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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
Autoren: mainbook
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dem Geschenkpäckchen und warf es ihr zu.
    „Da hast du ein Trostpflaster. Und wenn das nicht reicht, kauf dir eine neue Faltencreme und nimm ein paar Hormone. Vielleicht geht’s dir dann besser.“
    Leni krallte die Fingernägel in ihre Handballen.
    „Schau
dich
doch mal an!“, fauchte sie.
    „Bierbauch, Krampfadern, die paar lächerlichen Resthaare – da ist der Lack schon lange ab!“
    Das hatte gesessen. Aber so kamen sie nicht weiter. Sie zwang sich zur Ruhe.
    „Darum geht es doch auch gar nicht. Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass du mir weh tust?“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Du verstehst das anscheinend wirklich nicht. Jeder ist sich selbst der nächste. Ich will das pralle Leben, bevor ich in die Kiste rutsche. Darauf habe ich ein Recht. Und das hol’ ich mir, wo ich es kriegen kann.“
    Sie stürzte auf ihn los. Wollte dieses arrogante Lächeln zerkratzen, ihn schütteln und schlagen. Einen Moment stand er wie erstarrt, dann holte er aus und gab ihr eine Ohrfeige. Ihr Kopf flog zur Seite, und ihr wurde schwarz vor Augen. Sie taumelte und fand sich auf dem Fußboden wieder. Einen winzigen Moment glaubte sie, etwas wie Erschrecken in seinem Gesicht zu lesen. Dann war da nur noch Wut. Er starrte auf sie hinunter.
    „Jetzt kennst du meine Meinung.“
    Er drehte sich um und stürmte aus dem Zimmer. Fassungslos rieb sie sich die schmerzende Wange. Thomas hatte sie geschlagen. Das gab’s doch nicht! Erst als sie das Zuknallen der Haustür hörte, zog sie sich mühsam an einem Stuhl hoch. Sie warf einen Blick auf den festlich gedeckten Tisch. Schade um die Arbeit. Sie pustete die Kerze aus und ging in die Küche.
    Der trübe Morgen passte zu Lenis Stimmung. Sie setzte sich mit einer Tasse Tee an den Küchentisch. Sehr spät hatte sie Thomas heimkommen gehört und sich auf neuen Streit gefasst gemacht. Aber dann rumorte er im Gästezimmer herum. Nicht einmal den Versuch hatte er gemacht, zu ihr ins Schlafzimmer zu kommen. War sie enttäuscht? Oder erleichtert? Sie hätte es nicht sagen können.
    Sie hörte das Klappen der Badezimmertür und schaute automatisch auf die Uhr. Es war schon kurz vor acht, er war spät dran. Jedenfalls würde er jetzt keine Zeit für Diskussionen haben. Sollte sie ihm Kaffee machen? Während sie noch unschlüssig in ihre Tasse schaute, kam er herein.
    „Verdammt, ich hab’ verpennt. Ausgerechnet heute.“
    Sein vorwurfsvoller Blick prallte an ihr ab. Er wollte sich schon an den Tisch setzen, als er sah, dass kein Frühstück bereit stand.
    „Geht das Theater noch weiter?“
    Sein unfreundlicher Ton brachte sie sofort wieder in Wallung.
    „Was hast
du
denn gedacht?“, giftete sie.
    „Verdammt, verdammt“, hörte sie Thomas fluchen.
    „Das scheint dein neues Lieblingswort zu sein.“
    Schadenfroh sah sie zu, wie er vergeblich mit einer Filtertüte herumfummelte.
    „Na, dann nicht.“
    Er stapfte wütend in den Flur. Sie atmete schon erleichtert auf, als er noch einmal den Kopf zur Küche herein streckte.
    „Ach übrigens, es ist nicht nötig, dass du dich im Schlafzimmer einschließt. Da gibt’s schon lange nichts mehr, das mich reizen könnte.“
    Leni suchte nach einem Gegenstand, an dem sie ihre Wut auslassen konnte. Aber was konnte die Teetasse dafür, dass sich Thomas wie ein spätpubertierender Macho benahm? Hilflos trommelte sie mit der Faust auf dem Tisch herum.
    Der Anruf bei Pia war frustrierend.
    „Du meine Güte, das ist doch heutzutage normal. Ignorier’ es einfach.“
    „Ich erwarte, dass er das sofort beendet. Und sich entschuldigt. Und dann werden wir weiter sehen.“
    Pia lachte hell auf.
    „Wem willst du was vormachen? Ein paar Tage, dann hast du dich wieder beruhigt. Und auf eine Entschuldigung kannst du lange warten.“
    Ein Kübel Eiswasser hätte ähnlich gewirkt. Sie verstand Pia nicht. Vielleicht war sie tatsächlich altmodisch, aber so etwas konnte sie nicht ignorieren. Nie.
    Streik. Boykott. Sie machte erst mal nichts mehr in diesem Haushalt. Das war gar nicht so einfach. Nervös tigerte sie durch die Räume. Ihr fehlte die Normalität, die vielen gewohnten Handgriffe. Aber sie musste abwarten, bis Thomas wieder zur Vernunft kam.
    Er kam früh heim. Für seinen Tennisclub hatte er immer Zeit. Leni lag entspannt auf der Couch. Wütend stürmte er ins Schlafzimmer. Sie schlenderte hinterher und schaute zu, wie er im Kleiderschrank wühlte.
    „Wo ist mein Clubhemd? Du weißt genau, dass wir heute Ligaspiel haben.“
    Sie legte einen
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