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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
Autoren: Ilkka Remes
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von dessen Sommerhaus in Mäntyharju analysiert. Sie waren zu dem Ergebnis gekommen, dass die Russland-Angst der Schweden pathologisch war. Traumatisch. Die Finnen hatten den Russen im Krieg Auge in Auge gegenübergestanden, sie kannten ihren damaligen Feind und hatten viele Jahre lang mit ihm in erzwungener Symbiose gelebt. Für Schweden war Russland mythischer und unfassbarer, und das schürte abstruse Ängste. Das Auto nahm die Zufahrt zur Fernstraße 6, wo der Verkehr durch eine große Baustelle beeinträchtigt wurde. Bengtsson fragte sich, wie Railo zur derzeitigen Situation stand beziehungsweise was passierte, wenn es richtig eng würde. Bengtsson hatte die Erlaubnis, sehr frei zu agieren, wenn es galt, eine Katastrophe zu verhindern, aber Railos offizielle Befugnisse waren minimal. Die Zusammenarbeit mit ihm basierte einzig und allein auf inoffizieller Kollegialität und persönlichen Beziehungen, alles war also sehr diffus. Manchmal war das ein Nachteil, manchmal ein Vorteil.
    Roni löste langsam und mit Mühe das zähe Isolierband von seinen Fußgelenken. Er hatte Kimmo geholfen, die Hände freizubekommen, aber dieser hatte viel länger gebraucht als Roni, um die übrigen Fesseln zu lösen. Das Schaukeln des Fahrzeugs wurde heftiger. Roni richtete sich vorsichtig auf und drückte das Gesicht gegen den Spalt zwischen Sitzbank und Kofferraumabdeckung. Die mittlere Sitzbank war leer. Auf den Vordersitzen wurde Schwedisch geredet, was gesagt wurde, konnte Roni jedoch wegen der Fahrgeräusche aus seiner Position nicht verstehen. Er ließ sich wieder zurücksinken und bemerkte, dass Kimmo eine Klappe im Boden geöffnet hatte. Im nächsten Moment erschrak er, weil er etwas an der Hand spürte. Kimmo hielt ihm einen schweren Schraubenschlüssel hin.
    »Ich habe den Wagenheber«, flüsterte ihm Kimmo ins Ohr.
    Hellevig blickte in den Rückspiegel, obwohl der russische Geländewagen schon vor einiger Zeit abgebogen war. Es gab trotzdem keine Garantie dafür, dass der GRU aufgegeben hatte. »Und jetzt?«, fragte Steglitz.
    Hellevig merkte, dass Steglitz immer blasser wurde. »Du musst ins Krankenhaus ...«
    »Ich komme schon klar«, unterbrach ihn Steglitz ächzend. »Was machen wir mit der Ladung?«
    »Dafür findet sich ein Markt. Und wenn es in China ist.«
    Hellevig glaubte selbst nicht recht, was er da sagte. Außer nach Russland hatte er lediglich Kontakte zu Amerikanern und Israelis, anderswo müsste er ganz von vorne beginnen.
    »Bis dahin müssen wir ein Stückchen fahren«, schnaubte Steglitz. 241
    »Jetzt hör endlich auf mit deinem verdammten Gewinsel«, brüllte Hellevig, aber dann fielen ihm die Geiseln im Kofferraum wieder ein, und er redete leiser weiter: »Schieb bloß nicht wieder mir die Schuld in die Schuhe. Keiner von uns wusste, dass Makarin ein Mann vom GRU war. Die Russen hätten uns in jedem Fall bei der Scheune hingerichtet. Das war ein Hinterhalt. Wir hätten ihnen die Ladung übergeben, und danach hätten sie uns zum Schweigen gebracht. Makarins Tod hat uns quasi gerettet. Und ohne mich würdest du jetzt ebenfalls tot auf der Wiese liegen.«
    Steglitz starrte schweigend aus dem Fenster.
    »Wir haben viele prekäre Situationen gemeinsam überstanden, und wir werden auch diese überstehen«, sagte Hellevig. »Lass uns klar denken. Dann finden wir eine vernünftige Lösung.«
    Steglitz seufzte gequält. »Und die vernünftige Lösung besteht darin, dass wir die Ladung so schnell wie möglich ausladen, damit wir das Auto loswerden. Und die beiden Finnen«, fügte Steglitz leise hinzu und machte eine Kopfbewegung nach hinten.
    Hellevig antwortete nicht. Er wusste, dass Steglitz recht hatte.
63
    Warum meldete sich Anatoli nicht? Tero verzweifelte fast beim Blick auf den Vito, der in jeder Biegung vor dem russischen Autotransporter, den Tero unmittelbar vor sich hatte, zum Vorschein kam. Folgte er am Ende einem leeren Fahrzeug? Waren Roni und Kimmo im Wald zurückgelassen worden ? Tero schaute auf den Navigator. Der Grenzübergang Nuijamaa rückte näher. Ließ Paatsama den Vito doch über die Grenze fahren, aus welchem Grund auch immer?
    Tero griff nach seinem Handy und rief den Oberinspektor erneut an. »Wo seid ihr? Warum unternehmt ihr nichts?«
    »Ganz ruhig. Wir haben unsere Taktik, Sie können sich auf uns verlassen.« »Habt ihr vor, die Schweden an die Grenze herankommen zu lassen? Ist das die ganze Zeit der Punkt?«
    »Halten Sie Ihre Nerven unter Kontrolle. Wir lassen sie nirgendwo
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