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Renegade

Renegade

Titel: Renegade
Autoren: J. A. Souders
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gesehen, und ich kann es kaum erwarten,
ihn genauer zu untersuchen, aber dies ist nicht der richtige Ort dafür. Ich
werde Mutter danach fragen. Wenn Timothy nicht dabei ist. Was meine Neugier
bezüglich der Oberfläche angeht, zeigt sich Mutter zwar großzügig, doch ich
bezweifle stark, dass sich ihre Toleranz auch auf Timothy erstreckt. Während
ich das Ding in die Tasche meines Kleides gleiten lasse, bückt sich Timothy und
hebt die Rose auf. Sorgfältig entfernt er die Dornen und reicht mir dann die
Blume.
    Â»Für dich, Miss
Evelyn.« Plötzlich wirkt sein Lächeln schüchtern. Ich muss wieder an seine
Berührungen denken und werde rot. Schnell hebe ich die Rose vors Gesicht, um es
zu verbergen.
    Der betörende Duft
weckt erneut eine Erinnerung in mir. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken
kann, schlendert Timothy zu dem kleinen Teich, der nur wenige Meter entfernt
ist. Im Schein der Lampen funkelt seine blaue Oberfläche, als würden winzige
Diamanten auf dem Wasser schwimmen. Anders als in Sektor Drei ist das Wasser
hier frisch und nicht wieder aufbereitet, es kommt direkt aus der
Entsalzungsanlage. Im Teich schwimmen Seerosen und andere Wasserpflanzen.
    Ich folge Timothy.
Er zeigt auf eine Blume, deren bläuliche Blüten aus dem Wasser ragen. »Sagst du
mir noch mal, was das für eine Pflanze ist?«
    Ich muss lächeln. Er
schafft es immer wieder, dass ich mich besser fühle. »Das ist blauer Lotus, wir
verwenden ihn in vielen unserer Arzneien. Man kann ihn als Beruhigungsmittel
einsetzen, aber auch als Aphrodisiakum.«
    Die Rose gleitet aus
meinen zitternden Fingern.
    Heute ist
Antragstag. Als Tochter des Volkes habe ich viele Pflichten, aber diese ist
meine liebste. Außerdem ist sie die wichtigste meiner Aufgaben. Sie zeigt, dass
Mutter mir vertraut. Ich bin die Stimme unserer Bürger, und sie verlassen sich
darauf, dass sie durch mich all das bekommen, was sie brauchen und wollen.
    Elysium ist eine große Familie, und es ist
wichtig, dass ihre Oberhäupter den anderen Familienmitgliedern zuhören, damit
alle glücklich sind.
    Mutter hat mir
freigestellt, an welchem Ort im Palast ich die Anträge anhöre, doch ich benutze
am liebsten einen Raum, den ich für mich als Antragszimmer bezeichne. Er ist
ziemlich groß, hat ein so breites Fenster, dass es fast die gesamte Wand
einnimmt, und ist in schwarzem und rosa Marmor gehalten. Außerdem verfügt er im
vorderen Bereich über zwei Türen: Durch die eine betreten die Bürger den Raum,
durch die andere verlassen sie ihn wieder, es sei denn, sie müssen zu Mutter.
Dann benutzen sie die Tür links hinter meinem Sessel, der mitten im Raum steht.
So gelangen sie zu Mutters Empfangszimmer.
    Ich setze mich,
überkreuze die Beine und drücke die Knöchel aneinander, ganz wie Mutter es mich
gelehrt hat. Dann ziehe ich meinen Lieblingsseidenrock so zurecht, dass er
meine Knie bedeckt. Eigentlich ist er etwas zu kurz, aber weil sein Blauton die
Farbe meiner Augen betont, lässt Mutter ihn mir normalerweise durchgehen.
    Mit einem schnellen
Blick mustere ich die Bürger, die hinter einer Absperrung aus Samtkordeln
warten, dann gebe ich einem der Wachen neben mir durch ein Nicken zu verstehen,
dass ich bereit bin. Heute ist die Schlange kurz, Mutter sei Dank. Auch wenn
ich meinen Pflichten gerne nachkomme, sind sie manchmal erdrückend.
    Der erste
Antragsteller scheint etwas älter als ich zu sein, also etwas über sechzehn.
Während er auf mich zukommt, ringt er die Hände, und seine Beine zittern
leicht, als er sich hinkniet und den Kopf vor mir neigt. So verharrt er dann,
ohne aufzublicken, und da wird mir klar, dass dies sein erster Antragstag und
er entsprechend nervös ist.
    Â»Sprich, Bürger. Was
wünschst du?«
    Endlich sieht er
hoch, und auch wenn seine Hände noch immer zittern, sind seine Augen nicht mehr
ganz so angstvoll aufgerissen. »Ich möchte eine Verpaarungslizenz beantragen,
Miss Evelyn.«
    Mein höfliches
Lächeln wird strahlend. Deswegen mag ich den Antragstag so gern. »Und wer ist
die Glückliche?«
    Er winkt kurz, und
sofort eilt aus der Schlange ein Mädchen an seine Seite, das ungefähr so alt
ist wie ich. Sie achtet sorgfältig darauf, ihn nicht zu berühren, fällt aber
neben ihm auf die Knie und neigt den Kopf. »Mein Name ist Alice, Miss Evelyn.«
    Ich signalisiere der
Wache, dass ich
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