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Renegade

Renegade

Titel: Renegade
Autoren: J. A. Souders
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herrscht
Stille in dem Raum, während ich mir die Arme reibe, um meine Gänsehaut zu vertreiben.
Ich werde Mutter später unbedingt fragen müssen, wie diese Sache ausging. Die
Wache neben mir beugt sich vor. »Geht es dir gut, Miss Evelyn?«
    Â»Ja, ich …« Ich
richte mich auf und zwinge mich, die Hände ruhig in den Schoß zu legen. Dann
konzentriere ich mich wieder auf die Schlange der Wartenden. Meine Stimme ist
rau. »Wer ist der Nächste?«
    Mutter und ich
nehmen in ihrem Wohnzimmer unseren Nachmittagstee ein. Wir genießen diese
gemeinsamen Stunden immer sehr, sie bieten fast die einzige Gelegenheit, um uns
zwanglos zu unterhalten und uns gegenseitig zu erzählen, wie der Tag verlaufen
ist. Wir Mädchen unter uns. Lächelnd stelle ich fest, dass sie heute mein
Lieblingsservice benutzt: das mit dem Goldrand und dem großen Rosendekor an den
Seiten. Zwischen uns steht ein Gesteck aus Blumen aus meinem Garten.
    Heute sind nur zwei
Dienstmädchen anwesend, die geduldig darauf warten, uns mit allem zu verwöhnen,
was das Herz begehrt. An der Tür stehen zwei Wachmänner, doch es sind nicht
dieselben wie morgens im Garten. Das ist ungewöhnlich, normalerweise habe ich
immer die gleichen Wachen. Ihre Namen kenne ich zwar nicht, doch es ist ein
wenig beunruhigend, dass ihre Gesichter mir nicht vertraut sind. Schließlich
ist mein gesamtes Leben auf Vertrautheit ausgerichtet.
    Mutter sitzt mir
gegenüber und konzentriert sich ganz und gar auf ihren Tee. Ihr weizenblondes
Haar glänzt im Licht des Kristalllüsters. Wie immer versetzt es mich in
Erstaunen, wie schön sie ist.
Mutter
ist der Inbegriff von Kultiviertheit und hervorragender Abstammung. Jede Lady
sollte danach streben, wie sie zu sein.
So wie ich danach strebe, wie sie zu sein.
    Heute trägt sie
einen blutroten Hosenanzug, der ihren kurvigen Körper umschmeichelt, jedoch
nicht so eng anliegt, dass die Männer in Versuchung geführt werden könnten.
Eine Lady sollte sein
wie eine Blume hinter Glas: schön, doch unerreichbar.
    Es ist ruhig. Was
ich sehr angenehm finde, während ich über Mutters Schulter hinweg versonnen auf
das Fenster hinter ihr blicke. Durch die Beleuchtung funkelt das Wasser
strahlend blau, und gerade schwimmt ein Schwarm bunter Fische vorbei. Weit
entfernt kann ich leisen Walgesang hören.
    Â»Evelyn.« Mutter
klopft mit den Fingernägeln auf die Tischplatte, um meine Aufmerksamkeit auf
sich zu lenken. Der rosa Marmor des Tisches ist wunderschön. Er erinnert mich
an meine Rosen.
    Â»Ja, Mutter?«
    Â»Hast du deine Rede
für das Freudenfest geschrieben?«
    Â»Ja, Mutter. Ich
habe sie heute Morgen an deinen Assistenten weitergeleitet, damit du sie
absegnen kannst.« Sie nickt und nimmt noch einen Schluck Tee, während ich die
kleine Metallscheibe in der Hand kreisen lasse. »Mutter?«
    Fragend hebt sie
eine Augenbraue.
    Ich strecke ihr die
Hand entgegen und zeige ihr die Metallscheibe. »Weißt du, was das ist? Ti… «
Ich unterbreche mich, da ich nicht will, dass Timothy Schwierigkeiten bekommt.
»Ich habe es zufällig gefunden. Ich weiß nicht, was es ist, aber es sind sehr
seltsame Zeichen darauf.« Ihr wunderschönes Gesicht, mit der Pfirsichhaut und
den zarten Sommersprossen auf Nase und Wangen, wird blass. Sie nimmt die Metallscheibe
von meiner Handfläche und mustert sie eingehend, während ich fortfahre: »Das
Bild auf dieser Seite sieht aus wie ein Tier. Und auf der anderen ist eine Art
Kopf zu sehen. Stammt es von der Oberfläche?«
    Sie nickt langsam.
»Ich fürchte, so ist es.«
    Ich verkneife mir
ein Lächeln, damit sie nicht sieht, wie aufregend ich das finde. »Und die
Worte? In God We Trust. Was bedeuten sie? Was ist
das, Mutter?«
    Â»Es ist der Tod,
Evelyn.« Sie sieht mich eindringlich an. Die grauen Streifen auf ihrer
saphirblauen Iris sind klar zu sehen. »Diese kleine Scheibe – man nennt sie
Münze – ist einer der beiden Gründe für all die Kriege, die an der Oberfläche
geführt wurden. Und die Worte? Sie sind der zweite Grund. Du darfst dieses Ding
nie wieder anrühren, Evelyn. Ich werde nicht zulassen, dass seine Macht dich
korrumpiert.«
    Trotz dieser Warnung
bin ich neugierig. Wie kann so ein kleines Metallding denn für so viel
Zerstörung verantwortlich sein?
    Mit zusammengekniffenen
Augen schließt Mutter die Finger um die
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