Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Renegade

Renegade

Titel: Renegade
Autoren: J. A. Souders
Vom Netzwerk:
stechender
Schmerz ausbreitet – dann sticht mich etwas in den Finger und holt mich in die
Gegenwart zurück. Blut quillt aus meinem Zeigefinger. Vor meinen Füßen liegt
eine Rose. Verwirrt sinke ich neben sie, starre die Blume an und frage mich,
wie sie dort hingekommen ist.
    Â»Evie.« Neben mir
steht Timothy. Seit wann ist er hier? »Geht es dir gut? Warte, lass mich dir
helfen.« Er entnimmt einem der Stahlträger, der die Glaskuppel stützt und damit
meinen Garten vom Atlantischen Ozean trennt, einen Erste-Hilfe-Kasten und
verarztet meinen Finger. Mit einem strahlenden Lächeln blickt er auf mich
herab. »Schon fertig, alles erledigt.«
    Als er meine Hand
tätschelt, löst das widersprüchliche Gefühle in mir aus. Ein Teil von mir will
ihm die Hand sofort entziehen, während der andere Teil das warme Kribbeln
genießt, das sich in mir ausbreitet, als er seine Hand auf meine legt. Es ist
ein angenehmes Gefühl, irgendwie vertraut. So als wäre es nicht das erste Mal.
    Â»Schließlich können
wir es uns nicht leisten, dass du krank wirst«, fährt er fort.
    Â»Nein«, stimme ich
ihm zu, während ich gleichzeitig überlege, warum mir seine Berührung so
vertraut vorkommt. »Das wäre schlecht.« Die Aufbereitungsanlage schickt eine
leichte Brise zu uns herüber, und deutlich nehme ich Timothys Duft wahr. Doch
in meinem Kopf hat sich dichter Nebel ausgebreitet, in dem die Erinnerungen
wabern, aber nichts davon ist greifbar. Ich weiß nicht einmal mehr, was ich
gerade eben getan habe. War ich nicht … irgendwo anders?
    Â»Ist alles in
Ordnung?«, fragt er. Seine blauen Augen mustern mich besorgt.
    Ich nicke.
»Mein Leben ist absolut
perfekt.«
    Er lächelt, aber in
seinem Blick liegt Traurigkeit. »Das freut mich. Ich habe mir schon Sorgen
gemacht«, er blickt kurz zu den Wachen hinüber, »dass du krank sein könntest,
so entrückt wie du vor dich hin gestarrt hast.«
    Â»Wie geht es deinen
Eltern?«, frage ich mehr aus Höflichkeit als aus Interesse. Gleichzeitig habe
ich Schuldgefühle, weil es mich eigentlich interessieren sollte. Irgendetwas
hat sich zwischen uns verändert, kürzlich erst, aber ich kann mich nicht daran
erinnern, was es war.
    Timothy runzelt die
Stirn. »Ich weiß es nicht. Sie sind gestern nicht zu unserem üblichen Sonntagsessen
gekommen, und sie haben auch auf keine meiner Nachrichten reagiert, was schon
komisch ist, weil Mom doch unbedingt wissen wollte, was dein … « Er unterbricht
sich, wirft mir einen kurzen Blick zu und fährt dann seufzend fort: »… wie es
dir geht. Ich wollte heute mal zu Drei rüberfahren und nach ihnen sehen.«
    Â»Verstehe. Nun,
falls du Hilfe brauchst, zögere nicht, mich darum zu bitten.« Wie nett von
seiner Mutter, sich nach mir zu erkundigen.
    Â»Das werde ich,
danke.«
    In diesem Moment
wird uns beiden bewusst, dass er mich noch immer berührt. Ich sehe ihm in die
Augen, und mir wird ganz heiß. Mein Herz klopft wie wild, und ich bekomme nur
schwer Luft. Das ist nicht das erste Mal , denke ich
wieder. Doch das ist unmöglich. Es sei denn …
    Hastig lasse ich
seine Hand los, wir treten beide einen Schritt zurück und versichern uns mit
einem schnellen Blick, dass niemand etwas bemerkt hat. Wir sind nicht verpaart,
und direkter Körperkontakt ist streng verboten.
    Timothy sieht sich
genau wie ich aufmerksam um, doch zu meiner Überraschung zieht er dann etwas
aus der Hosentasche und streckt es mir hin. »Als ich das hier gefunden habe,
musste ich sofort an dich denken«, flüstert er und lehnt sich möglichst dicht
zu mir. Stirnrunzelnd versuche ich zu erkennen, um was es sich handelt. »Das
ist für …«, wieder sieht er sich vorsichtig um, »… deine Sammlung.«
    Aufregung packt
mich, und ich strecke gespannt die Hand aus, um das Ding, das wahrscheinlich
von der Oberfläche stammt, entgegenzunehmen. Er lässt eine silbrig schimmernde
Metallscheibe in meine Hand fallen. Ich untersuche sie sorgfältig. Es sind
seltsame Zeichen darauf. Auf der einen Seite ist ein Kopf abgebildet, auf der
anderen eine Art … Tier.
    Â»In
God We Trust« ,
lese ich laut. Dann blicke ich fragend zu Timothy. »Was das wohl heißt?«
    Er zuckt nur mit den
Schultern, aber ich bin so aufgeregt, dass ich es kaum bemerke. Einen
Gegenstand wie diesen habe ich noch nie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher