund.
    „Tja, wo könnte es wohl sein?“
    Wie immer hatte er sich darauf verlassen, das sie seine durchgeschwitzten Sachen aus der Sporttasche nahm und wusch. Pech, dass er sich dieses Mal geirrt hatte.
    Mit einer Armbewegung fegte er das ganze Schrankfach leer. Leni zuckte zusammen, als die gebügelten, ordentlich zusammengelegten Sachen auf den Boden fielen.
    „Du machst wohl jetzt überhaupt nichts mehr?“, schnauzte er.
    „Die Putzfrau hat ihre Arbeit eingestellt.“
    „Treib’s nicht zu weit“, drohte er und ging.
    Leni hatte keinen Appetit. Statt eines Abendessens machte sie ein Flasche Wein auf und drapierte sich wieder auf der Couch. Tapfer zappte sie sich durch alberne Talkshows und obskure Verkaufssendungen, das gesamte Dumm-TV. Irgendwann nach Mitternacht ertappte sie sich dabei, dass sie mit dem Anruf bei einer Tele-Wahrsagerin liebäugelte. Offensichtlich war sie jetzt völlig am Durchdrehen.
    Thomas blieb die ganze Nacht weg. Morgens warf sie die leere Weinflasche in den Abfall und lachte laut über ihre Dummheit.
    „Er amüsiert sich, und du machst dir Sorgen. Wie idiotisch ist
das
denn?“
    Der Anruf bei Monika war überfällig. Aber was sollte Leni sagen? Papa geht fremd. Das ging gar nicht. Fast war sie erleichtert, als Monika von sich aus anrief. Allerdings hatte die feine Antennen.
    „Was ist los bei euch, habt ihr euch gezankt?“, fragte sie direkt.
    „Im Moment läuft es nicht besonders.“
    Je weniger sie sagte, desto besser. Aber ihre Tochter bohrte hartnäckig weiter.
    „Er hat ein Verhältnis“, rückte Leni schließlich heraus.
    „Papa auf der Piste? Das ist ja unglaublich!“
    Leni verschlug es die Sprache. Mit so einer Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Ihre Tochter war wirklich erwachsen. Monika wurde wieder sachlich.
    „Und? Was willst du jetzt machen?“
    „Wenn ich das wüsste!“
    „Ist doch ganz einfach. Entweder du willst ihn behalten oder du schießt ihn ab. Es kommt darauf an, ob du ihm irgendwann wieder vertrauen könntest. Wenn nicht, dann war’s das.“
    „Er ist so ganz anders als sonst. Es scheint ihm völlig egal zu sein, dass ich leide. Nicht die Spur von schlechtem Gewissen.“
    Moni lachte.
    „Da hast du aber so einiges verdrängt. Papa hat schon immer gemacht, was er wollte. Du hast es ihm ja auch leicht gemacht. Thomas hier, Thomas da, du hast ihn von vorn und hinten bedient. Also, ich würde mir das nie von einem Mann gefallen lassen, wie er dich behandelt. Ich schätze, er geht davon aus, dass du dich in ein paar Tagen wieder abgeregt hast.“
    Das traf Leni hart. Pia hatte etwas ganz ähnliches gesagt. Ihre Unsicherheit machte sie trotzig.
    „Vielleicht irrt er sich dieses Mal. Könnte ja sein, dass ich was mache, womit er nicht rechnet.“
    „Das ist gut. Zeig’s ihm, lass dich nicht unterbuttern. Er ist mein Papa, und ich hab ihn lieb. Aber du musst ihm seine Grenzen zeigen. Der kommt ganz schnell wieder angekrochen, wenn er merkt, dass du nicht mehr alles mit dir machen lässt.“
    Wenigstens eine Verbündete, Leni war sehr erleichtert.
    „Weißt du, wer es ist?“ fragte Moni mit unverhohlener Neugier.
    „Keine Ahnung. Bestimmt ist sie jünger und hübscher als ich.“
    „Mach dich mal nicht so runter. Du kannst dich wirklich sehen lassen. Super Figur, gut gehalten, ich hoffe sehr, dass ich deine Gene geerbt habe. Ist sowieso egal, was das für eine ist. Zeig ihm die Zähne. Und ruf mich an, wenn du reden willst. Wofür sind Töchter schließlich da?“
    „Sollte das nicht eher anders herum sein?“
    Beide lachten. Vielleicht war es ja wirklich nur eine vorübergehende Sache. Frauen kamen in die Wechseljahre. Und die Männer hatten ihre Midlife Crisis. Wenn sie nur endlich mit der Heulerei aufhören könnte! Schon wieder tastete Leni mit schwimmenden Augen nach einem neuen Taschentuch.
    Ein weiterer Abend, an dem Leni nicht zur Ruhe kam! Die Gedanken kreisten unaufhörlich, erst lange nach Mitternacht fiel sie in den tiefen Schlaf völliger Erschöpfung. Als sie am späten Vormittag aufwachte, fühlte sie sich etwas besser. Allerdings nahm es ihr Rücken übel, dass sie sich für die Nacht die moderne Couch im Wohnzimmer ausgesucht hatte. Er knackte und knirschte in ihren Gelenken, als Leni aufstand. Sie hatte Hunger, ein gutes Zeichen. Im Kühlschrank war Ebbe. Lustlos kaute sie an einem angetrockneten Brötchen und einer Scheibe Käse herum. Auf der Terrasse schrieb sie eine Einkaufsliste. Hier fühlte sie sich wohler
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