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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier
Autoren: Angelika Schroeder
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Anders bei Wohlfang. Auf der Helfer Straße hätte sie beinahe eine rote Ampel überfahren. Erst im letzten Moment trat sie heftig auf die Bremse. Reiß’ dich zusammen, schimpfte sie sich selbst. Anscheinend hatte Anna sie angesteckt mit ihrer Nervosität.
     

23
    Normalerweise gehörte der Freitagabend ihr und Klaus, wenn im Büro nicht gerade Dringendes anlag. Gestern hatten sie sich nicht gesehen, nur kurz telefoniert. Deshalb freute Helga sich auf den Abend, auch wenn sich ab und zu das Gewissen meldete, weil Anna einsam und allein daheim saß. Immer wieder sagte sie sich, dass sie nicht mehr tun konnte. Gleich morgen früh würde sie wieder hinfahren. Anna musste allein zurechtkommen. Natürlich war das für eine Frau, die seit fast fünfundzwanzig Jahren gewohnt war, bei jeder Kleinigkeit den Ehemann um Rat zu fragen, nicht einfach, aber verdammt noch mal, sie musste es lernen! Helga fluchte selten und dann meist unhörbar. Auch jetzt, als sie der Drang überfiel, umzukehren und nachzuschauen, ob alles in Ordnung war. Bestimmt gab es Verwandte oder andere Freunde, die Anna helfen konnten. Warum sollte alles an ihr hängen bleiben? Bevor die Angst überhand nahm, hatte Helga ihre Wohnung erreicht und einen freien Parkplatz direkt vor der Haustür gefunden. Ein Wink des Schicksals. Den Parkplatz würde sie heute Abend nicht mehr aufgeben.
    Kaum hatte sie die Wohnungstür hinter sich zugezogen, griff sie zum Telefon. Nichts. Anna meldete sich auch beim zweiten Versuch nicht. Da fiel ihr die Abmachung ein. Mit ihr war heute wirklich nichts mehr los. Sie ließ es zweimal klingeln, legte auf, wählte erneut. Ein leise fragendes »Ja?«
    »Ich bin’s. Wollte nur hören, ob alles in Ordnung ist.«
    »Ja, ja alles in Ordnung. Danke für deinen Anruf.« Anna legte nicht auf, wartete auf weitere Äußerungen, verlangte nach einem Gespräch. Wieder überfiel Helga der Zorn. »Hast du nicht Freunde oder Verwandte, die du anrufen kannst? Um heute Abend noch ein bisschen zu reden.«
    »Eine gute Idee, ja, das werde ich tun.«
    »Also bis morgen. Ich bin spätestens um 9.30 Uhr bei dir.«
    Eigentlich sollte sie jetzt erleichtert sein, doch noch immer saß der dicke Klumpen in der Magengegend. Helga beschloss, nicht mehr auf ihre innere Stimme zu hören, sondern fern zu sehen. Sie zappte durch die Kanäle. Irgendein Magazin brachte gerade einen Bericht über Selbecke, offensichtlich gab es Probleme bei der Erbschaft. Gleich nach der Heirat hatte er ein Testament zugunsten seiner jungen Frau verfasst. Klar, er wollte sie versorgt wissen, falls ihm etwas zustieße. Außerdem hatte er mit Kindern gerechnet. Wer konnte ahnen, dass sie gleichzeitig starben. Mehr bekam sie nicht mit, da es klingelte. Klaus. Sie fiel ihm um den Hals als hätte sie ihn zwei Wochen nicht gesehen statt zwei Tagen. Sie wusste, sie musste vorsichtig sein, wenn sie nach Thode fragte, sonst folgte unweigerlich ein Sermon über Amateurdetektive, die sich nicht in Polizeiarbeit einzumischen hatten. Also setzte sie ihm ungefragt erst einmal einen trockenen Riesling vor.
    »Der tut gut!«, seufzte Klaus voller Wohlbehagen. »Aber jetzt hätte ich gern etwas zu essen und dazu einen Tee. Oder ist das ein Versuch, mir die Zunge zu lockern? Ich kenne dich doch«, fügte er lächelnd hinzu. »Du möchtest am liebsten etwas über den Fall Wohlfang hören.«
    »Aber nein. Du unterschätzt mich. Ich möchte am liebsten alles hören.« Sie grinste so offen und so schelmisch, dass er ihr nichts übel nehmen konnte.
    »Erst das Essen.«
    »Ist das ein Versprechen, Herr Kriminalkommissar?«
    Er fühlte sich wohl wie nirgendwo sonst. Helgas ganze Wohnung strahlte Gemütlichkeit aus. Die Küche war so klein, dass sie mit zwei Personen schon fast überfüllt war. Doch er saß lieber hier und schaute Helga zu als allein im großen Wohnzimmer, selbst wenn er dauernd aufstehen und beiseite treten musste, da er gleich zwei Schranktüren versperrte.
    »Rühreier oder Spiegeleier?«
    Er hatte Helga schon gestresst und nervös erlebt, wenn sie von der Schule kam, bereit, ihm bei Kleinigkeiten über den Mund zu fahren. Doch abends, wenn sie das Essen bereitete, wirkte sie meist ruhig und ausgeruht. Heute war es anders. Ihre Bewegungen erfolgten unkonzentriert. Er stand schon zum dritten Mal auf, weil sie etwas aus dem Kühlschrank brauchte, den er blockierte.
    »Hattest du Ärger in der Schule? Du bist so hektisch heute Abend.«
    Sie erzählte von Anna.
    Klaus nickte. »Hm, du
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