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Reiterhof Birkenhain 06 - Rettung in letzter Minute

Titel: Reiterhof Birkenhain 06 - Rettung in letzter Minute
Autoren: Margot Berger
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auch schon 14.
    Nach kurzer Ruhepause reichten die Mädchen Thermosflaschen mit Kaffee herum, Flaschen mit Mineralwasser und Traubenzucker-Würfel.
    Schon brach die Dämmerung herein, viel zu früh für einen Abend im August. Aber wegen des verhangenen Himmels verschwand das Licht schnell. Hohe Buchen und Birken am Rande des Lottbachas schluckten den Rest der Helligkeit.
    Ab und zu verließ Benno die Gruppe, um die Böschung zu überprüfen. Mit sorgenvollem Gesicht kehrte er jedes Mal zurück.
    Als er nach dem dritten Test wieder kam, konnte er sich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten.
    »Wir schaffen es nicht.«
    Enttäuscht und am Ende seiner Kraft ließ sich Benno auf den Damm aus nassen Säcken fallen.
    Seine Feuerwehrkollegen und die anderen Helfer sahen sich fragend an, arbeiteten zögernd weiter und hielten schließlich inne. Es war, als ob Benno das Zeichen gegeben hätte, die Niederlage einzugestehen.
    Hatte der Feind H 2 0 gesiegt?
    »Die Böschung hält dem Wasserdruck nicht stand. Selbst wenn wir davor noch hundert Lagen Sandsäcke auftürmen.«
    Bennos Stimme klang mutlos. »Der Wall ist voll gesogen wie ein Schwamm. Daher auch die vielen Lecks.«
    Sie mussten sich geschlagen geben.
    Einer nach dem anderen legte seinen letzten Sandsack auf dem Damm ab. Es wirkte feierlich, fast wie bei einem Abschied.
    Abschied von diesem Teil Großmoorstedts, der bald im Wasser versinken würde.
    Alles war umsonst gewesen. Die ganze Anstrengung -vergebens.
    Auf Sandsäcken und Schubkarren, auf Brettern und Zaunstreben hockten die Helfer, die Köpfe gesenkt. Der Regen lief ihnen über die Gesichter, bei einigen Männern aus der Umweltgruppe mischten sich heimliche Tränen darunter.
    Hätte der Regen nicht für eine Geräusch-Kulisse gesorgt, wäre es beängstigend still gewesen. Jeder hing seinen sorgenvollen Gedanken nach. Es war höchste Zeit, eine neue Lösung für den Schutz von Tieren, Haus und Hof zu finden.
    In die Stille hinein sagte Jule: »Wenn das Wasser überläuft, bringe ich mein Surfbrett mit.«
    Ihr Kommentar, flapsig wie alles, was Jule von sich gab, war zur Aufmunterung gedacht. Er kam aber nicht gut an.

6. Kapitel
    Freie Boxen gesucht

    Es war unrealistisch gewesen, zu hoffen, dass der Wasserstand des Lottbachs über Nacht fallen würde. Alles sprach dagegen.
    Trotzdem verlor Kai Jensen fast die Fassung, als er am Sonntagmorgen aus seiner Stalltür lugte und einen braunen See erblickte, wo einmal seine Wiese gewesen war.
    Erst als King Louis mit leisem Schnauben auf sich aufmerksam machte, löste Jensen seinen Blick von dem überschwemmten Stück Land.
    »Keine Angst, Alter«, seufzte er, ging zu seinem Herdenboss hinüber und kraulte ihm den braunen Nasenrücken. »Dich bringen wir in Sicherheit, bevor das verdammte Wasser hier ist. Die anderen natürlich auch.« Drei Stunden Schlaf hatte sich der Stallbesitzer gegönnt, mehr nicht. Wie lange hatte er gestern noch mit der Feuerwehr zusammengesessen? Bis Mitternacht? Mindestens. Neue Pläne waren geschmiedet worden.
    Der feuerrote Einsatzwagen der Feuerwehr stand unverändert unten auf dem Hof, wohin die Fluten noch nicht reichten. Der Stromgenerator ratterte. Nachts war der Lichtmast mit den beiden Flutlichtstrahlem herausgekurbelt worden. Zweimal tausend Watt tauchten den Lottbach in helles Halogen-Licht. Auch jetzt noch.
    Wie die Finger eines Außerirdischen, dachte Jensen unwillkürlich.
    Geistesabwesend bückte er sich nach dem maunzenden Stallkater und setzte ihn auf seine Schulter. Dort schnurrte Blaumann am liebsten.
    Das Dröhnen des Strom-Erzeugers drang nervtötend laut bis in den Stall herauf. Seltsam, heute Nacht war ihm das überhaupt nicht aufgefallen. Ein Beweis dafür, wie bleischwer sein Schlaf gewesen sein musste.
    King Louis machte fremde Geräusche auf der Stallgasse aus und beobachtete die knarrende Eingangstür. Besuch, noch vor dem Füttern?
    Ein etwa 50-jähriger Mann kam herein. In der Tür zog er gewohnheitsmäßig den Kopf ein, denn mit seinen fast zwei Metern stieß er sonst gegen den Rahmen.
    Es war der Tierarzt, Dr. Theo Teichmüller.
    »Ein Sauwetter, wirklich!«, rief er Kai Jensen zu und schüttelte sich wie ein nasser Hund, als er näher kam. »Ich komme gerade von einer Kolik. Da wollte ich mal reingucken. Hab von eurem Hochwasser gehört. Wie schlimm ist es denn?«
    Blaumann sah ärgerlich auf und machte einen Buckel.
    Wenn er etwas nicht leiden konnte, dann Menschen, die mit Tropfen um sich werfen.
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