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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
Autoren: Ilkka Remes
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herankommen. Wir sind in dem blauen Peugeot hinter Ihnen. Halten Sie sofort an ...«
    Tero drückte das Gespräch weg, warf das Telefon auf den Beifahrersitz und legte die Hand auf den Schaltknüppel. Er blickte kurz in den Rückspiegel und sah weit hinter sich den Peugeot. Er glaubte kein Wort mehr von Paatsamas Beteuerungen, sondern begriff endlich, dass er seit Östersundom ein blauäugiger Dummkopf gewesen war: Was immer die Schweden auch trieben die Finnen halfen ihnen. Sie dachten gar nicht daran, etwas für Roni oder Kimmo zu tun. Wo waren denn die Straßensperren, das SK »Bär«, die Hubschrauber?
    Nirgendwo. Tero wurde bewusst, dass er allein war. Und dass er davon ausgehen musste, dass man den Vito absichtlich mitsamt den Beweisen davonfahren ließ - nach Russland, wie es den Anschein hatte.
    Tero war rasend vor Wut. Falls Julias Tod etwas mit Geheimnissen des Militärnachrichtendienstes zu tun hatte, wäre es für einige - genau genommen für beängstigend viele - Seiten, auch in Finnland, ein Geschenk des Himmels, wenn der Mord Roni aufgebürdet werden könnte.
    Tero war allein. Er spürte, dass Ronis Schicksal einzig in seinen Händen lag. Er schaltete in den dritten Gang, trat das Gaspedal durch und überholte den Autotransporter. Der Abstand zum Vito wurde immer geringer. Von Sekunde zu Sekunde kam Tero näher heran. Er versuchte, Einzelheiten zu erkennen. Ins Innere konnte man wegen der abgedunkelten Scheiben nur schwer hineinschauen, aber die hinteren Sitze schienen nicht besetzt zu sein. Ja. Nur vorne saßen zwei Männer.
    Teros Brust krampfte sich zusammen. Hatten sie Roni und Kimmo also tatsächlich mit den anderen Männern auf dem Waldweg zurückgelassen? Oder waren sie in den Land Cruiser umgeladen worden? Er geriet kurzzeitig in Panik und warf sich vor, die falsche Entscheidung getroffen zu haben, obwohl er wusste, dass es gar keine Alternative gegeben hatte.
    Er fuhr ganz dicht an den Vito heran und schaute durch die getönte Heckscheibe in den Rückspiegel, wo er Hellevigs Augenpartie erkennen konnte. Im selben Moment sah Hellevig in den Spiegel und so Tero direkt in die Augen. Im Blick beider Männer war die gleiche Botschaft zu lesen: Dieses Duell würde ausgetragen werden bis zum bitteren Ende. Keiner von beiden war zum Aufgeben bereit.
    »Das kann nicht wahr sein!«, rief Hellevig aus. »Der verrückte Finne. So eine Scheiße!«
    »Geben die eigentlich nie auf?« Die Stimme von Steglitz kam aus dem schmalen Spalt zwischen seinen blassen Lippen und klang erschöpft. »Seit wann hängt er schon an uns?«
    Der Golf von Airas berührte fast die hintere Stoßstange des Vito. »Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, sagte Hellevig. »Entscheidend ist, was der Kerl vorhat.« Hellevig erwog anzuhalten, aber das würde nichts bringen. Er wollte nach Imatra, weil er sich dort einigermaßen auskannte. Während seiner Zeit beim MUST war er mehrmals als Gast der finnischen Funkaufklärung dort gewesen.
    Jetzt legte er sich einen Notplan zurecht: Wenn Railo nicht anders an der Kandare zu halten wäre, würde Hellevig zur SI-GINT-Abhörstation des finnischen Geheimdienstes fahren. Dort würde man das Problem möglichst unauffällig beseitigen.
    Tero holte tief Luft und fühlte sich auf einmal vollkommen ruhig. Die Straße wurde von Weidenbüschen gesäumt, auf der rechten Seite sah man in einiger Entfernung das Ende einer Schlange von Lastwagen, die bis zur Grenze reichte. Ungefähr auf gleicher Höhe kam auf der Gegenfahrbahn ein Fahrzeug entgegen. Tero blickte kurz in den Spiegel, setzte den Blinker, schaltete in den dritten Gang und überholte den Vito. Dabei fasste er den Mercedes-Van fest ins Auge. Das entgegenkommende Fahrzeug näherte sich. Tero meinte, Steglitz neben Hellevig erkennen zu können, in seltsam schlaffer Haltung. Er gab weiter Gas und schaffte es im letzten Moment, vor dem Vito wieder auf die rechte Spur zu kommen. Bis zu der LkwSchlange waren es noch zweihundert Meter, aber Tero trat kräftig auf die Bremse. Zuerst sah es aus, als würde der Vito jeden Augenblick auffahren, aber dann bremste Hellevig. Tero bremste ebenfalls weiter und reduzierte das Tempo auf sechzig. Dann gab er plötzlich wieder Gas und schoss davon.
    Teppo Vuento, der Leiter des Grenzübergangs Nuijamaa, ging mit dem Telefon am Ohr auf sein Büro zu und hörte, was der Oberinspektor der Sicherheitspolizei, der ihn überraschend angerufen hatte, sagte. »Wir verfolgen einen Mercedes Benz Vito, Kennzeichen
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