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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier
Autoren: Angelika Schroeder
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hatte.«
    Helga starrte in Klaus’ breit grinsendes Gesicht. Dann begriff sie. »Warum ist er nicht einfach ins nächste Geschäft gegangen?«
    »Aber Mädchen, ein versierter Liebhaber wie Thode besitzt nun mal einen ganz besonderen Geschmack. Er hat sich ein paar ausgefallene Sachen schicken lassen, um seine Freundin ... eh, zu überraschen.«
    Thode als vergesslicher Gentleman! Das überstieg Helgas Vorstellungsvermögen. Sie prustete los, und Klaus fiel in ihr Gelächter ein. Allmählich ließ die Anspannung nach. Das Lachen tat gut. »Nur deshalb ist er ...?« Sie gluckste immer noch. Klaus nickte und stand auf, um eine neue Flasche aus der Küche zu holen. Während sie einander zuprosteten, dachte Helga an die vielen verschiedenen Gesichter der Liebe. Klaus schenkte ihr Stärke und Sicherheit. Mit ihm an ihrer Seite würde sie jedes Problem lösen, jeden Schicksalsschlag überstehen. Welch ein Unterschied zu Thodes oder Wohlfangs Ehe.
    Sie unterhielten sich über Belanglosigkeiten und genossen einfach die Gegenwart des anderen. Viel später am Abend, die Kerzen waren heruntergebrannt und Helga angenehm müde, sagte Klaus plötzlich leise und verlegen: »Ich habe da noch eine Frage oder eigentlich eine Bitte.«
    »Was denn?«
    »Ich, eh, habe eine Anzeige aufgegeben, so eine Art Heiratsanzeige.«
    »Du hast – was?«
    An ihrem entsetzten Gesichtsausdruck erkannte er, wie missverständlich seine Worte waren. »Nein, nein«, beeilte er sich deshalb zu erklären. »Nicht für mich, natürlich nicht. Wie kannst du nur so etwas denken? Für Käthe. Du weißt doch, wie allein sie ist. Und da sie selbst es offensichtlich nicht will, habe ich es getan. Ja, und nun haben sich da eine Menge Männer gemeldet. Vier Antworten, die ganz nett klingen, habe ich mitgebracht. Ich dachte, du könntest sie dir mal ansehen und entscheiden, wer in Frage kommt. Ich würde es dann so arrangieren, dass ... eh die beiden sich rein zufällig treffen.«
    Allmählich verstand Helga. »Das heißt, für Käthe soll es wie ein Zufall aussehen?«
    »Selbstverständlich. Sie ist so konservativ, dass sie einem Rendezvous nie zustimmen würde. Schaust du mal? Als Frau kannst du die Schreiben bestimmt besser beurteilen.« Er stand auf, ging zur Garderobe und kam mit einem großen Umschlag zurück. »Alle, die nur ihre Visitenkarte oder eine kurze Notiz geschickt haben, habe ich aussortiert, ebenso sämtliche Briefe mit sexuellen Anspielungen. Geblieben sind diese hier.« Er legte vier Briefbögen auf den Tisch.
    Helga überflog den ersten und schüttelte den Kopf. »Das scheint ein Typ ›Papa ante portas‹ zu sein.« Beim zweiten musste sie schon während des Lesens lachen. »Der preist sich an als wollte er sich verkaufen: athletische Figur, noch alle Zähne vorhanden, volles Haar, Haus, Auto und genug Geld, um das Leben zu genießen. Da frage ich doch gleich nach dem Haken dieses Angebots. Was ist mit dem?« Sie nahm das dritte Blatt hoch und legte es kommentarlos beiseite. Blieb der letzte Brief. Er fiel auf, handgeschrieben und feinstes Bütten. »Sehr verehrter Inserent«, las sie. »Die Einsamkeit Ihrer Frau Mutter ist mir wohl bekannt ... Frau Mutter?«
    Klaus hob die Schultern. »Sollte ich etwa schreiben: Für die ehemalige Haushälterin meines Erzeugers suche ich ...?«
    Stimmt, dachte Helga und las weiter. »Einsamkeit ... na ja ... wurde mein Vertrauen zutiefst enttäuscht. Die Schmerzen meiner zerstörten Hoffnungen ... mein Gott! ... würde mich freuen, wenn Ihre verehrte Frau Mutter zum Balsam meiner verwundeten Seele ... Um Himmels willen, wer schreibt denn so ein schwülstiges Zeug?« Einen Briefkopf gab es nicht. Sie drehte das Blatt um, auf der Rückseite ging es im gleichen Stil weiter und dann – sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen – als Unterschrift: Ihr sehr ergebener und auf positive Antwort hoffender Johannes Loden, samt Telefonnummer. »Ach du liebe Zeit!« Sie stöhnte.
    »Was ist los? Sag’ nicht, du kennst den Kerl?«
    »Nicht persönlich. Ali hat mir von ihm erzählt.«
    Mit diesem Hintergrundwissen las Helga den Brief noch einmal langsam und erkannte plötzlich seine Einsamkeit und verzweifelte Sehnsucht nach einer Partnerin, aber auch seine Angst vor Verletzung. Sicher, bei der Zils hatte er sich in eine unerfüllte Liebe hineingesteigert und sich lächerlich gemacht. Dennoch hatte Ali ihn als klug und charmant beschrieben. Außerdem schien er lebenserfahren und ein guter Zuhörer zu sein. Warum also
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