Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier
Autoren: Angelika Schroeder
Vom Netzwerk:
brauchst wirklich kein schlechtes Gewissen zu haben, aus mehreren Gründen. Zum einen sind ihre Vermutungen reine Hirngespinste. Als ihr Mann in den See stürzte, haben die Kollegen sich die Unfallakten kommen lassen. Wir sind nämlich auch misstrauisch. Beide Male handelte es sich eindeutig um Unfall, daran gibt es nichts zu rütteln. Und im Krankenhaus sterben nun mal Menschen. Womöglich litt der Mann auch noch unter inneren Verletzungen. Warum sollte er seinen Freunden sämtliche Einzelheiten erzählen? Wenn ihr morgen mit den Kindern sprecht, frage einmal danach. Vielleicht wissen die mehr. Der Einzige, der ermordet wurde, ist Wohlfang. Und den Täter kriegen wir. Also mach’ dir nicht so viele Gedanken wegen Anna. Sie muss lernen, allein zu leben, und wenn es ihr noch so schwer fällt. – Eh, was riecht denn hier so?«
    Helga schrie auf, drehte sich zum Herd um und schob die Pfanne mit den Eiern von der Platte. Glück gehabt. Nur die Ränder der Spiegeleier hatten etwas abgekriegt. Sie fühlte sich genauso durcheinander wie Anna. Schon seit Jahren war ihr nichts mehr angebrannt. Sie riss das Fenster auf, um den unangenehmen Geruch herauszulassen. Eisig kalte Luft schlug ihr entgegen. Aus dem Schrank holte sie einen Teller, ließ die Eier aus der Pfanne darauf gleiten und schnitt die braunen Stellen ab. Dann drückte sie Klaus Teller und Besteck in die Hand und wies mit dem Kopf auf das Wohnzimmer. Sie selbst nahm das Tablett mit Brot, Butter, Schinken, Tasse und Teekanne. Wie üblich musste der Tisch erst leer geräumt werden. Schulbücher, Fernsehzeitung und benutztes Geschirr bildeten ein wenig malerisches Stillleben.
    »Möchtest du nichts?«
    Helga schüttelte den Kopf. Das Gespräch mit Anna hatte ihr den Appetit verdorben. Außerdem mochte sie so spät nicht mehr so viel essen. Als der Teller bis auf den letzten Krümel geleert war und die Teekanne nichts mehr hergab, holte Helga die Weinflasche aus der Küche, goss zwei Gläser voll und kuschelte sich an ihn. »Warum habt ihr Thode laufen lassen?«, fragte sie. »In der Schule gab er die verfolgte Unschuld, doch mir scheint seine Darstellung wenig glaubhaft.«
    Klaus schmunzelte. Helga fand immer eine Formulierung, die es ihm ermöglichte, über dienstliche Erfahrungen zu plaudern.
    »Was hat er denn erzählt?«
    »Dass er über ein wasserdichtes Alibi verfügt, was ihm seine Frau und die Olp geben. Und die Olp sagt alles, was er ihr vorbetet. Hast du sie mal kennen gelernt?« Helga ereiferte sich. »Die Frau besitzt kein Selbstbewusstsein, ist unfähig, eigene Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen. Das beginnt bei den Zensuren für die Schüler und hört bei einem falschen Alibi bestimmt nicht auf. Jeder, der freundlich zu ihr ist oder sehr bestimmend, kann sie überreden. Das wissen die Kollegen, die Schüler und deren Eltern inzwischen vermutlich auch.«
    »Und du glaubst, dass wir das nicht gemerkt hätten? Ein bisschen Menschenkenntnis darfst du uns schon zutrauen. Wir haben Frau Olp längere Zeit vernommen und wissen sie einzuschätzen. Trotzdem gibt es an dem Alibi nichts zu rütteln. Thode hatte keine Möglichkeit, die Gewürze unbemerkt in die Dose zu befördern.«
    Helga fiel eine Bemerkung der Meeren ein. »Warum war er überhaupt so früh da? Sein Unterricht beginnt montags in der vierten Stunde. Wenn er wieder gegangen ist und erst im Laufe des Vormittags zurückkam, dann hätte er doch die Möglichkeit gehabt, oder?«
    Klaus seufzte. »Helga, für wie dumm hältst du uns? Auch das wissen wir und haben es überprüft. Er kann es nicht gewesen sein. Punktum!«
    »Ja, aber ...«
    »Er hat ein Alibi. Absolut wasserdicht. Und nicht nur von der Olp.« Er griff um sie herum nach seinem Glas. »Es gibt da eine Frau, die er regelmäßig montags morgens besucht.«
    Mit einem Ruck setzte Helga sich auf. »Wie bitte? Eine Frau? Soll das etwa heißen, er poppt nach Plan? Jeden Montag erste bis dritte Stunde Sex, vierte Stunde Englisch, fünfte Geschichte in der 8b und sechste wieder Englisch in der 7.« Für einen Moment verschlug es ihr die Sprache. Doch wirk-liche Überraschung empfand sie nicht. Warum sollte ein Dieb und Erpresser nicht auch ein verdammter Hurenbock sein? »Aber was suchte er dann so früh in der Schule?«
    »Wenn ein Gentleman eine Dame besucht, sollte er ein paar Dinge parat haben. Seine Worte wohlgemerkt, nicht meine. Und diese Dinge steckten ausgerechnet in jener Jacke, die er am Freitag in der Schule vergessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher