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Reitclub Wedenbruck

Reitclub Wedenbruck

Titel: Reitclub Wedenbruck
Autoren: Tina Caspari
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das glaubt ihr nicht! Und in seinen Bewegungen steckt Dynamit. Der Kaufinteressent muß eine gute Nase haben. Ist der Handel perfekt?“
    „Ich denke schon. Genau wußte es Petersen natürlich nicht.“
    „Eigentlich schade, ich hatte gehofft, daß wir Santorin eines Tages selber ausbilden würden. Aber nun erzählt noch schnell, was die liebe Familie macht, wie geht’s drüben bei Inge und Thorsten?“
    „Oh, dein Schwager hat einen hervorragenden Auftrag an Land ziehen können“, mischte sich jetzt die Mutter wieder ins Gespräch. „Er soll die Freizeitanlagen in der neuen Feriensiedlung drüben mit ein paar Skulpturen ausschmücken.“
    „Das Feriendorf!“ Bille genehmigte sich ein weiteres Stück Hefezopf und stellte gleich darauf fest, daß es sie vermutlich jeden Augenblick in Stücke reißen würde, so vollgestopft fühlte sie sich. „Ehrlich gesagt, das habe ich total vergessen. Ist das denn schon fertig?“
    „In einem Monat soll Eröffnung sein, dann sind die ersten Häuser bezugsfertig. Begeistert sind wir ja alle nicht“, brummte Onkel Paul. „Aber was will man machen, das ist wohl heutzutage so. Eine riesige Tanzdiele haben sie gebaut, eine Ladenstraße mit Boutiquen, Sauna, Fitness-Raum, Friseur, sogar einen Swimmingpool. Als ob die Ostsee nicht reicht! Und nun wollen sie noch...“
    „Möchtest du noch eine Tasse Tee?“ unterbrach Mutsch Onkel Paul schnell und warf ihm einen warnenden Blick zu.
    „Nein, danke“, antwortete Bille und wandte sich ihrem Stiefvater zu. „Was wollen sie noch?“
    „Ach, nichts. Ist sicher nur Gerede.“
    Die Mutter bemühte sich, das Thema zu wechseln. „Kind, hast du schon mal einen Blick in den Garten geworfen? Auf mein Tulpenbeet? Ich bin ganz stolz! Diese neue Sorte, diese späten, großen, hellrosa und weiß, das ist eine Papageientulpe, eine Pracht, sage ich dir! Die sehen eigentlich gar nicht mehr wie Tulpen aus, das sind schon halbe Dahlien!“
    „Die muß ich mir gleich ansehen!“ Bille stand auf und ging zum Fenster. „Gestern abend war es zu dunkel, um etwas zu erkennen, und ich war auch so totmüde . Rosaweiß, sagst du? Wo sollen sie stehen?“
    „Na, hör mal!“ Mutsch schüttelte unwillig den Kopf. „Genau dort, wo du hinsiehst. Im Tulpenbeet vor dem Rasen!“
    „Sie sind nicht vielleicht eher als grün zu bezeichnen?“
    „Willst du mich verkohlen?“ Mutsch sprang auf und lief ebenfalls zum Fenster. Gleich darauf stieß sie einen schrillen Schrei der Empörung aus.
    „Nein! Das gibt’s nicht! Solche Barbaren! Banausen! Kulturschänder! Wie kann man sich aus purer Lust an der Zerstörung an so etwas Schönem vergreifen! Keine einzige ist mehr da, das ist doch einfach unglaublich!“
    Während Mutschs Ausbruch hatten sich Bille und Onkel Paul einen beunruhigten Blick zugeworfen. Wieso war Mutsch sich so sicher, daß es sich bei dem Räuber um einen zweibeinigen Blumendieb handelte?
    „Tut mir wirklich leid für dich“, sagte Bille und legte ihrer Mutter mitfühlend den Arm um die Schultern. „Nächstes Jahr blühen sie ja wieder, und sicher viel schöner als diesesmal ! Du, ich mache mich jetzt auf den Weg. Zottel wartet sicher schon ganz sehnsüchtig auf mich.“ Bille half ihrer Mutter, den Tisch abzuräumen, und ging hinaus. Im Flur schlüpfte sie in die alten, ausgeleierten Reitstiefel, die sie zur täglichen Arbeit trug, und griff ihre Jacke vom Haken.
    „Tschüs, ihr beiden! Wir sehen uns heute abend, vielleicht bringe ich Simon zum Essen mit.“
    Damit verließ sie das Haus. Auf der obersten Treppenstufe blieb sie wie erstarrt stehen. Vor ihr stand ihr Pony Zottel und begrüßte sie mit fröhlichem Brummen. Aber nicht nur das. In seinen Maulwinkeln baumelten rosaweiße Blüten, groß wie Dahlien. Zottel trat auf Bille zu, nickte freudig mit dem Kopf und drückte seine Stirn fest gegen ihre Brust, als wolle er sagen: Nun nimm sie schon, ich hab hier die ganze Zeit auf dich gewartet!
    Bille nahm die zu Brei zerkauten Stengel vorsichtig aus seinem Maul. Wenn sie die Blüten abschnitt und in eine flache Schale mit Wasser legte, würden sie sich sicher noch eine Weile halten. Lachend fuhr sie dem Pony mit der freien Hand durch die Mähne.
    „Mein Zottelchen! Du bist eben doch ein vollendeter Kavalier. Hast mich zum Willkommen mit Blumen erwartet, wie lieb von dir! Warte, ich tue sie gleich in eine Vase. Bleib schön da, ich bin sofort zurück!“
    Bille kehrte in die Küche zurück und hielt Mutsch Zottels Geschenk vor die
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