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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier
Autoren: Angelika Schroeder
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meucheln.« Einerseits wollte sie Anna beschäftigen, andererseits ihr noch einmal ganz deutlich vor Augen führen, wir absurd ihre Vermutungen waren. »Habt ihr gemeinsam einen Tippschein ausgefüllt? Vielleicht habt ihr den Jackpot geknackt, und nur einer weiß es.«
    »Nein, ganz sicher nicht. So nahe standen wir uns doch gar nicht. Eigentlich sahen wir uns nur selten, bei Geburtstagen oder so, und selbst da waren nicht immer alle anwesend. Ja, und ab und zu mal auf einer gemeinsamen Urlaubsfahrt.«
    »Hm, habt ihr mal irgendwelche Aktien gekauft, die jetzt plötzlich wertvoll geworden sind?« Helga erinnerte sich an einen alten Krimi, in dem Ähnliches geschehen war. Wertlose Papiere waren durch Ölfunde plötzlich hoch dotiert, was nur einer aus dem Kreis wusste. Den Erben seiner Freunde hätte er die Papiere billig abkaufen können. »Habt ihr euch gegenseitig in euren Testamenten bedacht?«
    Anna schüttelte den Kopf. »Das ist Blödsinn. Natürlich erben die Kinder, und wer keine Kinder hat, so wie Hubertus oder wir, der hat andere in seinem Testament bedacht. Aber ganz sicher keinen aus unserem Kreis. Weshalb sollte er? Die Männer waren alte Schulfreunde, verbunden durch gemeinsame Erinnerungen. Das schlage dir aus dem Kopf.«
    »Gut, aber dann sag’ du mir ein Motiv. Du bist diejenige, die glaubt, dass ein Mörder euch allen an den Kragen will. Es muss doch einen Grund dafür geben.«
    Inzwischen hatte Anna sich wieder gefangen und wirkte jetzt ruhig. Nicht entspannt, aber ruhig genug, um der Vernunft die Oberhand zu lassen. Helga sah, wie sie sich anstrengte, ein Motiv zu finden.
    »Gab es ein Geheimnis, das die Männer verband? Ein Erlebnis aus der Schulzeit?« Helga zehrte von unzähligen Romanen, die sie im Laufe ihres Lebens gelesen hatte. »Vielleicht haben sie vor langer Zeit einmal etwas beobachtet oder gar selbst etwas getan?«
    Hilfloses Gekicher. »Niemals. Das hätte Dieter nicht für sich behalten können. Der hätte mir längst alles erzählt. Nein, auch das kommt nicht in Frage.«
    »Warum bist du so sicher? Wenn es etwas wirklich Schlimmes war, Vergewaltigung einer Mitschülerin oder ... vielleicht nicht unbedingt Mord, aber unterlassene Hilfeleistung oder so etwas, dann wird niemand freiwillig darüber reden.«
    »Nein! Bei so einer Sache hätte Dieter nicht mitgemacht und falls doch, hätte ich es gespürt. Dazu kannte ich ihn viel zu gut. Nach dem Infarkt hat er versprochen, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich kann dir genau sagen, wann er sein Versprechen zum ersten Mal gebrochen hat – und nicht etwa, weil ich ihn erwischte, sondern weil sein schlechtes Gewissen sich deutlich zeigte. Nein, auch wenn die Idee verlockend klingt, die kannst du vergessen.«
    »Was dann?« In Helga kochte der Zorn. Da rief Anna sie am Abend noch her, völlig aufgelöst und hysterisch – für nichts und wieder nichts. Der Unfall war eindeutig ein Unfall. Wer nach hinten schaut, kann keine Kurve fahren, das war mal so sicher wie das Amen in der Kirche. Und dass dabei drei zu Tode gekommen waren, war bedauerlich aber nicht ungewöhnlich. Verdammt, sie, Helga, verspürte keine Lust, den ganzen Abend mit Anna zu verbringen, die sich da in eine Hysterie hineingesteigert hatte, die absolut irrational war. Es gab keinen vernünftigen Grund, an Mord zu denken. Sie verwarf ihren Entschluss und erklärte, heimfahren und morgen wiederkommen zu wollen. Das erschien ihr als guter Kompromiss. Gemeinsam überzeugten sie sich noch einmal, dass jede Jalousie geschlossen und die Kellertür verrammelt war. Niemand hatte sich eingeschlichen. »Geh’ nicht ans Telefon. Dann kann dich keiner zu irgendwelchen dummen Taten überreden.« Wie oft hatte Helga sich schon über die Protagonisten in Romanen oder Filmen geärgert, die sich absolut dämlich benahmen, nur um das Ende hinauszuzögern. »Wenn ich anrufe, lasse ich es zweimal klingeln, lege auf und rufe noch einmal an. So, und jetzt nimmst du am besten ein Beruhigungsmittel und legst dich hin. Hier kannst du dich sicher fühlen. Bestimmt.«
    Anna nickte, nicht überzeugt. »Und du kommst bestimmt morgen früh? Um acht?«
    »Um zehn.« Nach einem Blick in Annas Gesicht, »um neun Uhr dreißig. Vielleicht eher.«
     
    Auf der Rückfahrt schwirrte ihr Kopf. Konnte an Annas Verdacht etwas dran sein? Seltsam war es schon, dass so plötzlich so viele aus dem Freundeskreis verstarben. Aber wer sollte daran gedreht haben? Und vor allem warum? Es gab nicht den Hauch eines Motivs.
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