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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
Autoren: mainbook
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Ritzen des Rollos wagten sich ein paar vorwitzige Sonnenstrahlen herein. Der Mann lag in einem Sessel und schlief. Er hatte die Arme über seinem Bauch gefaltet und die stämmigen Beine weit von sich gestreckt. Seine Brust hob und senkte sich rasselnd, und an seinem leicht geöffneten Mund zitterte eine kleine Speichelblase im Rhythmus seines Atems.
    Das Läuten des Telefons zerriss den Frieden. Die Augenlider des Mannes zuckten, und er schmatzte in leisem Protest. Es klingelte hartnäckig weiter, und endlich tastete er nach dem Apparat.
    „Hallo?“, nuschelte er.
    „Ich dachte schon, es ist niemand da.“
    Wie durch eine dicke Watteschicht hörte Arthur Winkler eine Frauenstimme.
    „Doch.“
    „Mein Name ist Brandner. Ich rufe an wegen dem Zettel im Laden.“
    Er riss den Mund auf und gähnte.
    „Hä?“
    Einen Moment war es still in der Leitung.
    „Ich wollte wissen, ob die Zimmer noch frei sind. Es ist gewissermaßen ein Notfall.“
    „Notfall?“
    Durch den Hörer kam ein eigenartiges Geräusch, fast wie ein Schluchzen.
    „Da hängt ein Zettel von Ihnen in diesem kleinen Laden. Dass Sie einen Untermieter suchen. Und ich wollte wissen, ob Sie schon jemand gefunden haben.“
    Endlich dämmerte es Arthur.
    „Nein.“
    „Reden Sie immer so viel?“
    Allmählich funktionierte sein Gehirn wieder. Maria wollte jemand ins Haus nehmen, als Hilfe. Das hatte er völlig vergessen.
    „Sind Sie noch da?“, fragte die Frau.
    „Ja.“
    „Können Sie mir Ihre Adresse geben? Ihren Namen kann ich auch nicht entziffern.“
    „Arthur Winkler.“
    Mechanisch leierte er die Angaben herunter.
    „Kann ich morgen vorbei kommen, so gegen 15 Uhr?“
    Ihm war alles recht, wenn er sie jetzt nur schnell los wurde. Er brachte noch ein kurzes „Ja“ heraus und unterbrach dann die Verbindung. Ächzend lehnte er sich zurück. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
    „Mistzeug“, murmelte er.
    Diese verdammten Pillen hatten ihn schachmatt gesetzt. Er rieb sich die Augen und gähnte wieder. Dann raffte er sich auf und schlurfte in die Küche. Der Rest in der Kaffeekanne reichte gerade noch für eine halbe Tasse. Er schob ein leeres Glas beiseite und stellte den Kaffee auf das Tischchen. Dann ließ er sich wieder in den Sessel fallen. Das hatte sie ihm eingebrockt, seine Maria. Und dann war sie einfach gegangen.
    Mit halb geschlossenen Augen sah er sich um. Das Zimmer war ein einziges Chaos. Überall lagen Kleidungsstücke herum, der Tisch war belagert mit schmutzigem Geschirr, und die Zeitungen der letzten Tage verteilten sich auf dem Fußboden. Teilnahmslos beobachtete er die Staubflocken, die auf dem Fußboden tanzten, und schaute dann zu dem gerahmten Foto auf dem Sideboard. Es zeigte eine Frau mit lockigen, grauen Haaren und liebevollen Augen.
    „Morgen. Ganz bestimmt. Morgen räum ich auf.“
    Die Kaffeemaschine röchelte vor sich hin und verbreitete ein aufreizend frisches Aroma. Arthur stand vor der offenen Kühlschranktür und roch misstrauisch an einem Stück Wurst. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er es gekauft hatte. Er betrachtete den grauen Schimmer darauf und ließ es mit spitzen Fingern in den überquellenden Abfalleimer fallen. Er versuchte, eine Scheibe Käse aus einer angebrochenen Packung herauszufummeln, aber das Zeug klebte zusammen. Schließlich biss von dem ganzen Stapel ein Stück ab und kaute darauf herum. Es schmeckte fade, wie feuchtes Papier. Erst jetzt entdeckte er die kleinen Trennblätter zwischen den Scheiben. Egal, er schluckte alles hinunter und spülte mit Kaffee nach.
    Mit der Tasse in der Hand wanderte er ins Wohnzimmer und ließ sich in seinen Sessel fallen. Er war immer noch müde. Nach dem zweiten Kaffee fühlte er sich schließlich etwas besser. Er zog die Rollläden hoch und öffnete die Terrassentür. Ein Schwall frischer Luft kam herein, und die Wollmäuse auf dem Parkett erwachten zu munterem Leben. Ächzend bückte er sich und hob eine Socke vom Fußboden auf. Wo mochte die zweite sein? Er machte sich auf die Suche. Nach kurzer Zeit hatte er einen ganzen Arm voller Kleidungsstücke von der Couch und den Sesseln eingesammelt. Nur die zweite Socke blieb verschwunden. Wohin mit den Sachen? Einen Moment stand er unschlüssig im Flur, dann öffnete er eine Tür und warf kurzerhand alles hinein. Nach einer weiteren Tasse Kaffee nahm er den Couchtisch in Angriff. Pizzakartons, Essensreste, Zeitungen, alles landete in einem Müllsack.
    Aus dem Geschirrspüler schlug ihm ein übler
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