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Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall

Titel: Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall
Autoren: Margot Berger
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    Nach dem Schreck mit der schreienden Frau trabt Kalle bis zur Schule, ohne anzuhalten. Vor dem Schultor zögert er kurz. Soll er auf den Hof laufen? Gibt es irgendwo eine Lücke im Zaun? Er trottet ein paar Mal vor dem Tor hin und her. Lohnt sich der Aufwand ein Loch zu suchen? Wächst überhaupt etwas dahinter? Er drückt seine Stirn gegen die senkrechten, grauen Eisenstäbe und späht durch die Zwischenräume. Weit und breit kein Halm zu entdecken. Die Hamburger Schulbehörde hat wohl kein Herz für hungrige Fjordpferde.
    Kalle stuft Schulhöfe als feindliches Gebiet ein (Jule hätte ihn dafür geküsst), läuft die Straße zurück und verschwindet im Birkenhain hinter der Schule.
    Der federnde Waldboden unter seinen Hufen gefällt ihm. Das ist etwas anderes als das Stehen auf dem engen Pferdehänger. Es ist doch richtig gewesen, einen Ausflug zu unternehmen, bevor er in der Box landet.
    Ein silbernes Blitzen zwischen den Bäumen weckt Kalles Aufmerksamkeit.
    Mit vorgestreckter Nase bahnt das Pony sich eine Schneise durch das dichte Unterholz. Glitzern bedeutet meistens Wasser. Viel Wasser. Und Schwimmen liebt ein Fjordpferd noch mehr als Gras fressen. Unbeirrt wühlt Kalle sich weiter vor. Zweige federn zurück, schlagen ihm gegen die Schultern und hinterlassen breite Striemen. Egal. Er ist hart im Nehmen. Nur weiter.
    Endlich hört das Buschwerk auf, direkt am Ufer des alten Dorfteiches.
    Kalle schnaubt freudig. Der Fjordpferde-Badesee von Großmoorstedt liegt vor ihm, das steht für ihn fest. Kalle scharrt erst im flachen Wasser, knickt dann die Vorderbeine ein und lässt sich ins Wasser gleiten. Sein lautes Prusten dringt weit über den See.
    Dass der schmale Fußweg am Rand schwarz von Zweibeinern ist, stört Kalle wenig. Erst als er eine schrille Stimme vom Ufer hört, fühlt er sich gestört. Schreistimmen vergisst ein Fjordpferd nicht. Das ist eindeutig die laute Frau von vorhin. Johannes' Mutter, die nach der Polizei gerufen hat. Muss sie ausgerechnet jetzt hier Vorbeigehen und ihm wieder auf die Nerven fallen? Ihren Jungen dagegen sieht Kalle gern. Seine Stimme klingt angenehm in Pferdeohren.
    »Guck mal, Mami«, ruft Johannes begeistert. »Da schwimmt das Pferd mit dem Mecki.«
    Im Nu rennt er seinen Eltern davon und hockt sich an den Rand des Sees, wo Kalle gerade an Land klettert. Das Pferd schüttelt sich, dass die Tropfen nur so fliegen. Der kleine Junge quietscht auf, weil er pudelnass geworden ist. Das scheint ihm aber nichts auszumachen. Deshalb steigt er sofort in Kalles Achtung. Freundlich brum-melnd reibt er seinen triefend nassen Kopf an den Schultern des Jungen.
    »Hi, Struppi«, sagt Johannes. »Komm doch mal wieder bei uns vorbei. Wir haben Gras genug für dich.« »Geh sofort von dem Ungeheuer weg«, schreit seine Mutter aus sicherer Entfernung. »Auf der Stelle kommst du hierher, Johannes.«
    Kalle wirft einen kurzen Blick auf die zusammengerotteten Zweibeiner. Es ist klar: Er muss weg von hier. Menschen bedeuten eine Gefahr für herumstreunende Pferde. So viel weiß er. Zumindest erwachsene Menschen. Kinder nicht. Kinder schreien nie »Polizei« und »Haftrichter«, wenn sie ein Pferd sehen. Im Gegenteil. Kinder bieten einem sogar ihren halben Rasen zum Frühstück an, wie Johannes.
    Kalle schnaubt Johannes ein kurzen Abschiedsgruß zu, dann verschwindet er im Wald.
    Ein Bach begleitet den Spazierweg. Kalle entschließt sich den Weg durchs Flussbett zu nehmen. Durch flaches, klares Wasser trabt er immer weiter in Richtung Ortszentrum. Schließlich muss Kalle stoppen, weil ein Zaun ihm den Weg versperrt. Hinter dem Maschendraht lassen zottelige Schafe sich köstliches Gras schmecken.
    Wenn Kalle etwas hasst, dann sind das eingezäunte Weiden. Weiden, die er nur von außen betrachten darf. Wenn er etwas noch mehr hasst, dann sind es Schafe, die ihm alles vor der Nase wegfressen.
    Kalle kann sich also gleich doppelt aufregen. Er muss sich entscheiden. Ist er ein Kerl oder ist er eine Memme? Ein paar kräftige Huftritte, drei Sturmangriffe mit der breiten Brust und der Maschendraht liegt zertreten am Boden. Kalle ist ein ganzer Kerl, das hat er gerade wieder bewiesen. Ein Sprung über den Graben und er landet mitten in der Schafherde. Erschrocken stieben die Schafe auseinander.
    Na bitte! Endlich wieder Gras satt.
    Aus den Augenwinkeln beobachtet Kalle seine Umgebung. Alte Fachwerkhäuser sind im großen Umkreis aufgestellt. Viele mit Dächern, die Kalle ziemlich spaßig
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