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Reiterhof Birkenhain 07 - Raetsel um das braune Fohlen

Titel: Reiterhof Birkenhain 07 - Raetsel um das braune Fohlen
Autoren: Margot Berger
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löschte. Kein einziges Pferd legte sich ins Stroh wie sonst bei Dunkelheit. Alle standen aufmerksam in ihren Boxen. King Louis, der Herdenchef, beobachtete mit hellwachen Augen die Stallgasse.
    Nur Flecken-Paula wanderte unablässig in ihrer Box umher.
    Ab und zu stieß sie ein leises Wiehern aus, das anschwoll wie eine Sirene und dann wieder abnahm. Paula ahnte wie die anderen, dass Sally ein Pferdejunges erwartete, und regte sich ungeheuer darüber auf. Schon seit einigen Wochen gebärdete sich die Knabstrupper Stute wie verrückt, wenn sie in Sallys Nähe kam.
    Herr Jensen fand, dass die Mädchen dieses ungewöhnliche Verhalten erleben mussten, und holte sie aus dem Wohnwagen in den Stall.
    »Ich glaube«, sagte Jule nach einer Weile, »heute kommt das Fohlen. Die Pferde wissen es besser als jeder Tierarzt.«
    Das vermutete Herr Jensen auch.
    Er gab Jule die Geburtstasche, die sie im Caravan bereitsteilen sollte, und zeigte ihr den Inhalt. Schon lange war die Tasche fix und fertig gepackt. Mit Desinfektionsmitteln, Scheren, Einmalhandschuhen, Mullbinden, Verbandswatte, einem Fieberthermometer und einem Stapel ausgekochter Handtücher. Außerdem entdeckte Jule ein Litermaß, zwei Säuglingsflaschen und drei Schnuller.
    »Wird denn das Fohlen mit der Flasche gefüttert?«, fragte sie überrascht.
    Herr Jensen schüttelte den Kopf. »Nur wenn Sally es nicht trinken lässt. Wenn sie das Fohlen ablehnt.«
    Jule protestierte. »Das würde Mäuschen nie tun.«
    Kai Jensen verschloss die Tasche. »Das weiß man nie. Schließlich ist es Sallys erstes Fohlen. Manche Mutterstuten reagieren komisch. Sicher ist sicher.«
    Conny und Luisa hatten einen Rundgang durch den Stall gemacht. Verwirrt kamen sie zu den anderen zurück.
    »Rocky redet nicht mit mir«, sagte Conny bekümmert. »Er sieht mich nicht mal an.«
    »Bei Flecken-Paula ist es auch so«, bestätigte Luisa. »Als wenn ich Luft wäre. Und Oie, Kalle, Ankum - genau dasselbe.«
    Alle Pferde richteten ihre Blicke dorthin, wo Sallys Box lag.
    In dieser Nacht waren die Menschen bedeutungslos für sie.
    Es ging um etwas, was Menschen nicht verstanden. Die Leitstute ihrer Herde bekam ein Junges. Ein neues Herdenmitglied. Was in den Pferden vorging, konnte niemand ahnen. Nicht einmal Conny. Das war eine Welt, zu der Menschen keinen Zugang hatten.
    Der ganze Stall hielt Wache.
    »Wir haben hier nichts mehr verloren«, sagte Herr Jensen, der ein gutes Gespür für besondere Situationen hatte. »Das ist ihre Nacht und sie müssen wach bleiben. Wir sollten ihrem Instinkt trauen.«
    Er schob die Mädchen nach draußen auf den Hof. Eine Windböe riss ihm fast die Tür aus der Hand. »Das Fohlen kommt ganz sicher heute noch.«
    Zunächst wartete Kai Jensen mit den Mädchen im Wohnwagen. Es wurde 23 Uhr, 24 Uhr, ein Uhr, ohne dass sich etwas tat. Zwar wanderte Sally ein paar Mal unruhig auf und ab, aber danach stand sie wieder regungslos in der Box.
    Schließlich ging Herr Jensen in seine Dachwohnung, wo er abrufbereit warten wollte.
    Die Gewitterfront kam zwischendurch näher, zog aber wieder ab. Da es zwar windig, aber warm war, beschlossen die Mädchen ihre Kontrollstation aufs Wohnwagendach zu verlegen. Mit Blick in Sallys Box.
    Sie stiegen hinauf und legten sich flach nebeneinander hin. Obwohl sie sich fast lautlos bewegten, wurde die Stute sofort aufmerksam. Nach einiger Zeit gewöhnte sich Sally aber an die Mädchen. Zumal Jule, Conny und Luisa wirklich mucksmäuschenstill waren.
    Aus den Boxen drang das Scharren von Hufen. Ab und zu fegte ein Windstoß durch die Kronen der Birken neben dem Stall. Abgerissene Blätter segelten auf die Mädchen herab.
    Sonst war alles still, auch in Mäuschens Box.
    Doch gegen zwei Uhr veränderte sich Sally. Die Stute legte sich hin, stand sofort wieder auf und ging in der Box hin und her.
    Immer wieder stieß sie mit der Nase gegen ihren Bauch. »Ich hole Herrn Jensen«, flüsterte Jule, glitt lautlos die Leiter hinab und kam nach wenigen Minuten mit ihm zurück. Die Medizintasche stand schon neben Sallys
    Box. Kai Jensen holte die Einmalhandschuhe heraus und zog sie an. Langsam ging er an das verhängte Gitter heran, bis er Sally durch einen Spalt in den Wolldecken sehen konnte. Die Glimmlampe reichte gerade zum Beobachten.
    Jule tippte ihm auf die Schulter.
    »Gehen wir denn nicht zu Mäuschen hinein?«
    Herr Jensen legte den Finger auf den Mund. »Psst. Nein, erst wenn es Probleme gibt. Im Moment stören Menschen nur. Ihr könnt auf dem
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