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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
Autoren: Ilkka Remes
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umzublicken. Hinkend näherte er sich dem Wald.
    Bengtsson hielt Paatsama, der neben ihn trat, mit einer Handbewegung auf. »Was soll das?«, fragte Paatsama. »Warum ...«
    »Hellevig darf gehen.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein ...«
    »Das ist mein Ernst, Kari. Frag nicht, glaub mir einfach, es ist besser für uns alle.«
66
    Auf den Krankenwagen am Straßenrand blinkten die Blaulichter. Der Regen hatte nachgelassen.
    Tero sah zu, wie am hintersten Krankenwagen die Tür zugeschlagen wurde. Er hätte Roni gern in die Klinik begleitet, aber Paatsama hatte es ihm mit ernstem Gesicht verboten und ihn aufgefordert, zu seinem Wagen zu kommen. Zwei Krankenwagen fuhren mit heulenden Sirenen gleichzeitig los, während Tero langsam hinter Paatsama herging. Er hegte abgrundtiefes Misstrauen gegenüber diesem Mann, er war geradezu voller Hass auf ihn.
    Noch einmal blickte er auf den Vito zurück, an dem sich die Schweden zu schaffen machten. Die mittlere Bank war schon ausgebaut worden, jetzt hoben die Männer Hartschalenkoffer aus Fächern im Boden. Diese Fächer waren eigens für den Schmuggel eingebaut worden. Einer der Männer hielt eine Plastiktüte in der Hand, die Tero sofort erkannte: Darin befand sich der Inhalt des Bankschließfachs.
    Paatsama setze sich ans Steuer des Peugeot und drehte sich zu Tero um, der auf den Rücksitz gesunken war. Neben ihm nahm Paatsamas älterer Kollege Platz, der auch schon auf der Lichtung von Ostersundom dabei gewesen war. Bevor Paatsama den Mund aufmachen konnte, sagte Tero: »Ihr wart bereit, meinen Sohn den Killern auszuliefern.«
    Paatsamas Miene blieb kalt. »Das ist Ihre Auffassung. Apropos Killer ... Die Polizei verdächtigt Ihren Sohn, Julia Leivo getötet zu haben.«
    »Die ach so mächtigen Polizeikräfte unseres Landes suchen den falschen Mann«, sagte Tero voller Wut. »Der wahre Mörder, ein Schwede namens Steglitz, liegt da unten, als Leiche.« Tero nickte in Richtung Vito. »Wenn das stimmt, ändert das natürlich die Lage Ihres Sohnes.« Tero legte die Hand auf den Türgriff. »Die Beweise sind in dem Fahrzeug ... Warum lasst ihr die Schweden das Estonia Video mitnehmen ...« »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Und Sie selbst wohl auch nicht.« Tero beugte sich zu Paatsama vor. Er konnte sich kaum noch beherrschen. »Ich weiß genug. Sind das Leute vom MUST? KSI-Mitarbeiter?« Paatsama warf einen kurzen Blick auf den älteren Kollegen neben Tero. »Habt ihr vor, das alles zu vertuschen?«, fragte Tero weiter. »Sind deshalb weit und breit keine Polizisten zu sehen, obwohl es Tote und Verletzte gibt?« Es wurde still im Wagen. Schließlich brach der ältere Mann das Schweigen. »Ja, diese Angelegenheit wird im Geheimen geregelt.«
    Die Stimme des Mannes war tief und ruhig und vollkommen nüchtern. »Sollte der Fall vor Gericht landen, wird er hinter verschlossenen Türen verhandelt, und die Prozessunterlagen werden für vierzig Jahre unter Verschluss gehalten.«
    Tero hörte sich verblüfft an, was der andere unumwunden sagte. Dabei sah er ihm im gedämpften Licht des Autos fest in die Augen.
    »Die zentrale Kriminalpolizei wird im Todesfall Julia Leivo weiterermitteln, und die SiPo wird ihr alles nötige Material dazu aushändigen. Sollte sich zeigen, dass der Mörder tot ist, werden die Ermittlungen eingestellt.« Tero wartete einen Moment ab, dann sagte er: »Mein Sohn will ein Geständnis ablegen. Wegen Körperverletzung an Julia Leivo. In deren Folge blieb Julia bewusstlos auf der Erde liegen. Steglitz brachte sie anschließend um.«
    »Bei der Geschichte interessiert allein der Mörder«, sagte Paatsama. »Niemand hat ein Interesse daran, Einzelheiten aufzublähen.« »Es geht nicht um Interessen, sondern um Moral. Mein Sohn will die Körperverletzung, die er begangen hat, gestehen. Polizei, Staatsanwalt und Gericht entscheiden dann, wie es weitergeht.«
    Paatsama nickte. »Ich werde Ihren Sohn persönlich im Krankenhaus besuchen und sein Geständnis aufnehmen. Wir besprechen es dann und entscheiden über den Rest. Wäre das damit geklärt?«
    »Das schon. Aber einige andere Dinge sind es nicht.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich habe vor, zu enthüllen, was im Fall Estonia verheimlicht worden ist.« Paatsamas Lippen verzogen sich zu einem matten Lächeln. »Diverse Querdenker betreiben zu diesem Thema Homepages, schreiben Bücher, machen Eingaben im Parlament und wer weiß was alles.- Das hat keinerlei Einfluss. Es ist bislang nichts ans Licht gekommen, was
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