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Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall

Titel: Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall
Autoren: Margot Berger
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Oie?«, hatte der oft gejammert. Für solche Sprüche hat einer wie Kalle nur ein müdes Wiehern übrig. Ist es vielleicht seine Schuld, dass die Zweibeiner so wenig belastbar sind? Warum müssen sich Leute ein Fjordpferd anschaffen, wenn sie schwache Nerven haben?
    Kalle bleibt stehen. Wo ist er gelandet?
    Nicht schlecht hier. Die Straße mit den Einzelhäusern und den Gärten ist genau nach seinem Geschmack. Schade, dass sein Bruder Oie nicht hier ist, um das Tollste an dieser Straße zu sehen: Vor jeder Haustür liegt eine eigene Fjordpferde-Weide. Voll mit saftigem Gras. Das Problem ist nur, dass überall ein kleines Gatter den Weg zu den Weiden versperrt. Kurz entschlossen knallt Kalle seine Nase gegen so eine Pforte. Verschlossen. Unwillig schnaubend zieht er den Kopf zurück. Vielleicht hat er beim Nachbarn Glück. Nein. Also noch ein Haus weiter.
    Dann die ganze Straße hinunter bis zur U-Bahn-Brücke. Überall das Gleiche. Nichts als verrammelte Gartentüren.
    Kalle biegt in eine Nebenstraße ein. Das ist nicht gerade die Lieblingsstraße der Kinder von Großmoorstedt. Der Weg endet nämlich direkt an der Schule. Aber das weiß Kalle nicht. Für ihn ist die Straße einfach himmlisch, weil er gleich hinter der Biegung sein Traumhaus entdeckt. Mit einem ausladenden Rasenstück davor. Und einem breiten Eingangstor, das weit offen steht. Ist das nicht wie eine Einladung für jedes herumstreunende Pferd? Gute, fette Fjordpferde-Weide. Vor der Garage wartet ein Rasenmäher auf Arbeit. Wozu braucht man Rasenmäher, solange es hungrige Pferde gibt?
    Zufrieden grummelnd trabt Kalle durch die Toreinfahrt und schlägt seine Zähne in das Gras. Von nun an sieht er keine Sekunde mehr hoch.
    Kalle ist ziemlich abgebrüht. Er zuckt nicht einmal mit seinen kurzen Ohren, als Stimmen aus dem offenen Wohnzimmerfenster nach draußen dringen.
    »Komm sofort vom Stuhl herunter, Johannes«, schimpft eine Frau, »nicht, dass du noch aus dem Fenster fällst. Da draußen gibt es nichts zu sehen.«
    »Mami«, sagt eine Kinderstimme. »Mami, draußen steht ein Pferd im Garten.«
    »Komm und iss deine Erdbeertorte, Junge. Sonst werden wir nie fertig. Wir wollen doch zum Stadtteilfest.« »Die Mähne steht ab wie bei einem Igel«, sagt der kleine Junge begeistert. »Oder wie bei einem Drachen. Nur nicht so stachelig.«
    Das tiefe Seufzen kommt erneut von der Mutter.
    »Spinn nicht herum, Johannes! Willst du nach den Sommerferien zur Schule gehen oder nicht? Die nehmen dich nicht, wenn du dir dauernd solche verrückten Geschichten ausdenkst.«
    »Auf dem Rücken hat das Pferd einen schwarzen Strich. Von vorne bis hinten.« Johannes bleibt hartnäckig und lehnt sich weiter aus dem Fenster. »Sonst sieht es gelb aus. Wie Sand.«
    Kalle lässt sich nicht stören. Sollen sie sich da drinnen doch den Mund fusselig reden. Hauptsache, sie vertreiben ihn nicht von seiner Weide.
    »Was hat das Kind denn wieder?« Im Hintergrund ertönt die ungeduldige Stimme von Johannes' Vater. »Ach, das Übliche. Er träumt wieder. Draußen soll ein gelbes Ungeheuer stehen. Mit Drachenmähne.«
    »Mach doch das Fenster zu. Dann ist Ruhe.«
    Kalle dreht ein Ohr nach vorn.
    Im Haus ist Gepolter zu hören - Johannes wird vom Stuhl gezogen - und seine Mutter erscheint am Fenster. Ihr gellender Aufschrei fährt Kalle bis in die Hufe. Mit drei großen Sätzen galoppiert er aus der Toreinfahrt nach draußen.
    »Ein Pferd«, japst die Frau. Mit weißen Fingerknöcheln umklammert sie die Fensterflügel. »Ein Pferd. In unserem Garten! Unser schöner Rasen. Alles zertrampelt. Polizei!!! Wo bleibt die Polizei?«
    Beleidigt dreht Kalle ab und trabt eilig die Straße hinunter. Er rennt, bis das Geschrei schwächer wird. Wenn er etwas nicht ausstehen kann, dann sind das schreiende Menschen. Gebrüll tut ihm weh bis unter die Stehmähne. Wegen der paar Hundert Hufabdrücke auf dem Rasen so ein Theater zu machen! Klar sieht man Hufspuren im Gras. Das ist doch ganz normal bei 400 Kilo Körpergewicht. Ein Pferd ist nun mal kein Dackel.
    Das findet auch die Polizei von Großmoorstedt. Sie kommt tatsächlich, weil Johannes' Mutter keine Ruhe geben wollte.
    Einen Dackel in einem fremden Garten hätten die Polizisten ganz niedlich gefunden. Und nicht polizeilich verfolgt. Kalle ist aber kein Dackel, sondern ein Fjordpferd. Ein Pferd in einem Vorgarten ist kein Spaß, sondern Sachbeschädigung. Bei einem Pferd hört der Spaß auf. Herr Jensen wird wohl für den zertretenen Rasen
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